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Siebenhundertfaches Strohdreschen

Hat das Bloggen einen Sinn? Lohnt es sich, einige Zeilen zum Tagesgeschehen zu formulieren und dann ins Netz zu stellen? Natürlich nicht. Es ist vergebliche Liebesmüh, den Verantwortlichen für politische Entscheidungen auf diese Weise Beine machen zu wollen. Sie lesen es gar nicht; es würde sie auch nicht beeindrucken, wenn sie es läsen. Warum dann also dieses Schreiben ins Leere? Was soll dieses Dreschen von leerem Stroh, wenn dadurch kein Körnchen gewonnen wird? Ich könnte philosophisch auf den Sisyphus von Camus verweisen, der sich unablässig abmüht, einen Felsbrocken auf den Berg zu hieven, obwohl er weiß, dass der danach wieder herabrollt. Beim Heruntergehen lächelt er. Das Sinnlose hat seinen Sinn in der Sinnlosigkeit. Man steht drüber, wenn man darüber lachen kann. Oder hat das Glossieren von Zeiterscheinungen seinen Sinn in sich selbst, ist das Schreiben als solches das Wesentliche? Das anzunehmen wäre vermessen. So würde ich mir meinen Beitrag zum Verstopfen des Internets nur schönreden. Oder ist die Bloggerei ein Produkt der Eitelkeit oder ein Ruf um Aufmerksamkeit? Seht, Leute, ich bin auch noch da. Mir will nichts Rechtes zur Begründung einfallen. Also weitermachen? Oder mit der 700 aufhören?

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Schillers Nachtgedanken

„Ergreift ihn, der das Wort gesprochen,
Und ihn, an den’s gerichtet war.”
Doch dem war kaum das Wort entfahren,
Möcht er’s im Busen gern bewahren;
Umsonst, der schreckenbleiche Mund
Macht schnell die Schuldbewussten kund.
Man reißt und schleppt sie vor den Richter,
Die Szene wird zum Tribunal …

Schlag nach bei Schiller? In den Kranichen des Ibykus endet die Geschichte tödlich, denn das verräterische Wort ist publik geworden. Es lässt sich nicht mehr zurücknehmen und im Busen bewahren.

Gibt es in einem Blog eine andere Lösung? Kann man das dort Geäußerte zurücknehmen, indem man es einfach löscht? Aber das Gelöschte, ist es dann auch wirklich weg? Wer für die Medien erzieht, weiß und muss es den Zöglingen sagen: Es gibt keinen Radiergummi im Internet.

Zugegeben, dieser Blog ist etwas aus den Fugen geraten und sein Autor  – wie Bee sagt – aus der Fassung. Das hat mit seinen vielen Gedanken, Einlassungen, Behauptungen und – ja – auch einigen Insinuationen Marc geschafft, alle Achtung. Jetzt will er den Reset-Knopf drücken und alles wieder auf null setzen. So, als sei nichts geschehen. Es ist aber einiges geschehen. Bee hat die Lage trefflich analysiert, Boris sich viele Gedanken gemacht und die Mittelstand-Mittelschicht-Frage geklärt. Häckerling selber hat Tag und Nacht gegrübelt, wie er und was er dem Kommentator Marc erwidern soll. Und so manche Blogleserin und auch der eine oder andere Leser haben diese Mühen mitverfolgt. Und das soll jetzt alles weg vom elektronischen Fenster.

Das sei ferne! Lassen wir es doch stehen, als Exempel für Diskussionen im Web 2.0, als Zeugnis unterschiedlichen Denkens, als Hinweis darauf, wie schnell und wie gründlich man sich missverstehen kann. Häckerling meint, derlei zu lesen könne nicht schaden – oder um es ins Große zu wenden: So ist es eben in der Demokratie.

Übrigens: In den „Kranichen des Ibykus“ geht es um eine Mordtat, in diesem Blog nur um eine Schreibtat.

(Blog-Eintrag Nr. 245)

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Ununterbrochen – hundert Einträge im Blog

Die Stuttgarter Zeitung hat unlängst zwei Schreiber (Glaser und Reiter) zu Kommentaren über das Bloggen aufgefordert. Die Meinungen der beiden sind konträr. Während der Erstgenannte in solchen elektronischen, freien, zwanglosen Äußerungen eine Chance für die Demokratie sieht, kann Letzterer dies überhaupt nicht erkennen. In den Blogs werde zu viel gerülpst. Es fehle ihnen an einer Kultur der Diskussion. Insofern gereichten sie der Demokratie nicht zum Vorteil.

Nun kann man dem Blog Häckerling schwerlich vorwerfen, dass in ihm auf unkultivierte Weise Stellung genommen wird. Im Gegenteil: Kein Kommentar gab sich unschicklich oder sprachlich unzumutbar. Das Niveau der Fremdbeiträge war inhaltlich und sprachlich hoch. Häckerling selber hat zwar manchmal geklotzt, aber nicht gekotzt oder gerülpst. Findet er jedenfalls selbst.

Nun sind es also hundert Einträge. An den Themen hat sich wenig geändert. Am Zuspruch auch nicht viel. Nur kurz vor der Wahl zum Bundestag haben über 160 Besucher den Blog aufgerufen. Offenbar, sagt die Statistik, fanden die Einträge zur Bildungspolitik Interesse.

Derzeit bewegt sich die Zahl der Gäste wieder um die 50. Vermutlich sind das treue Leser. Sie werden sich – hoffentlich – manchmal unterhalten haben, manchmal auch geärgert, nehme ich an. Die Lust, einen Kommentar zum Eintrag zu schreiben, hat deutlich abgenommen. Was wohl der Grund dafür ist? Als Blogger schreibt man ins Blaue, denkt sich diesen Leser oder jene Leserin und hofft auf deren Zu- oder Widerspruch.

Der erste Eintrag, veröffentlicht am 11.5.09, monierte, dass – entgegen der Ankündigung – die Protokolle des Kreistags von Böblingen auf der Homepage des Landkreises nicht zugänglich waren. Das hat sich inzwischen geändert; auch wichtige Sitzungsunterlagen sind nun nachzulesen. Ein Anlass zum Blog-Schreiben ist hinfällig geworden.

Wie soll es weitergehen? Häckerling könnte den hundertsten Beitrag zum Anlass nehmen, das Tagebuch zu schließen. Aber vielleicht ergibt sich auch künftig noch das eine oder andere „reizende“ Thema.