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Verschwiegene Exitplanung

Man kann ein Volk für eine Weile einsperren, wenn man ihm erklärt, weshalb das nötig ist. Es wird uns gesagt – und das leuchtet auch ein –, dass man zur Entlastung der Kliniken und damit zum Schutz der Gefährdeten, der Alten, der Menschen mit Vorerkrankungen, die Ausbreitung des Virus verlangsamen müsse. Dabei wird – man nannte das früher schwarze Pädagogik – auf die Zustände in den italienischen Krankenhäusern verwiesen. Die sind in der Tat schlimm. Wenn ihr es so nicht haben wollt, höre ich die Verwaltung sprechen, dann müsst ihr gefälligst Kontakte vermeiden. Das tun wir dann auch, brav, mehr oder weniger überzeugt, hoffend, es werde was nützen. Aber was Häckerling irritiert: Man darf nicht über den Ausstieg aus diesem freiheitsbeschränkenden Zustand reden. Das wäre zu früh, das würde falsche Signale setzen. Sorry, aber das leuchtet mir nicht ein. Im Gegenteil: Es wäre erleichternd zu wissen, dass die Exekutive tatsächlich über einen Exit-Plan verfügt, dass sie sich bereits viele Gedanken gemacht hat, wie der – gewiss stufenweise – Ausstieg erfolgen wird. Warum verschweigt man uns, was längst in den Schubladen liegt? Hält man uns für so unreif, dass wir einen solchen Plan missverstehen würden als Botschaft vom Ende der Kontaktsperre. Andersherum wird ein Schuh daraus. Wenn wir wüssten, dass es am Tag X so weitergehen würde, dass zuerst (als Beispiel sei es genannt) die Schüler mit Prüfungen wieder in die Schulhäuser dürften, dass (als weiteres Beispiel) die Kinos oder Theater unter der Auflage öffnen dürften, nur ein Drittel der Plätze zu besetzen, dass zuerst die Jüngsten (oder Ältesten) in ihre Kitas dürften, dass Friseure unter bestimmten Voraussetzungen wieder arbeiten könnten, dass die Alten nur zu bestimmten Zeiten in den Supermärkten einkaufen dürften, dass …, wenn wir derlei wüssten, hätten wir eine Hoffnung, könnten wir uns vorstellen, wie wir unsere Freiheit allmählich wieder bekämen.

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