Die sonntägliche Ausgabe der Tageszeitung meldete (am 1.11.10) einen Angriff. Der Chef der Jungen Union, so war zu lesen, sehe im Feiern von Halloween einen „Angriff auf christliche Werte und Traditionen“. Wir – er meint die Christen – sollten sie – die Werte und Traditionen – gegen den „Zeitgeist“ verteidigen. Leider sagt er nicht, wie wir das tun sollen.
Aber vielleicht ist es ja unnötig. Im gleichen Artikel wird der „Grünen-Kirchenexperte“ Winkler zitiert. Er sieht „den Glauben nicht durch Kürbisse und Fratzen“ bedroht. Wer das behaupte, sei nicht „auf der Höhe der Zeit“. Halloween sei wie der Muttertag eine „private kommerzielle Veranstaltung“. Und habe der Muttertag dadurch etwa Schaden gelitten? Nein, der nicht, aber die Logik.
Denn der Muttertag ist kein christlicher Feiertag. Der Reformationstag aber ist einer, auch wenn nur die Schüler, aber nicht die arbeitenden Menschen frei haben. Auch Himmelfahrt ist ein christlicher Feiertag; und der hat durch den „Vatertag“ ziemlich gelitten. Die Erinnerung an den Tag der Reformation ist noch verblasster als die an Himmelfahrt. In den Medien herrschte dazu 2011 wieder einmal gähnende Leere. In den Nachrichten teilte man allenfalls mit, dass Luther am Vorabend von Allerheiligen „seine Thesen“ an die Schlosskirche von Wittenberg geschlagen haben „soll“ und suggerierte mit dem „soll“ Zweifel an der lutherischen Aktion überhaupt. Nichts war zu hören über den Inhalt der Thesen, nichts über deren Bedeutung, nichts über die Folgen, nichts auch über Luther und die Zustände in der damaligen Kirche. Da kam „Allerheiligen“ medial noch besser weg.
Man muss Frau Käßmann zustimmen, die dieser Tage gefordert hat, der Protestantismus müsse sich in den Medien deutlicher zu Wort melden. Aber wie?
(Blog-Eintrag Nr. 224)