Wer nach etlichen Jahren wieder einmal die Stadt Weimar besucht, ist beeindruckt vom guten Zustand der mannigfachen Gebäude und Orte, an denen sich vor über 200 Jahren die „Deutsche Klassik“ abgespielt hat. Dass sich Goethes Geburtshaus einladend präsentiert und das Schiller-Haus demnächst wieder in neuem Glanz erstrahlen wird, überrascht nicht. Auch dass der Park an der Ilm mit Goethes Gartenhaus und den anderen bedeutenden Liegenschaften wie etwa Schloss Tiefurt einen hohen Standard der Gepflegtheit aufweist, ist zu erwarten. Aber es gibt noch viele andere Stätten, von denen man dies nicht denken würde und die dem Besucher Bewunderung abnötigen.
Die Anna-Amalia-Bibliothek ist nach dem Brand von 2004 wieder ein Glanzstück der Weimarer Klassik. Sie ist unterirdisch mit einer ganz neuen Bibliothek verbunden, wo die Studierenden ruhig arbeiten können. Zigtausende von Büchern sind elektronisch abrufbar. Ein paar Meter weiter, in der Stadtkirche St. Peter und Paul, wo einst Herder wirkte, wird an der Restaurierung des Cranach-Altars gearbeitet. Das Herder-Haus ist zugänglich, vor allem der Garten dahinter, eine Oase der konzentrierten Ruhe, der Besinnung, aber auch der klugen Information. Auf einer Bank sitzend kann man sich allerlei schöne Texte vorspielen lassen.
Und was erst ist aus Wielands Hofgut in Oßmannstedt geworden! Eine Begegnungsstätte für Philologen, ein Museum, das Wielands Leben und sein Ambiente mit wenigen, aber sprechenden Exponaten darstellt. Der Park an der Ilm mit dem berühmten Dreier-Grabmal (Wieland, seine Frau, die geliebte Sophie) ist herrlich gepflegt.
Es fällt schwer, nicht neidisch zu werden auf diese museale Üppigkeit. Hier sieht man, dass der Solidarbeitrag, der Soli, auch Gutes bewirkt hat.