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Verzögertes Lockern

Man darf in Deutschland alles sagen, aber wehe, man tut es. Der Außenminister hat laut darüber nachgedacht, ob den Geimpften mehr Freiheitsrechte zugestanden werden dürfen. Hätte er geschwiegen, würde man ihm jetzt nicht über den Mund fahren. Natürlich geht es nichts ums Jetzt, sondern um die schöne Zukunft, die bei einer Impfquote über 50, 60, 65 auf uns wartet. Jene Zukunft, die als Licht am Ende des Tunnels metaphorischen Glanz bekommen hat. Man dürfe keine Unterschiede machen, wird der Minister belehrt, dürfe die Ungeimpften keinesfalls schlechter behandeln. Warum eigentlich nicht? Wer sich die Freiheit nimmt, das Impfen zu verweigern, kann für diese Freiheit auch ein Opfer bringen. Ist es nicht so, dass Ungetesteten das Betreten von Pflegeeinrichtungen verwehrt wird? Warum werden hier Unterschiede und das Testen zur conditio sine qua non gemacht? Morgen sollen durch die Kanzlerin-MP-Runde weitere Verschärfungen des Lockdowns beschlossen werden. Die Begründung: Die Zahlen seien weiterhin hoch. Aber sind sie nicht gesunken? Oder sind die täglich veröffentlichten Zahlen falsch? Gibt es nicht Anzeichen für die Wirksamkeit der jetzigen Maßnahmen? Man darf gespannt sein, wie man eine Verschärfung trotz sinkender Inzidenz-Zahlen begründet. Ach ja, die Gesundheitsämter kommen mit der Nachverfolgung nicht nach. Warum nicht? Fehlt es an Telefonanschlüssen, an Helfer*innen? Warum wird die Warn-App nicht besser genutzt? Vor allem werden die Mutanten der Lockerung entgegenstehen? Über die wird viel geraunt, aber keiner scheint etwas zu wissen. Plausibel begründete Politik sieht anders aus.

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Freiwillige Impfpflicht

Freiwillig“ und „Pflicht“ – passt das zusammen? Ja, nur so fügt es sich sinnvoll. Seine Pflicht zu tun, das wissen wir seit Kant, ist eine autonome Vernunftentscheidung des Individuums. Wer sich nur gezwungenermaßen pflichtgemäß verhält, handelt unfrei. Er ist ein Sklave, ein Opfer, ein fremdbestimmtes Wesen. Schiller sagt es freundlicher: Man soll das Notwendige mit Einsicht tun. Wer sich mit kruden Begründungen vom Impfen befreit, wer dummes Zeug nachschwätzt, um den Piks zu vermeiden, der vergeht sich an der Gesellschaft, der er angehört, die ihn schützt und ihm die Bedingungen einer eigenständigen privaten Existenz ermöglicht. Wasser, Gas und Strom, Verkehrsmittel, ärztliche Versorgung, kulturelle Angebote, schulische Bildung, das alles kann der Einzelne nicht allein hervorbringen. Es ist das Werk des Ganzen, des Staates, der Solidargemeinschaft oder wie wir sie nennen wollen. Die ist derzeit bedroht durch eine Infektion. Das gab es schon früher: Pest und Cholera, Tuberkulose, Pocken und Influenza, Masern und Kinderlähmung – sie alle haben die Menschheit bedroht. Sie zu bekämpfen, gab es oft keine Mittel. Jetzt, gegen Covid-19, gibt es sie. Da gehört es sich einfach, da ist es die Pflicht jedes Staatsbürgers, seinen Teil dazu beizutragen, dass diese Geißel der Menschheit niedergerungen wird. Häckerling weiß, dass die Schulen zurzeit andere Probleme haben, aber die Vermittlung einiger grundlegender ethischer Gedanken der deutschen (und europäischen) Geistgeschichte sollte nicht ersatzlos wegfallen.

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Routiniertes Holpern

Die Nachrichtenlage im Südwesten ist geprägt von Nachrichten über Holprigkeiten. Der Start in den Online-Unterricht sei holprig gewesen wird in Leitartikeln getextet. Dass derlei noch eine Meldung wert ist, wundert Häckerling. Holpert doch die Digitalisierung der Schulen schon längere Zeit. Wie man hört, war man im KM überrascht, dass am gestrigen Montagmorgen so viele Schulen und Schüler*innen ihre Rechner eingeschaltet haben. Zur Erinnerung: Das war von der Schulverwaltung selbst so angeordnet. Aber offenbar haben die IT-Techniker im Hause (oder wo sie auch sind) es zu spät erfahren. Heute wird alles gut gelingen. Die Kapazität des Moodle-Systems wurde erhöht. Auch der Impfstart verläuft im Ländle holprig. Es wird zu wenig geimpft. Im Kreis Böblingen verschiebt man den Start der Aktion von einer Woche auf die andere. Wie man hört, haben die Mecklenburger Vorpommern mehr Vaccine „verimpft“ – ein neues Verb, das mein Computer erst lernen muss. Die Erklärung dieses Phänomens (des holprigen Impfstarts) ist schwieriger. Liegt es daran, dass das Land im Norden eben ist und die neuen Autobahnen den Impftransportern ein rascheres Vorankommen erlauben? Oder haben sie einfach eine bessere Organisation? Der private Zuganbieter Abellio holpert schon seit eineinhalb Jahren auf den Gleisen. Sein Fehler: Er hat bei Bombardier neue Züge bestellt. Aber die werden nicht geliefert. Häckerling wundert sich, dass man mit dieser Lieferung überhaupt rechnet. Besagte Firma ist doch bekannt für ihre Unfähigkeit beim Bau von Eisenbahnzügen. Vielleicht sollten sie Masken für Mund- und Nasenschutz herstellen.