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Mächtige

Ein Ludwigsburger Schuldekan hat es gewagt, ein Wort Gustav Heinemanns ins Zentrum seiner Weihnachtspost zu stellen: dass die Mächtigen der Welt vergehen, unser Herr aber kommt. Der Satz allein hätte wahrscheinlich kaum Unwillen erregt, aber die Fotomontage dazu hat es sehr wohl. Sie zeigt allerlei Mächtige, solche, die wir als „böse“ kennen, etwa Osama bin Laden oder Wladimir Putin, aber auch einen „guten“ Herrscher wie Barack Obama. Diese Mischung hat den Shitstorm der politisch Korrekten ausgelöst. Wie kann ein Schuldekan alle diese Potentaten in einen Topf werfen?

Sorry, aber die Reaktion auf des Schuldekans Post ist peinlich. Gehört nicht auch Obama zu den Mächtigen, die vergehen werden? Überhaupt ist er, wie wir inzwischen alle wissen (NSA, Drohnenkrieg, Guantanamo etc.), keine reine Lichtgestalt, sondern ein Friedensnobelpreisträger, der keinen Frieden gebracht hat, ein Hoffnungsträger, der Hoffnungen zuschanden werden ließ. Leider. Vielleicht ist ja Putin viel schlimmer und erst recht Bin Laden. Doch das ist nicht die Botschaft des Heinemann-Wortes. Was die auf der Weihnachtskarte Abgebildeten verbindet, ist nicht ihre moralische Qualität, sondern ihre Macht. Die aber ist vergänglich, so hat es der einstige Bundespräsident Heinemann gemeint, der gewiss auch nicht uneingeschränkt „gut“ war, der auch „verging“. Das ist eine tröstliche und ziemlich weihnachtliche Botschaft. Denn die zur Zeit Jesu Mächtigen (Augustus, Herodes, Pilatus) sind ebenfalls vergangen und allenfalls noch geschichtliche Daten. Dagegen hat es Jesus Christus immerhin geschafft, zwei Tausend Jahre im Fokus zu stehen. Nicht ohne Macken vielleicht, nicht ohne missverstanden und missbraucht zu werden, aber immerhin.

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Geschwätz

Der Papst hat seine höchsten Mitarbeiter daran erinnert, dass sie nicht eitel sein und nicht bloßes Geschwätz von sich geben sollen. Eine solche Mahnung findet sich bereits im Epheserbrief (4,29): Lasset kein faul Geschwätz aus eurem Munde gehen, sondern was nützlich zur Besserung ist, wo es not tut, dass es holdselig sei zu hören. Leider macht die Einheitsübersetzung aus der etwas verquer klingenden Luther-Version eine eher lahme Ermahnung: Über eure Lippen komme kein böses Wort, sondern nur ein gutes, das den, der es braucht, stärkt und dem, der es hört, Nutzen bringt. Aber immerhin: Es wird daran erinnert, dass beim öffentlichen Reden (wir dürfen an die Kanzel, aber auch an die Mikrofone denken) nicht die eigene Befindlichkeit im Vordergrund zu stehen hat, sondern die des anderen, also der, dem das Reden gilt.

Es ist ein Kreuz, was man heutzutage an sonntäglichen Reden von der Geistlichkeit und an Sonntagsreden der weltlichen Herrschaften geboten bekommt. Langweilige, sprachlich dürftige, formel- und floskelhafte Texte sind leider der Normalfall. Sie verführen zum Abschalten der Aufmerksamkeit, sie bewegen nichts, weil es ihnen selbst an Bewegung fehlt. Geschwätz halt, nicht einmal ein böses, sondern einfach nur eines ohne Saft und Kraft, nutzloses und wirkungsloses Gerede eben. Es ist eine Sprache, die nichts benennt oder durchdringt, sondern nur sich selbst reproduziert. Eine Sprache, die kein Werkzeug der Vermittlung ist, sondern sich selbst genug ist. Vielen Rednern heute fehlt es am Mut zur klaren Aussage, vielen leider auch an der Professionalität beim Umgang mit dem schönsten Kulturgut, das wir haben, unserer Sprache.

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PegidAfD

Es ist sicher nur ein Zufall, dass im Kürzel der AfD drei der fünf Buchstaben des Vornamens Adolf stecken und auch die Überschrift dieses Blogs, der einen nahtlosen Übergang von der einen zur anderen Abkürzung suggeriert, ist nur eine Spielerei. Ernst ist aber die Symbiose, die sie zum Ausdruck bringen will.

Die Pegiden tun so, als ob sie das Abendland verträten. Welches? Das des Aufklärers Lessing, der nicht nur im „Nathan“ die gegenseitige Achtung zwischen den Religionen anmahnte? Oder das des europäischen Nationalismus, der sich einst schwer tat, über den Rhein hinweg Toleranz zu praktizieren? Oder gar das der Faschisten, die alle niedermachen wollten, die nicht so waren wie sie?

Nicht dass nun jemand meint, ich verteidigte den faschistischen Islam, der niemand außer sich selbst gelten lassen kann. Diese Gewaltbereiten können wohl nur mit Gewalt überwunden werden. Aber ich finde schon, dass Menschen, die vor solchen Individuen flüchten, Verständnis und Hilfe erwarten können, vor allem in Deutschland, aus dem vor gar nicht langer Zeit Menschen aus ähnlichen Gründen fliehen mussten. Den Abendlandverteidigern aus den neuen und alten Bundesländern kann ich nur veraltetes Denken unterstellen oder besser: gefährliches. Dass sich die AfD, dieser Nationalisten-Klub, an Pegida anhängt (siehe Überschrift), passt ins Bild dieser sogenannten Partei, die allenfalls eine Ansammlung von Vorgestrigen ist.