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Schulisches Niemandsland

Da niemand weiß, was das Virus vorhat, weiß auch niemand, wie es mit dem öffentlichen Leben weitergeht. Sicher ist offenbar nur, dass die Wirtschaft am Laufen gehalten werden muss, egal wie. Denn wenn der Ofen nicht mehr dampft, also keine Steuern mehr eingehen, sitzt der Staat bald auf dem Trockenen. Kann er doch nur ausgeben, was er einnimmt. Und natürlich noch das, was er sich leiht. Staatliche Schulden sind kein Problem. Irgendjemand zahlt sie zurück, morgen oder übermorgen, in dieser oder der nächsten Generation. Ansonsten läuft gesellschaftlich nur noch wenig. Die Kultur hat sich ins Internet zurückgezogen und streamt auf Teufel komm raus. Der Breitensport liegt brach, nur der Profisport floriert. Es darf gekickt werden, wenn eine TV-Kamera eingeschaltet ist. Die einen kicken, die anderen übertragen das Gekicke, die dritten schauen den Kicker*innen zu und zahlen ihre Gebühren. Die Schulen waren vor Ostern ein bisschen offen. Jetzt droht ihnen die erneute Schließung. Wie fest der Verschluss sein wird, hängt von der Infektionslage ab. Entweder sind alle zu Hause und lassen sich fernbeschulen. Oder es gibt Wechselunterricht. Dann sind ein paar in der Schule und die anderen zu Hause. Ob es ein Abitur geben wird, steht in den Sternen. Die Schüler*innen der Abschlussklassen können einem leidtun. Sie müssen die Ungewissheit ertragen, sie müssen flexibel sein. Sie werden ein Zeugnis bekommen, das man später mit Stirnrunzeln betrachtet: Was haben die eigentlich gelernt? Auch von den Kindern der ersten bis zehnten Klasse wird man das sagen. Sie hatten keine normale Schulzeit; sie haben, wenn sie eifrig waren, sicher Lernfortschritte gemacht. Aber wenn es an Eifrigkeit fehlte? Wenn sie im Bermuda-Dreieck des digitalen Heimunterrichts verschollen sind, dann darf man gespannt sein, was die Lernstandserhebungen, mit denen das Schuljahr 2021/2022 beginnen muss, ergeben werden. Und wenn sich bestätigt, dass die Divergenzen groß sind, dann beginnt die nächste Herausforderung: Wann und wie bekommen die aus dem Raster Gefallenen den Nachhilfeschub, den sie brauchen?

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