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Worte und Wörter

Wieder hat jemand den Titel eines „Sprachpanscher des Jahres“ bekommen. Geehrt werden damit jene, denen es erfolgreich gelungen ist, deutsche Wendungen durch englische zu ersetzen, vor allem in der Werbung. In diesem Jahr bekommt Karstadt den Lorbeer, letztes Jahr wurde er der Telekom zuteil. Ich hätte noch einen weiteren Aspiranten: Breuninger in Stuttgart. Die haben mit ihrer „Karls Kitchen“ und den unsäglichen mit Anglizismen eingeschmierten Kleideranpreisungen den Preis längst verdient.

Nun darf man sich keinen Illusionen hingeben, als ob eine solche Geißelung von Sprachsünden irgendwelche Wirkung hätte. Es ist wie in der Schule. Deutschlehrer wissen um die Erfolglosigkeit von Anstreichungen in Schülerarbeiten. Gegen schludrige Sprache (und gegen sprachliche Dummheiten) kämpfen Götter selbst vergeblich, Götter wie zum Beispiel die Duden-Redaktion. Die hat in vielen Fällen bereits resigniert.

Eigentlich ist die Sache klar: Der Plural von Wort (im Sinne des einzelnen Wortes) ist Wörter und nicht Worte. Ein Satz ist aus einzelnen Wörtern zusammengesetzt. Im Wörterbuch stehen Wörter. Die Mehrzahl Worte ist zu verwenden, wenn es um Sätze oder Wortgruppen geht, um Äußerungen, Wendungen und dergleichen. Ein Sprichwort, mehrere Sprichworte. Ein Wort des Dankes – Dankesworte. So müssten die Wörter verwendet werden – werden sie aber nicht. Es geht, selbst in der Literatur und im seriösen Journalismus kunterbunt durcheinander mit Worten und Wörtern.

Im Duden (Band 9, S. 1015) steht dazu: „Die … Unterscheidung des Pluralgebrauchs ist allerdings den wenigsten Menschen geläufig.“ Schade eigentlich.

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Das Netz und die Sprache

Sogar unser ältester Altkanzler, Helmut Schmidt, ist (berichtet die ZEIT) besorgt über die Entwicklung der Sprache im Netz. In den diversen Foren, den Kommentaren zu Online-Berichten und im persönlichen Gerede der Facebook-Menschen wird eine Sprache geschrieben, die in der Wortwahl, im Satzbau und natürlich ganz besonders in der Rechtschreibung deutlich unter dem Niveau einer zivilisierten Gesellschaft liegt. Das Schriftliche nähere sich dem Mündlichen an, diagnostiziert die Stuttgarter Zeitung. Dass einer seinen hochdatierten Regierungsposten aufgeben musste, weil er seine dumpfen Verlautbarungen mit Körperausscheidungen würzte, passt ins Bild.

Auch die Piraten haben sich dieser Ausverkaufssprache verschrieben. Das hat sie attraktiv gemacht. Dass man sie nun etwas deutlicher fragt, was sie eigentlich meinen und wollen und ob sie sich vielleicht etwas gepflegter ausdrücken könnten, lässt mich hoffen.

Wahrscheinlich kann man das Problem nur so lösen: Texte, die über eine Redaktion laufen und gegen die Regeln der Sprache und Orthografie verstoßen, müssen zuerst „redigiert“ werden, sie sind nach den Regeln zu überarbeiten, Fehler sind auszumerzen, verunglückte Sätze werden „behutsam“ repariert und Verstößen gegen den sprachlichen Anstand durch Weglassen oder Umschreiben der Weg in die Öffentlichkeit versperrt. Das ist keine Zensur, denn es wird nicht die Meinung verändert, sondern nur die Art und Weise ihres Vortrags.

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Breuninger und Sprache

Das altehrwürdige Kaufhaus Breuninger mag gute Ware bei gutem Service verkaufen. Aber wie es dafür wirbt, ist ärgerlich. Für die grüne Zitrone, die faulige Tomate oder den sauren Apfel der Sprachverhunzer ist der Betrieb mit den schwäbischen Wurzeln ein heißer Anwärter. Nach „Karls Kitchen“, den Namen der modernisierten Essensausgabestelle in Stuttgart, über das wir uns an dieser Stelle schon genug erregt haben, ist nun über die Einladung zu einem langen Shopping-Abend zu berichten.

Als wichtigsten Grund für den Besuch des Sindelfinger Hauses, das eigentlich Breuningerland heißt, aber inzwischen zu einem „Center“ verkommen ist, wird genannt, man könne dort „fashion statements hautnah“ erleben. Man kann das nur als Faschingsscherz deuten, wenn man die Kunden am Samstag vor dem Ende der närrischen Zeit auf diese närrische Weise einlädt. Das Adjektiv „hautnah“ suggeriert Erotisches, mit „statements“ kommt eine wenig Politik ins Spiel und „fashion“ als Wort für Mode klingt nach „fesch“.

Was dem Glosseur nicht so ganz in den Kopf will: Wer soll auf diese sprachlich abartige Weise ins B-Land gelockt werden? Die letzten Bewohner der amerikanischen Siedlung in Böblingen, die U-30-Singles, die am Samstagabend nichts Besseres zu tun haben, oder die Gruppe der einfältigen Schwaben, bei denen man mit englischen Vokabeln Eindruck machen kann?