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Be-Züge

Wer eine Zugreise macht, kann allerlei erzählen. Viele Gespräche auf Bahnfahrten kreisen ums Bahnfahren. So liefert das Ereignis der Bewegung auf den Schienen auch gleich den Stoff für Geschichten und es führt die Menschen im Gespräch über ihre Erlebnisse für die Zeit der Reise zusammen.

Häckerling will in diesem Jubiläumsblog Nummer 175 die sattsam bekannten Bahngeschichten nicht um eine weitere ergänzen. Dass es im ICE kaum Platz für Gepäck gibt, dass er fast immer verspätet ist, weil unaufhörlich am maroden Schienennetz laboriert werden muss, weil ein Triebkopf lahmt, „die Einfahrt noch nicht freigegeben ist“ oder ein Anschluss „leider“ nicht erreicht wird – geschenkt. Lassen Sie mich ein paar Zeilen über das „wirkliche“ Bahnfahren schreiben.

In einem Regionalexpress älterer Bauart sitzt man unbequem, es zieht, weil immer irgendwo ein Fenster offen steht, es ist laut, weil man über Schienen und Weichen hoppelt, es ruckelt und zuckelt, es wird warm und wieder kalt. Doch trotzdem: Man erlebt in einem solchen Zug das Fahren „mit der Eisenbahn“, man spürt die Fortbewegung, das schnelle und das langsame Fahren, und vor allem sieht man, wie Landschaften und Siedlungen vorbeiziehen, wie sich alles ständig verändert. Man nimmt die Schönheiten und Verschandelungen der Außenwelt wahr. Man kann trotz der Eile noch Ortsnamen entziffern – aha, da sind wir jetzt – kurzum: man fühlt sich als Reisender noch als Teil der Gegend, die man durchquert, und ist nicht, wie im ICE, akustisch und optisch von ihr isoliert.

Den Lesern und vor allem auch den Kommentatoren dieses Blog ein herzliches Dankeschön für ihre treue „Reisebegleitung“.

(Blog-Eintrag Nr. 175)

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Sprachlose Denkpause

Allerhand schulisch Interessantes bieten die Stuttgarter Zeitungen an diesem Samstag (17.4.10): Eine berufliche Schule in Stuttgart verlangt von den Schülern, die gegen das Handy-Verbot verstoßen, ein Bußgeld von 2,50 oder 5,00 €, und in einer Schweizer Grundschule wird ein aufregendes Programm zur Nutzung von I-Pods und Handys im Unterricht erprobt. Das eine bringt Geld in die Sozialkasse der Schule, das andere die Medienkompetenz weiter.

Der ärgerlichste Artikel steht auf Seite 1 der Stuttgarter Nachrichten: Die inzwischen wohl tatsächlich durchgeführten Einschulungs- und Sprachtests des Landes haben ergeben, dass rund ein Viertel aller Schulanfänger mit beträchtlichen sprachlichen Problemen kämpft. Die Sozialministerin habe das, ist zu lesen, so kommentiert: „Das muss uns zu denken geben.“

Häckerling meint, dass dieses Denken schon seit längerer Zeit fällig gewesen wäre; denn die Defizite, vor allem der „Kinder mit Migrationshintergrund“, wie man so gerne sagt, haben sich schon lange abgezeichnet. Man hätte nur Grundschullehrerinnen oder Frauen in den Kindergärten (Kitas) fragen müssen. Dann wäre auch auf den Tisch gekommen, dass diese Sprachprobleme nicht nur da sind, sondern dass man auch viel zu wenig dagegen unternimmt.

Diese Kinder drohen schon in der Grundschule zu scheitern. Sie brauchen eine individuelle Begleitung und Förderung. Frau Sozialministerin: Handeln Sie!

(Blog-Eintrag Nr. 174)

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Abituraufgabendiebstahl

Es passiert immer mal wieder und es ist auch sehr verständlich, dass Abituraufgaben zum Gegenstand der Begierde werden, vor allem vor der Prüfung. Beim baden-württembergischen Abitur 2010 wurden Aufgaben aus einem schulischen Tresor geklaut. Auf die Nennung des Ortes sei hier aus Pietät verzichtet. Den Tresor konnte man offenbar leicht aufbrechen, denn wenn es eine große Mühe gewesen wäre, bliebe unverständlich, warum die Diebe nur deshalb eine so gewaltige Anstrengung unternommen haben, um die Aufgaben von Geschichte und Gemeinschaftskunde anzuschauen.

Wenn man den Tresor schon mal mit großer Mühe geknackt hat, wäre auch ein Blick auf andere Aufgaben, die von Mathematik oder der Sprachen zum Beispiel, sehr lohnend gewesen. Aber offenbar ließen die Täter diese (vor der Prüfung versiegelten) Umschläge links liegen. Und so muss das Ministerium nur die Blätter in Geschichte und Gemeinschaftskunde austauschen. Für solche Fälle hat man – aus Erfahrung klug – vorgesorgt: Es gibt immer eine Aufgabenreserve, auf die man rasch zurückgreifen kann.

Häckerling aber mutet das Ganze dennoch rätselhaft an. Vielleicht lagen die Umschläge gar nicht in einem Tresor, sondern nur herum. Und vielleicht war es gar kein richtiger Einbruch, sondern nur eine Fahrlässigkeit der Schulleitung. Die kommt immer mal wieder vor, sind doch die Rektoren, wie wir wissen, ständig überlastet.

(Blog-Eintrag Nr. 173)