Mit diesem Wort, es kommt in dem Bericht der Stuttgarter Zeitung (3.2.14) gleich zweimal vor, werden die Attacken bei den Demonstrationen der Gegner und Befürworter sexueller Vielfalt als Thema im Unterricht bezeichnet. Man denkt spontan an die Kirchenkämpfe im dritten Jahrhundert, als die Vertreter unterschiedlicher Beschreibungen der zwei „Naturen“ Christi gewalttätig aufeinander losgegangen sind – kein Ruhmesblatt in der Geschichte der Alten Kirche.
Was das Demonstrieren angeht, sind wir heute weiter. Niemand hat ernsthaft etwas dagegen, jeder darf eine Demo anleiern, jeder daran teilnehmen. Und die Polizei geht mit, um die Protestierenden zu schützen. Nach den Ereignissen vom Samstag fragt man sich: Müssen sich Menschen mit unterschiedlichen Meinungen „rangeln“? Reicht ihnen die Kraft der Argumente nicht? Halten sie es nicht aus, dass jemand eine andere Position vertritt als sie? Da wünscht man sich doch dringend eine klare Vorgabe für den Bildungsplan 2015: Meinungsunterschiede sind erlaubt und ein Markenzeichne der Demokratie, aber die Position des anderen ist zu tolerieren, die Auseinandersetzung darüber erfolgt mit Hilfe der Sprache und nicht der Fäuste.
Was mich an dem Gerangel um die sexuelle Vielfalt am meisten stört, dass es die wichtigen Hauptfragen an den neuen Bildungsplan überdeckt und verhindert. Fragen wie: Was ist guter Unterricht? Wie kann es gelingen, der Vielfalt der Kinder und ihrer unterschiedlichen Begabungen mit vielfältigen Lernwegen gerecht zu werden? Denn nicht die Heterogenität der sexuellen Anlagen ist das Bildungsproblem Nummer 1, sondern die Heterogenität der Leistungsfähigkeit und Leistungsvoraussetzungen. Leider ist das Papier des Kultusministeriums mit den Vorgaben für die Bildungsplaner bei diesem Thema noch sehr geheim. Wer macht es öffentlich?