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Schwache Drittklässler

Es ist eigentlich zum Verzweifeln. Immer wieder – so auch heute – erfahren wir von schwachen Schülerleistungen. Diesmal trifft es die Drittklässler. Über 25 % kann nicht ausreichend lesen, schreiben und rechnen. Schulpolitik ist kaut Grundgesetz Ländersache. Wenn also viele Kinder in Baden-Württemberg schulische Mängel aufweisen, dann kann man sich ausnahmsweise nicht an Berlin wenden und um ein Hilfspaket bitten. Aber ein wenig sucht man den Schuldigen doch wieder beim Bund. Denn es seien vor allem die Kinder aus Migrationsfamilien, die Schulprobleme haben. Wenn wir also keine Flüchtenden oder Asylanten hätten, so die immanente Logik, wären unsere Schülerinnen und Schüler sehr gut. Doch die Verhältnisse, sie sind nicht so. Irgendeine Idee, wie man dem Problem begegnen könnte, scheint man in Stuttgart nicht zu haben. Es bleibt beim bedauernden Konstatieren des üblen Sachverhalts. Dabei lassen sich Probleme bekanntlich dann lösen, wenn man sich ihrer entschlossen annimmt, wenn man nicht lamentiert, sondern handelt. Aber hierzulande fehlt es offenbar an den einfachsten Erkenntnissen. Wenn Kinder in den elementaren schulischen Tätigkeiten Defizite haben, dann muss man sie gezielt angehen. Wer etwas noch nicht kann, muss länger in der Schule sein und mehr Unterricht bekommen, nicht freiwillig, sondern als Pflichtunterricht. Wer dann seine Leistungen steigert, dem wird der Zusatzunterricht Schritt für Schritt erlassen. Wenn das kein Anreiz ist! Mit welchen Methoden man diesen schwachen Lesern, Schreibern und Rechnern aufhelfen kann, das dürfte den Grundschullehrkräften bekannt sein. Also: Lasst die Lehrer machen. Gebt ihnen den rechtlichen Rückenwind, die nötige Zeit und evtl. ein paar Euro mehr in die Hand, dann wird sich bald etwas ändern.

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Gewünschte Wirklichkeit

Leider stimmen im Deutschland von heute in manchen Bereichen Wunsch und Wirklichkeit nicht überein. Man kann das auch am Fußball festmachen: Wir fühlten uns bereits als Weltmeister und nun sind wir schon in der Vorrunde gescheitert. Woran es lagt? „Wir“ haben gegen Japan verloren und gegen Spanien nicht gewonnen. Die „goldene Generation“ hat zu wenig Tore erzielt. Nun werden wir eine „gnadenlose Analyse“ erleben. Am Ende wird es so weitergehen wie bisher. Wahrscheinlich hat es an der Bezahlung gelegen. Also müssen wir man Spielern ein paar Euro mehr in die Hand drücken. Leider ist das Dilemma zwischen Wunsch und Wirklichkeit nicht auf den Fußball beschränkt. Es gilt auch für unsere Bemühungen in Sachen Klimawandel. Dem Vernehmen nach erreichen wir seit Jahren nicht die Ziele, die wir uns selbst gesteckt haben und die von der Sache her geboten sind. Und der Arbeitsmarkt? Aus den Medien ist zu erfahren, dass ausländische Top-Kräfte ganz und gar nicht darauf versessen sind, in Deutschland eine Stelle zu bekommen. Die Bedingungen hierzulande seien nicht besonders attraktiv, heißt es. Haben wir nicht immer gedacht, dass alle danach drängen würden, in Deutschland zu arbeiten? Vom Digitalen wollen wir lieber schweigen. Es ist einfach nur dürftig. Dass wir auch im Bildungsbereich allenfalls Mittelmaß sind, wissen wir seit über 20 Jahren. Geändert hat sich daran nichts. Die Versuche, die PISA-Studien als fehlerhaft oder bedeutungslos hinzustellen, sind gescheitert. Wir müssen der Wahrheit ins Gesicht sehen: nur Durchschnitt. Und worin sind wir gut? Im Träumen und im Bürokratisieren. Es gelingt uns, alle guten Ansätze durch Verwaltungshandeln, durch Regelungen, Spitzfindigkeiten und dem Streben nach der gerechten Lösung abzuwürgen. Wir brauchen Jahre für den Bau von Windrädern. Jahrzehnte dauert die Erstellung neuer Bahnhöfe und Flughäfen. Wir haben keine Idee für den Bildungsbereich und in Sachen Klima verlässt uns der Mut.

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Schule

Ersehntes G 9

Es war einmal eine Zeit, in der man nach neun Jahren das Abitur ablegte. Die jeweils drei Schuljahre waren klar gegliedert in Unter-, Mittel- und Oberstufe. Die elfte Klasse diente der Vorbereitung auf die Kursstufe. In 12 und 13 absolvierten die Schülerinnen und Schüler Grund- und Leistungskurse. Am Ende wurden ihre Punkte zusammengezählt und ein Ergebnis als Note mit Zehntelschritten formuliert: 1,3 oder 2,4. von diesem NC-Schnitt hing es ab, ob und wo man studieren durfte. Diese neunjährige Schulzeit war lang. Man stellte fest, dass deutsche Abiturientinnen und Abiturienten im internationalen Vergleich überaltert waren. Man konnte auch nicht leugnen, dass die Zeit in der Schule so üppig war, dass sich Nebenjobs gut damit verbinden ließen. Da am Ende alle Schülerinnen und Schüler volljährig waren, konnten sie sich selbst entschuldigen. Die Präsenzprobleme nahmen zu. Da verfiel man auf die Idee des achtjährigen Gymnasiums. Nun fehlte plötzlich ein Jahr. Der Umfang des Lehrstoffs musste vermindert werden. Aber das war schwierig. Liebgewordene Inhalte einfach aufzugeben, fiel den Fachschaften schwer. Auch der Ausweg, nicht Lehrinhalte, sondern Kompetenzen zu vermitteln, war keiner. Ein Teil der Lehrerschaft hatte große Mühe, in Kompetenzen zu denken. Selbst Fortbildungen hatten keinen Erfolg. Die Eltern beklagten sich über den Zeitdruck, unter dem ihre Kinder stünden. Sportvereine und Musikschulen jammerten über Terminprobleme und sinkende Teilnehmerzahlen. G 8 wurde zum Inbegriff einer gescheiterten Reform. Und so drehte man das Rad zurück. Manche Bundesländer stellten ganz auf G 9 um, andere boten beides an. Man darf annehmen, dass die Rolle rückwärts bald allgemein sein wird. Dann können wir uns wieder über die Probleme von G 9 unterhalten; siehe oben.