Kategorien
Politik

Überlastete Schulleiter

Das Problem ist alt, nun wird es mal wieder aufgewärmt. Schon in den 1990er Jahren waren wir uns einig, dass wir überfordert sind, dass man von den Schulleitern Unmögliches verlangt. Das Schulgesetz weist ihnen im § 41 eine Unmenge Aufgaben zu. Sie gut oder auch nur korrekt zu erfüllen übersteigt das Zeit- und Kraftbudget. Natürlich kann man einiges viel delegieren (den Lehrauftrag vielleicht, den Stundenplan), aber manches sollte man schon selbst erledigen: zum Beispiel die Personalführung, einschließlich der Ausbildung des Nachwuchses. Oder die Sorge für einen guten Unterricht. Der lässt sich nicht mit Appellen erreichen, sondern nur durch ständige Präsenz, also mit häufigen Unterrichtsbesuchen, gründlichen Beratungsgesprächen und der sorgfältigen Organisation von Fort- und Weiterbildungen. Auch der Konsens mit den Eltern ergibt sich nicht von selbst, sondern nur durch ständige Kontakte, Präsenz bei Elterngesprächen und geduldiges Erklären der Probleme. Und dann gibt es noch die Schülerinnen und Schüler, für die der ganze Aufwand betrieben wird. Ihnen zuzuhören, ihre Defizite zu erkennen, die rechte Balance zwischen Aufmuntern, Verstehen und Strafen zu finden, das lässt sich nicht im Vorbeigehen erreichen. Schulleiter zu sein, das bedeutet, sich mit der Unzulänglichkeit der eigenen Arbeit und dem häufigen Scheitern der Bemühungen abzufinden, und das, obwohl man in der Regel 50 bis 60 Stunden in der Woche im Einsatz ist. Die Kultusministerin von BW will einen Plan vorlegen, der das Los der Schulleiter erleichtern soll. Mit besserer Bezahlung wird es nicht getan sein.

Kategorien
Politik

Leitungsschäden

Das Problem ist nicht neu. Seit vielen Jahren tut sich die Schulverwaltung Baden-Württembergs schwer, vakante Schulleiterstellen zu besetzen. In diesem Jahr sind mehrere hundert offen, in allen Schularten. Dazu kommen Engpässe in der Lehrerversorgung. Auch da fehlt es offenbar hinten und vorne. Was die Schulleiter angeht, so gilt weiterhin, was in diesem Blog schon mehrfach geäußert wurde: Eine Schule zu leiten ist nicht attraktiv, weder finanziell noch hinsichtlich der Arbeitsplatzbeschreibung. Angesichts der Verantwortung, die damit verbunden ist, hat man als Leiter einer Schule zu wenig Zeit und zu wenig Zuständigkeit. Ein Schulleiter kann niemand einstellen, höchstens Wünsche äußern, er hat so gut wie keine Instrumente, um Lehrkräften mit Defiziten „auf die Sprünge“ zu helfen. Was die Verwaltung angeht, spielen zeitfressende Nebensächlichkeiten eine zu große Rolle. Wer beim Unterricht systematisch nach dem Rechten zu sehen will, dem fehlen die Zeit und vor allem die Befugnisse. Auch die Unterstützung von außen, der Schulverwaltung, ist nur gering. Warum also sollte sich jemand auf eine Leitungsstelle bewerben, wenn er kaum mehr dabei verdient und den Kopf hinhalten soll für Entwicklungen, die er nur wenig beeinflussen kann. Das alles weiß man in Stuttgart schon lange, aber man tut nichts dagegen. Auch der aktuelle Lehrermangel ist hausgemacht. Statt in guten Zeiten eine Reserve zu schaffen, hat man Stellen gestrichen, die nun fehlen.

Kategorien
Politik

Schulleiter

Auf der Karriereleiter einer lehrende Person (Lehrer sind heutzutage keine Lehrerinnen mehr und umgekehrt und das Wort „Lehrkräfte“ klingt zu physikalisch, „Person“ hat den Vorteil das Genus-Merkmal „feminin“ zu tragen, Ende der Klammer) spielt die Sprosse als Leiter oder Leiterin einer Schule nur eine marginale Rolle. Man (er oder sie) will es nicht werden. Darüber klagt heute mal wieder die Presse. Als einer, der es einst in einem Gymnasium war, fühle ich mich befugt, ein paar Worte der Erklärung für dieses Phänomen zu äußern.

Schulleiter werden besser bezahlt als die anderen in der Schule Tätigen. A 16 ist mehr als A 15 (das bekommen die Stellvertreter und die Abteilungsleiter) oder gar A 14 (damit müssen sich Oberstudienrätinnen und –räte begnügen). Es ist mehr, aber anscheinend nicht genügend mehr. Schulleiter haben viele Aufgaben. Sie werden im § 41 des Schulgesetzes nur unzulänglich aufgelistet. Ihre zeitliche Dimension ist kaum abzuschätzen. Die Verantwortung für die Einhaltung der Schulordnung kann wenig Zeit in Anspruch nehmen, wenn die Schüler und die Lehrenden gut arbeiten, oder auch viel, wenn ständig etwas schief geht. Die dienstlichen Beurteilungen kosten unendlich viel Zeit, die Planung der Lehraufträge, die Beschaffung von Ersatz bei Krankheitsausfällen auch. Nicht jeder/m liegt es, Aufgaben zu delegieren, nicht jeder oder jede kann seine Arbeit rationell gestalten oder mal „fünfe grad“ sein lassen, viele reden zu viel oder zu lange oder mit zu vielen Leuten und wundern sich dann, dass sie keine Zeit mehr haben. Manchen fällt die straffe Führung einer Konferenz unendlich schwer. Schulleiter sind nie mit der Arbeit fertig, das macht sie unzufrieden oder zu Workaholics. Gesund ist beides nicht. Und wer will schon ein potenziell Kranker sein?