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Fleißige Lehrende

Dass es neben dem C-Virus auch noch andere Themen in die Zeitung schaffen, ist erstaunlich. Dieser Tage wurde wieder einmal die Klage der Gymnasiallehrer publiziert, sie seien zeitlich überbelastet. Ihre Wochenarbeitszeit betrage (die Ferien eingerechnet) 45,5 Stunden. Diese Zahl wird seit vielen Jahren unverändert genannt. Auf welchen Daten sie beruht, weiß niemand. Sie mag ja sogar stimmen, aber sie ist folgenlos, denn es fehlt ihr an Eindrücklichkeit. Zumal es ein Durchschnittswert ist. Alle wissen, sie sagen es aber nie laut, dass die Belastung der Lehrkräfte saisonal stark schwankt, dass sie von ihren Fächern abhängig ist und ihrer Arbeitsweise. Wissen sollte man auch, dass die Mehrzahl der Lehrenden keinen vollen Lehrauftrag hat, also der Wert 45,5 nur auf einen Teil zutrifft. Dass die Arbeitszeit davon abhängig ist, wie jemand arbeitet, d. h. wie gründlich, wie strukturiert, wie redundant. Man kann an einem Oberstufenaufsatz eine Stunde sitzen oder auch nur eine halbe – macht bei 20 Arbeiten 10 Stunden Unterschied. Natürlich findet man in einer Stunde mehr Probleme im Schülerprodukt, aber niemand hat bisher bewiesen, dass erhöhtes Anstreichen von Falschem einen höheren Lerneffekt beim Zögling hat. Es gibt weitere Möglichkeiten der Reduktion von Arbeitszeit: kürzere Klassenarbeiten, gemeinsam erarbeitete oder von Verlagen fertig gelieferte Unterrichtseinheiten, eine sinnvolle Ablage der Materialien, die zügigere Abwicklung von Konferenzen, eine bessere Nutzung des Digitalen (zum Beispiel bei der Notengebung), strengere Regeln für Elterngespräche etc. Auf eine Senkung des Deputats zu hoffen ist müßig.

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Präsidiale Rechtschreibkritik

Der MP (meint hier nicht Maschinenpistole, sondern Ministerpräsident) des Landes BW (Baden-Württemberg) hat verlauten lassen, dass die Rechtschreibung nicht so wichtig sei. Näheres teilen die Zeitungen nicht mit. Wahrscheinlich denkt er an die armen Schüler, die sich an die vom Land einst (Anfang des 21. Jahrhunderts) verordneten Rechtschreibregeln halten sollen. Da es damit nicht zum Besten steht, hat die KM (Kultusministerin) von BW vor Jahresfrist den Lehrkräften ein hübsches Heft in die Hand gedrückt, dem sie die wichtigsten Vorschriften der Orthografie entnehmen können. Wahrscheinlich ist das Herrn Krätschmann entgangen. Er kann sich ja nicht um alles kümmern. Nun muss man darüber nachdenken, was er mit „nicht so wichtig“ ausdrücken will. Dass die Klimafrage wichtiger ist? Dem könnte man zustimmen. Dass schlechte Ausdrucksweise und Schreibfehler in einer Schülerarbeit ohne Belang sind? Das würde dem widersprechen, was die KM fordert. Creitschmann ist also gegen eine Anordnung der Frau Eisenmann? Ist das schon ein Teil des Wahlkampfs für 2021? Oder erinnert sich der MP nur an seine Jugend, als man schon einmal die pädagogisch eigenartige Ansicht vertrat, es sei egal, wie die Kinder schreiben, Hauptsache, sie schreiben überhaupt. Die Lehrerinnen und Lehrer sollen einfach raten, was das Kind mit seinen Wörtern und Sätzen mitteilen will. Man dürfe es nicht mit Orthografie-Regeln quälen, ein lebenslanges Rechtschreib-Trauma solle tunlichst vermieden werden. Chrätschman ist mal wieder seiner Zeit voraus. Er stellt sich schützend vor die Schulkinder. Schlieslich sint sieh unnsere Zuhkunnft.

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Dürftiges Klimagerede

Für den amerikanischen Präsidenten gibt es kein Klimaproblem. Daher kann er auch guten Gewissens alle Umweltgesetze der Obama-Regierung außer Kraft setzen. Sein Credo: Das amerikanische Jobwunder darf nicht durch Auflagen zum Schutz vor dem Klimawandel behindert werden. Man muss Tramp bewundern für seine Geradlinigkeit, für die Gabe, alles ausblenden zu können, was seinen engen Horizont stören könnte. Und seine Partei macht mit. Hierzulande hätte man das einst, als es noch anders zuging im Deutschen Reich, „Nibelungentreue“ genannt. Eine bekannte Kolumnistin der Stuttgarter Zeitung hat einen anderen Weg gefunden, sich die Klimafrage vom Hals zu schaffen. Sie gießt Kübel von Häme über Greta aus. Es gibt wohl kein Klischee, das ihr nicht einfiele, um der jungen Frau jede Glaubwürdigkeit abzusprechen, auch das gängige von der „Heiligen“ ist aus ihrem PC gerutscht. Die Logik: Wenn ein solch unbedarftes Wesen sich („frech“) über die Klimaprobleme auslässt, dann kann nichts dahinter stecken außer dem Sich-Aufspielen einer Schülerin. Sie empfindet es geradezu als skandalös, dieses Fräulein nach Davos einzuladen, wo schließlich nur bedeutende Menschen was zu suchen haben und keine Schulschwänzer. In einem Leserbrief der örtlichen Zeitung stand gestern das ultimative Argument gegen den verrückten Klima-Hype: CO2 gibt es schon immer und offenbar wüssten nicht alle, wie wichtig CO2 für unser Leben sei. Wie kann man da auf die Idee kommen, die Emission von Kohlendioxid für schädlich zu halten? Als einstiger Lehrer fasse ich mir an die Nase: Was haben wir Pauker in den Köpfen der Menschen bloß angerichtet?