Man sieht nicht, was in den Köpfen von Menschen vor sich geht. Das ist im Normalfall ohne Belang, aber beim russischen Präsidenten ein Nachteil. Was sind seine Ziele? Was wird er als Nächstes tun? Reicht ihm die Ukraine als Eroberung oder steht sein Sinn auch aufs Baltikum? Nun sehen wir zwar nicht in den Kopf des Puten, aber wir hören, was aus seinem Mund herauskommt: allerlei Wirres und Dunkles. Wer sich seiner Armee in den Weg stelle, müsse mit dem Schlimmsten rechnen, mutmaßlich seinen Atomwaffen. Abenteuerlich sind des Puten Geschichtsvorstellungen. Es ist ihm entgangen, dass es in der Ukraine bereits im 19. Jahrhundert nationalstaatliche Bestrebungen gab. Es ist ihm auch entgangen, dass die Bevölkerung des Landes mehrheitlich nicht dem russischen Reich einverleibt werden will. Er aber, der Pate Putin, schert sich weder um das Selbstbestimmungsrecht der Völker noch um die Opfer des Krieges. Er will offenbar ein neues Groß-Russland schaffen und sieht sich in der Nachfolge Peters des Großen und des Schlächters Stalin, die auch solche großspurigen Pläne verfolgt haben. Was ist also drin in Putins Kopf? Ein großes Ego und ein kleines Verantwortungsgefühl. Früher pflegten solche Figuren irgendwann ohne Kopf dazustehen, aber ich fürchte, dass dieser Pute mit seinem Kopf noch einige Zeit damit durch die Wand will. Weil er sich als den Größten dünkt, werden ihn weder anklagende Worte noch Sanktionen zu einer Raison bringen, deren es ihm eh mangelt.
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