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Winterspott

Die Überschrift bietet einige Möglichkeiten. Ich könnte mich über die Schneelosigkeit und Kältearmut dieses Winters ergehen, über die riesigen Mengen sinnlos eingelagerten Salzes und Splitts lustig machen. Aber das wäre unfair, denn auch die Kommunen konnten im letzten Sommer nicht ahnen, was das für ein Winter würde. Auch unsere Meisenknödel hingen vergeblich im Garten. Die Vögel habe auch so überlebt.

Am meisten reizt es, über die olympischen Winterspiele zu spotten. Aber das haben schon viele Kommentatoren erledigt. Der Sommerbadeort Sotchi als Winterspielstätte – geschenkt. Putins vergeudete Milliarden – ebenfalls geschenkt. Die mäßigen Erfolge der deutschen „Olympioniken“ – auch das geschenkt.

Aber was heute in der Zeitung zu lesen ist – die überaus hohe Sehbeteiligung bei den Übertragungen der Winterspiele –, das ärgert mich schon. Mein Boykott, der Verzicht, dieses langweilige und unsinnige Spektakel auch nur eine Stunde anzuschauen, er lief ins Leere. Denn offenbar war ich der Einzige, der sich dieser Vergeudung von Fernsehgebühren verweigert hat. Viele haben angekündigt, aufs Anschauen abfahrender Schiläufer, Schlitten und Bobs zu verzichten, aber nur wenige konnten „zwei Wochen ohne“ durchhalten.

Sie bekommen aber eine neue Chance: Sie können nun in der „Fastenzeit“ beweisen, dass sie „sieben Wochen ohne“ durchhalten.

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Verfassungslosigkeit

Der Staatsanwalt tat kund, er sei „fassungslos“ wegen der Weitergabe polizeilicher Untersuchungen im Fall Edathy. Offenbar gibt es in diesem Land einen „Abgrund an Verletzung der Schweigepflicht.“. Zu vermuten ist, dass es außer dem bösen Friedrich auch noch andere gibt, die ungeniert über ihre Erkenntnisse und Ermittlungen geplaudert haben. Sind deutsche Amtszimmer, was die Preisgabe von Informationen angeht, noch löcheriger als Schweizer Käse? O Schweigepflicht, was ist aus dir in der deutschen Republik geworden?

Klar, in einer Gesellschaft, die sich der hemmungslosen Kommunikation verschrieben hat, ist das Halten des Mundes völlig zeitungemäß. Nicht das goldene Schweigen ist gefragt, sondern das silberne Reden. Cui bono? Wer profitiert davon?

Der Superminister Gabriel gab sich, was sonst gar nicht seine Art ist, etwas zerknirscht. Er lobte den gewesenen Agrar- und einstigen Innenminister, den Kumpel Friedrich, weil der während der Koalitionsverhandlungen der SPD-Führung kundgetan hatte, dass einer ihrer Hoffnungsträger im Visier von Ermittlern stehe – und also nicht für ein höheres Amt in Frage komme. Damit habe Friedrich, sagt Gabriel, Schaden vom deutschen Volk abgewendet. Das Gegenteil ist richtig. Es wäre, wird fantasiert, ein Skandal geworden, wenn – sagen wir mal – Staatssekretär Edathy krachend zu Fall gekommen wäre. Ich sage: ein geringerer jedenfalls, als es der Sturz des redseligen Friedrich geworden ist.

Was sind das bloß für Politiker, die das Parteien-Wohl und damit auch ihren eigenen Vorteil über solides rechtsstaatliches Verhalten stellen? Deutschland hat auf dem Weg zur Bananen-Republik einen großen Schritt getan.

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Schweizereien

Dass die Schweizer etwas gegen Fremde haben, kann man ja verstehen. Der Fremde ist bekanntlich schon in der Antike „Gast“ und „Feind“ zugleich. Den Schweizern kann man auch eine gewisse historische Konsequenz nicht absprechen. Schon Wilhelm Tell hat – Schillers Drama bringt es plastisch ins Bild – einen Ausländer, einen Kaiserlichen, den Geßler, per Attentat erledigt. Derlei Ungemach müssen die paar Hunderttausend Deutsche in der Schweiz nicht befürchten. Auch der fremdenfeindliche Schweizer ist insgesamt friedlich.

Und wenn der Schweizer selbst im Ausland ist, bietet er – diese Erkenntnis verdanken wir dem Schweizer Franz Hohler – „ein trauriges Bild“. Allerdings kann ich das nicht bestätigen; denn die vielen Schweizer auf dem Stuttgarter Weihnachtsmarkt bieten eher ein lustiges Bild. Dass ihre Busse die Stadt versperren – geschenkt.

Mit einem Phänomen habe ich aber meine Probleme: den Milliarden deutscher Euro, die auf Schweizer Banken lagern. Erstaunlicherweise haben die eidgenössischen Basisdemokraten dagegen noch keine Abstimmung beantragt. Offenbar sind die Deutschen in monetärer Form durchaus willkommen. Ob die dann ihre Kapitalertragssteuer an den deutschen Fiskus entrichten, kann den Schweizern egal sein. Hauptsache, sie haben die Moneten in ihren Safen.