Wer eine Zugreise macht, kann allerlei erzählen. Viele Gespräche auf Bahnfahrten kreisen ums Bahnfahren. So liefert das Ereignis der Bewegung auf den Schienen auch gleich den Stoff für Geschichten und es führt die Menschen im Gespräch über ihre Erlebnisse für die Zeit der Reise zusammen.
Häckerling will in diesem Jubiläumsblog Nummer 175 die sattsam bekannten Bahngeschichten nicht um eine weitere ergänzen. Dass es im ICE kaum Platz für Gepäck gibt, dass er fast immer verspätet ist, weil unaufhörlich am maroden Schienennetz laboriert werden muss, weil ein Triebkopf lahmt, „die Einfahrt noch nicht freigegeben ist“ oder ein Anschluss „leider“ nicht erreicht wird – geschenkt. Lassen Sie mich ein paar Zeilen über das „wirkliche“ Bahnfahren schreiben.
In einem Regionalexpress älterer Bauart sitzt man unbequem, es zieht, weil immer irgendwo ein Fenster offen steht, es ist laut, weil man über Schienen und Weichen hoppelt, es ruckelt und zuckelt, es wird warm und wieder kalt. Doch trotzdem: Man erlebt in einem solchen Zug das Fahren „mit der Eisenbahn“, man spürt die Fortbewegung, das schnelle und das langsame Fahren, und vor allem sieht man, wie Landschaften und Siedlungen vorbeiziehen, wie sich alles ständig verändert. Man nimmt die Schönheiten und Verschandelungen der Außenwelt wahr. Man kann trotz der Eile noch Ortsnamen entziffern – aha, da sind wir jetzt – kurzum: man fühlt sich als Reisender noch als Teil der Gegend, die man durchquert, und ist nicht, wie im ICE, akustisch und optisch von ihr isoliert.
Den Lesern und vor allem auch den Kommentatoren dieses Blog ein herzliches Dankeschön für ihre treue „Reisebegleitung“.
(Blog-Eintrag Nr. 175)