Der Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg hat sich Gedanken gemacht, nicht nur über den Zustand der Welt, sondern auch über die Schulen von the Länd. Die bringen eher mittelmäßige Schülerinnen und Schüler hervor. Das aber entspricht nicht dem Anspruch eines Bundeslandes, das sich zu den Besten zählt. Und was ist beim bildungspolitischen Nachdenken des Landesherrn herausgekommen? Zwei Erkenntnisse: Die eine besteht darin, dass es nach seinem Dafürhalten nicht genüge, dass jeder Lernende ein Tablet hat (so weit sind wir sowieso noch nicht), sondern dass man auch eine pädagogisch sinnvolle Nutzung dieser Geräte erreichen müsse. Wie wahr! Das ist eine Forderung, die seit Jahren erhoben wird. Es wäre die Aufgabe seiner Regierung (gewesen), hierzu Konzepte vorzulegen, Bildungspläne und Handreichungen, die es den Schulen erleichtert hätten, bei diesem Thema voranzukommen. Die zweite Erkenntnis Kretschmanns beginnt mit einem Tadel der Lehrerverbände. Sie würden immer nur neue Stellen fordern (haben wir denn genug?), man müsse, fordert er, mehr „inhaltlich“ diskutieren. Wie wahr! Dann möge seine Kultusministerin endlich etwas vorlegen, worüber man diskutieren kann. Welche Kompetenzen sollen die Schülerinnen und Schüler erwerben? Oder gar keine mehr, sondern nur noch Inhalte? Und welche sind wichtiger geworden, welche entbehrlich? Sind zum Beispiel Schreiben, Lesen und Rechnen noch wichtig? Der Ministerpräsident ist auf dem richtigen Weg, aber leider erst an dessen Anfang.
Monat: Dezember 2022
Es ist eigentlich zum Verzweifeln. Immer wieder – so auch heute – erfahren wir von schwachen Schülerleistungen. Diesmal trifft es die Drittklässler. Über 25 % kann nicht ausreichend lesen, schreiben und rechnen. Schulpolitik ist kaut Grundgesetz Ländersache. Wenn also viele Kinder in Baden-Württemberg schulische Mängel aufweisen, dann kann man sich ausnahmsweise nicht an Berlin wenden und um ein Hilfspaket bitten. Aber ein wenig sucht man den Schuldigen doch wieder beim Bund. Denn es seien vor allem die Kinder aus Migrationsfamilien, die Schulprobleme haben. Wenn wir also keine Flüchtenden oder Asylanten hätten, so die immanente Logik, wären unsere Schülerinnen und Schüler sehr gut. Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so. Irgendeine Idee, wie man dem Problem begegnen könnte, scheint man in Stuttgart nicht zu haben. Es bleibt beim bedauernden Konstatieren des üblen Sachverhalts. Dabei lassen sich Probleme bekanntlich dann lösen, wenn man sich ihrer entschlossen annimmt, wenn man nicht lamentiert, sondern handelt. Aber hierzulande fehlt es offenbar an den einfachsten Erkenntnissen. Wenn Kinder in den elementaren schulischen Tätigkeiten Defizite haben, dann muss man sie gezielt angehen. Wer etwas noch nicht kann, muss länger in der Schule sein und mehr Unterricht bekommen, nicht freiwillig, sondern als Pflichtunterricht. Wer dann seine Leistungen steigert, dem wird der Zusatzunterricht Schritt für Schritt erlassen. Wenn das kein Anreiz ist! Mit welchen Methoden man diesen schwachen Lesern, Schreibern und Rechnern aufhelfen kann, das dürfte den Grundschullehrkräften bekannt sein. Also: Lasst die Lehrer machen. Gebt ihnen den rechtlichen Rückenwind, die nötige Zeit und evtl. ein paar Euro mehr in die Hand, dann wird sich bald etwas ändern.
Hinter dem Begriff „Freiheitsgeld“ in dem gleichnamigen Roman von Andreas Eschbach (Lübbe-Verlag) versteckt sich das „Bedingungslose Grundeinkommen“, über das seit Jahren diskutiert wird. Eschbach erzählt eine Geschichte, die in den 2060er Jahren spielt. Alle Bewohner Europas bekommen das Freiheitsgeld. Worin besteht die damit gewonnene Freiheit? Jede und jeder kann ohne Arbeit einigermaßen leben, ein Hobby betreiben, sich künstlerisch betätigen oder auch einfach gar nichts tun. Wer allerdings arbeiten möchte, findet selten eine Stelle, denn die anfallende Arbeit wird von Robotern erledigt. Insofern hat das Freiheitsgeld einen befriedenden Einfluss. Wir erfahren, dass es in den 2030er Jahren eingeführt worden sei, als die Zahl der Arbeitslosen stark gestiegen war und soziale Unruhen Europa erschütterten. Politisch umgesetzt hat den Plan Kanzler Havelock. Der ist inzwischen über 90, aber geistig durchaus noch frisch. Doch dann wird er umgebracht und zeitgleich mit ihm ein bekannter Journalist. Offenbar hatte der alte Politiker zunehmend Zweifel am Sinn des Freiheitsgelds bekommen und wollte sich zusammen mit dem Journalisten öffentlich dagegen äußern. Dagegen hatten einige offenbar Bedenken. Die Einführung dieser Sozialleistung war eine Aktion der Reichen gewesen, die sich mit diesen Alimenten an die normalen Menschen die Ungestörtheit ihres Wohlstandslebens sichern wollten. Dabei zahlen sie kaum etwas dafür, denn das Freiheitsgeld wird überwiegend von denen finanziert, die tatsächlich noch Arbeit haben. Sie zahlen fast 80 Prozent Steuern. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein arabischstämmiger Polizist namens Ahmad Müller. Er kommt den Hintergründen des Freiheitsgeldes und damit auch den Mördern auf die Spur. Wird er etwas dagegen unternehmen können? Ganz nebenbei erzählt dieser Roman von den Folgen des Klimawandels und wie man sie bekämpft. Ein Lösungsansatz: weniger Menschen auf der Welt! Dieses Problem lässt sich unfruchtbar machende Arzneimittel lösen. Eschbach erzählt in „Freiheitsgeld“ eine unterhaltsame Geschichte und diskutiert zugleich ein interessantes sozialpolitisches Modell.