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Heilige Ferien

Der Aufschrei kam prompt. Als Bundestagspräsident Schäuble (übrigen im Einklang mit Häckerling) ein Nachdenken über die Nutzung der Schulferien zur Kompensation virusbedingter Lerndefizite ins Spiel brachte, fielen fast alle über ihn her. Ein renommierter Jungsozialist betonte das Recht auf Familienferien. Aber welche Familie kann sich sechs Wochen Nordsee leisten? Die Kultusministerin des Landes Baden-Württemberg verwies darauf, dass manche Eltern den Urlaub schon gebucht hätten, es also Probleme geben könne, wenn es dann keine Ferien mehr gebe. Als ob in den letzten Wochen nicht zahlreiche Urlaubsreisen hätten storniert werden müssen. Aber man sollte in diesem Zusammenhang bedenken, dass Frau E. nächstes Jahr gewählt werden will und es daher mit niemandem verderben darf. Ein Lehrerverband hat darauf hingewiesen, es sei sinnlos über die Nutzung der Ferien für Unterricht nachzudenken, solange es kein pädagogisches Gesamtkonzept gebe. Wenn das von der KMK kommen soll, ist allerdings alle jede Hoffnung vergebens. Aber warum sollten die deutschen Schulen nicht in der Lage sein, ein Konsolidierungs- und Kompensierungskonzept für die Nach-Corona-Zeit zu entwickeln? Man kann den Lehrenden schon einiges zutrauen. Dass der Tourismus-Verband aufschreit, weil er seine Verluste mit Elternurlauben kompensieren will, versteht man. Und wie ist es mit dem Recht der Lehrkräfte auf 80 freie Tage im Jahr? Dieses Recht gibt es, mit Verlaub, nicht. Ergo: Wenn man in BW den August für die Ferien freihielte, müsste eine erholte Rückkehr der Kinder am 1. September möglich sein.

5 Antworten auf „Heilige Ferien“

Mit Verlaub, die Idee der Verlegung der Sommerferien kam sehr früh von mir (im März 2020). Aber da hatte ich spontan dafür plädiert, sie in die die Zeit zwischen den Oster- und Pfingstferien zu verschieben.
Die Realität ist nun eine andere. Die Lehrkräfte arbeiten auf Hochtouren und die Schüler*innen, je nach ihren häuslichen Möglichkeiten, auch. Mindestens seit innerhalb (!!!) der Osterferien eignen sich alle in Windeseile den Umgang mit Videokonferenzen und digitalen Räumen an. Das ist kognitiv anspruchsvoll und bedarf der vieler Arbeitszeit. Unter diesen Bedingungen darf man eigentlich nicht mehr an die Streichung kommender Ferien denken. Es sei denn unter dem Einsatz von Zusatzpersonal. Aber wem?

” … mir wurde erzählt, dass … heute eine Präsentation zum selben Thema wie … hält.
Da ich das Thema sehr interessant finde, wollte ich Sie fragen, ob es okay wäre, wenn ich und ggf. andere interessierte Schüler*innen auch an der heutigen Sitzung teilnehmen würden.”
Ist das nicht süß!

Die Lehrkräfte haben 45 freie Tage mehr im Jahr als die “normalen” Arbeitnehmer. Wenn man eine oder zwei dieser zusätzlichen neun Wochen abknapsen würde, wäre das m. E. nicht allzu hart. Die letzte Woche der Sommerferien ist seit eh und je für die organisatorische Vorbereitung des neuen Schuljahrs bestimmt. Warum sie nicht auch pädagogisch sinnvoll nutzen? Wobei ich natürlich weiß, dass einige Zeit der Herbst-, Weihnachts-, Faschings-, Oster- und Pfingstferien für Korrekturen und Weiterbildung genutzt werden müssen.

Es sind verschiedene Fragen. Häckerling möchte mehr Unterricht ermöglichen. Aber wem?
– Flächendeckend allen SuS?
– Differenziert den Sus, die aufgrund ihrer persönlichen/häuslichen Bedingungen durch den Schulausfall in Nachteil gekommen sind?

Ein Masterplan, der jetzt schon mitgeteilt werden könnte, sollte in etwa so aussehen:
1. Partieller Unterricht für jene, die vor Prüfungen stehen. (Ist angekündigt; Umsetzung ab Anfang Mai).
2. Bekanntgabe eines Stufenplans für die schrittweise Rückkehr zum Unterricht für alle in den Kernfächern. (Anfang Mai)
3. Verkündung eines Zeitplans für die komplette Wiederaufnahme des Unterrichts noch vor den Sommerferien. (Mitte Mai)
4. Anregungen für eien schulischen Plan zur Förderung Benachteiligter, von Risikoschülern, Homeschooling-Opfern, unter Bedenken Versetzter. (Bekanntgabe Ende Mai)
Wichtig ist, den Weg Richtung Normalität auszuzeigen. Dass Termine möglicherweise virusbedingt korrigiert werden müssen, versteht sich von selbst. Ebenfalls: die Einhaltung von Hygienevorschriften. Auch Kinder und Jugendliche können diese verstehen.

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