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Gesellschaft

Lustlose Kontrolleure

Kontrolliert zu werden finden die meisten nicht gut. Sie betrachten es als Zeichen des Misstrauens und nehmen es persönlich übel. Dabei ist „Schwachheit dein Name, Mensch“. Wenn man weiß, dass niemand auf das schaut, was ich treibe, traue ich mir Unredlichkeiten, z.B. bei der Steuer, oder Überschreitungen der Geschwindigkeit am Steuer. Wenn Hausaufgaben nie nachgesehen werden, sinkt die Lust, sie zu erledigen. Wenn fürs Wegwerfen von Müll Bußgelder drohen, aber nie jemand welche verhängt, hält sich die Freude am Vermüllen der Landschaft. Mehrfach in der Woche sammeln wir weggeworfene Kippen vor dem Haus ein. Dabei ist deren Wegwerfen streng verboten. Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser – das kommt uns irgendwie bekannt vor. Wer hat eigentlich Wirecard kontrolliert? Offenbar keiner so richtig. Wer hat die Umsetzung des Digitalpakts kontrolliert? Niemand, sonst hätte man feststellen können, dass kaum Geld abfließt. Wer hat die Autoindustrie in der Abgasgeschichte kontrolliert? Keiner, sonst hätten die längst von ihren Betrügereien Abstand genommen. Immerhin: Die Polizei kontrolliert in den S-Bahnen die Einhaltung der Maskenpflicht. Dabei sitzen dort genügend strenge Bürger, die den Nachlässigen mit Bemerkungen auf die Sprünge helfen. Wir sind dabei, eine Fehlerkultur aufzubauen. Eine Kontrollkultur wäre auch nicht schlecht.

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