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Schwächelnde Schülerschar

Der Verfasser kann nur hoffen, dass der Trick mit dem grammatisch femininen Wort „Schar“ als Ausweg aus dem Gender-Dilemma akzeptiert wird. Er meint damit die Gruppe der manchmal „Lernenden“, die „Schüler*innen“ oder „„SchülerInnen““, kurz: alle Kinder, die ein Gymnasium besuchen. Die sind gebeutelt durch den monatelangen unpräsenten Unterricht, durch Fernunterrichtung vor Rechnern, durch den Unterricht in wechselnden Kleingruppen. Was immer auch die Mutmaßenden, die Lehrer*innenverbände und Bildungsforschenden errechnen mögen, klar dürfte sein, dass sich der Lernrückstand gegenüber den vorpandemischen Zeiten nicht in Wochen, sondern nur in Monaten ausdrücken lässt. Hinzu kommt in BW ein hausgemachtes Problem, die Abwertung der Grundschulempfehlung durch Grün-Rot, die ebenfalls und inzwischen nachweislich zu einem Leistungsabfall in den Gymnasien (und wohl auch den Realschulen) geführt hat. Die neue grün-rote Regierungsmann- und -frauenschaft will daran aber nicht rütteln – keine Strukturdebatten heißt es. Wie aber sollen die Defizite besagter „Schar“ behoben werden. Der Bund gibt fürs Aufholen zwei Milliarden Euro. Was macht das Land? Die Sommerferien bleiben unangetastet. Ein Extra-Schuljahr wäre zu teuer. Kinder, die in normalen Zeiten 30 Wochenstunden haben, noch ein paar Stunden extra zusätzlicher Förderung zu verordnen, das geht wegen der Belastung auch nicht. Häckerlings Vorschlag: Man mache gar nichts und hoffe, dass sich die Defizite im Laufe der Zeit ganz von selbst auflösen. Heißt es nicht, die Zeit heile alle Wunden? Und kosten würde es auch nichts.

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Bestmögliche Bildung

Im Koalitionsvertrag 2021 von Grün-Schwarz lautet der erste Abschnitt zum Thema „Bildungspolitische Grundziele“: Bildungschancen und Bildungserfolg dürfen nicht von der Herkunft abhängen. Wir wollen – wie es die Landesverfassung vorschreibt – die Potenziale aller Kinder, aller Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihrer Herkunft oder ihrer wirtschaftlichen Lage bestmöglich erschließen. Dabei gilt es jede und jeden optimal zu fördern und zu fordern: Unser Ziel ist bestmögliche Bildung für jede und jeden. Es ist immer gut, sich an die Vorgaben der Landesverfassung zu erinnern. Aber ohne Superlativ. Man will nicht bloß die „Potenziale aller Kinder“ erschließen, man will es (Adverbial der Art und Weise) „bestmöglich“ tun – und damit schränkt man das hochgesteckte Ziel gleich wieder ein, denn es kann ja sein, dass vieles nicht möglich oder nur begrenzt möglich sein wird. Politische Menschen sind bekanntlich gut darin, Hintertürchen offen zu lassen. Die Floskel vom „Fördern und Fordern“ darf natürlich in einem solchen Grundsatztext nicht fehlen. Sie stammt aus der Sozialpolitik und wurde 2006 von der KMK in die Pädagogik eingeführt. Aber weiter im Text: Noch einmal findet das Wörtchen „bestmöglich“ Verwendung, diesmal als Adjektiv. Es beißt sich allerdings ein wenig mit dem Superlativ „optimal“. Allerdings sagt er auch nicht mehr aus als: „so gut, wie es irgend geht“. Was müssen diese Koalitionäre für eine Angst haben, ihr Ziel zu verfehlen! Verfehlt haben sie die korrekte Setzung von Kommas, denn nach „gilt es“ ist nach den geltenden Regeln (wegen des vorausweisenden „es“) ein Beistrich zu setzen. Aber sei’s drum – auch Grün-Schwarz ist nicht fehlerfrei. Wünschen wir der neuen Bildungsministerin den bestmöglichen Erfolg beim Streben nach der optimalen Bildung für alle.

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Unverstandene Texte

Die Zeitung meldet heute, dass sich junge Menschen im PISA-Alter (also 15-Jährige) schwer tun, Texte zu verstehen. Der Unterschied zwischen Information und Meinung, zwischen Tatsachenbehauptung und Argument sei ihnen ein Rätsel. Das ist eine traurige Nachricht, spricht sie doch ein vernichtendes Urteil über die Wirkungen des Deutschunterrichts. Zugegeben, das Lesen und vor allem Verstehen von Sachtexten ist nicht immer einfach. Leider schreiben die Schreibenden nicht explizit, dass sie eine Tatsache behaupten, daraus einen Schluss ziehen und also dieser oder jener Meinung seien, sondern sie erwarten vom Leser und der Leserin, dass sie oder er das selbst merkt. Eine berechtigte Erwartung, denn genau das soll man in der Schule lernen. Woran liegt das Defizit? Dass in den sozialen Medien zuchtlos herumgeschrieben wird? Dass auch in der Politik oder in den Zeitungen der Unterschied zwischen Faktum, Meinung und Haltung oft verwischt wird? Oder dass die Lehrerinnen und Lehrer es nicht schaffen, den jungen Menschen Instrumente an die Hand zu geben, die es ihnen ermöglichen, den Geheimnissen von Texten auf die Spur zu kommen? Könnte es sein, dass man sich in der Schule zu sehr auf fiktionale Texte spezialisiert hat? Wie auch immer, es ist betrüblich, dass es mit dem Verstehen nicht zum Besten steht. Man kann nur hoffen, dass in den verbleibenden Schuljahren noch ein wenig an diesem Problem gearbeitet wird.