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Wärmende Ideen

Aus dem in der Ferne als abstraktes Phänomen Krieg ist ein sehr konkretes hiesiges Problem geworden. Während hinten weit im Donbass Raketen einschlagen, Menschen sterben und um militärische Vorteile gerungen wird, schlägt man hier die Schlacht um die winterliche Wärme. Ob der Mensch ein Recht auf eine bestimmte Raumtemperatur hat, werden die Gerichte klären müssen. Manche haben schon klug vorgesorgt und Elektrogeräte erworben, die eine angenehme Temperatur in den winterlichen Räumen schaffen sollen. Diese Vorsorglichen gehen offenbar davon aus, dass es an Elektrizität nicht mangeln werde. Da könnten sie recht haben, denn schließlich gibt es funktionierende Kohlekraftwerke und Atommeiler, die in den „Streckbetrieb“ geschickt werden können. Wie gut, dass wir von der Sorge ums Klima für eine Weile hochoffiziell dispensiert worden sind. In der Abwägung der Güter rangiert die warme Stube vor der CO2-Reduktion. Manche trauen dem Strom nicht und setzen aufs Holz. Inzwischen seien alle Vorräte an Brennholz ausverkauft, auch Kamine, in denen es verheizt werden kann, gibt es keine mehr. Wir dürfen uns also auf einen Winter freuen, in der die Luft vom Aroma verbrennenden Holzes erfüllt sein wird. Ich bekenne: Mir stinkt das. Wieder einmal zeigt es sich, dass in der Not der Grundsatz gilt. Rette sich, wer kann. Zuerst komme ich und dann kommt lange nichts. Das Gemeinwohl – ist das Wort eigentlich noch bekannt? – interessiert nur eine kleine masochistische Minderheit. Was für Zeiten!

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