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Gewaltsommer

Wem immer sich die Gelegenheit bot, hat seinen Kommentar bereits abgegeben. Im Internet ertrinkt man schier im Meer der eilends heruntergeschriebenen Reaktionen. Nun hat sich auch die Kanzlerin geäußert. Auch sie legt Zeugnis ab von der kläglichen Spracharmut angesichts der globalen Gewaltakte. Die machen inzwischen nicht einmal vor der süddeutschen Provinz halt. Gegen diese Taten sind (fast) alle, wirksame Lösungen, sie zu verhindern, hat keiner. Aber trotzdem reden und schreiben sie landauf landab, was das Zeug hält. Man solle doch endlich die Grenzen dichtmachen – das ungarische Modell lässt grüßen, aber wir sind kein Ostblockstaat, der locker Gründe für seine Abschottung findet. Man müsse die Zahl der Polizisten erhöhen – wo sollen die herkommen und ich zweifle daran, dass selbst doppelt so viele Staatsdiener ausreichen, um alles und jeden zu überwachen. Am besten wäre es, die ganzen Ausländer heimzuschicken – aber wer macht uns dann die Arbeit, die von ihnen derzeit erledigt wird? Man könnte natürlich alles fremde Volk in Lager sperren – vielleicht lagern ja irgendwo noch die Baupläne für die KZs? Früher hatten wir in den Medien das „Sommerloch“, heuer haben wir den Gewaltsommer. Der bietet reichlich Stoff für unangemessenes Geschwätz, für Wichtigtuerei und Stammtischparolen. Es gibt Menschen, die wegen der jüngsten Untaten unsicher und ängstlich sind. Ich kann das verstehen, aber daran lässt sich nichts ändern. Es ist eine Angst mehr in dieser Angst machenden Zeit. Wenn man die Ursachen der Angst nicht beseitigen kann, muss man sich an die Angst gewöhnen.

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