Wieder hat ein gewaltbereiter Nationalist zugeschlagen. Das Ergebnis ist brutal. Erschossen zu werden, weil man keine deutsche Herkunft hat, ist furchtbar. Dass sich der Täter selbst umgebracht hat, zeigt für mich, dass er wusste, was er tat. Man nennt das gerne: Er hat sich selbst gerichtet. Das ist eine Wendung, die jeden Sinns entbehrt. Denn wenn der Täter meint, richtig gehandelt zu haben, muss er sich nicht richten. Wenn er sich dagegen des Unrechts der Tat bewusst war, warum erschoss er dann die Muslime in den Sushi-Bars? Die Politik reagiert erwartungsgemäß. Man ist betroffen – das gehört sich ja wohl. Man findet Schuldige – es sind wie immer andere. Man will das rechtsradikale Gedankengut bekämpfen – aber wie? Die Gedanken sind frei und seien sie noch so dumm oder gefährlich. Wie heißt es im Lied von der Gedankenfreiheit? Wer kann sie, die Gedanken, erraten? Wer kann ins Innere von Menschen schauen, die dumpfe Aggressionen mit sich herumtragen? Das werden wir auch nicht mit künstlicher Intelligenz herausbekommen. Nur mit strengster Überwachung. 1984 lässt grüßen. Und wenn wir alles verbieten? Wenn wir jeden vor den Kadi ziehen, der irgendeinen dumpfen nationalistischen Spruch tut? Die Gerichte werden an diesen Verfahren scheitern. Wenn, wie manche meinen, die Aefde an allem schuld ist, dann muss man auch sie verbieten. Aber nicht einmal die Enpede ist verboten. Und im Übrigen ändert das Verbieten nichts. Es vernichtet keine Gedanken. Wie wäre es mit offener politischer Auseinandersetzung? Aber nicht so, dass die anderen von vornherein die Bösen sind, über die man anklagend redet. Wo sind die großen politischen Diskussionen geblieben? Was in den sozialen Netzen passiert, ist keine demokratisch strukturierte Diskussion, sondern nur ein Ausspucken von dummen Sätzen. Zurück zu einer erwachsenen politischen Kultur!
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