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Stallstroh

Wenn es wirklich ein Stall war, wo aus dem Paar Maria und Josef eine heilige Familie wurde, dann gab es darin nicht nur Ochs und Esel sowie eine Krippe, sondern auch Stroh, leeres Stroh natürlich, denn die Tiere werden alle Körnlein bereits mit Behagen verzehrt haben. Und wenn wir bei dem anderen Wort für leeres Stroh bleiben, der Vokabel „Häckerling“, dann liegt es nahe, dass sich auch der gleichnamige Blog und sein Schreiber zum Thema Weihnachten äußern.

Man kann auf dieses Fest von oben schauen, sozusagen aus der himmlischen Perspektive, und das Stall-Ereignis mit dem göttlichen Ratschluss zusammenbringen, der Erde und ihren Menschen herrlichen Frieden in Aussicht zu stellen. So werden seine Engel auch zitiert. Dann muss natürlich auf der Weihnachtspost genau dieses Wort, Frieden, irgendwie unterbringen. Meine Bank hat sich für das Adjektiv „friedvoll“ entschieden, das gewöhnliche „friedlich“ war ihr offenbar zu mager.

Wenn man aus der Waagrechten auf die dürftige Herberge der Jesus-Eltern blickt und das als Zeichen der Solidarität mit den Armen dieser Welt nehmen möchte, dann darf der Appell zum Spenden und Schenken nicht fehlen. Der Dezember ist nicht nur der Monat der größten Umsätze des Einzelhandels, sondern auch der Spendenorganisationen. Alle wollen sie Gutes tun und fordern uns andere dazu auf, ihnen dafür Geld zu geben.

Wir können das Geschehen auch von unten betrachten. Das Kind liegt auf Stroh, wird erzählt. Das ist nicht angenehm, denn Stroh pikst auf der bloßen Haut. Das arme Kind. Aus dieser Perspektive kommt man der Banalität des Alltags sehr nahe. Die großen Worte vom Frieden, einverstanden, sie müssen wohl sein und auch die Appelle zur Großzügigkeit: Sie mögen nicht nur denen nützen, die daran verdienen. Aber Häckerling fühlt sich ab und zu gedrängt, an den lästigen Alltag und sein Kratzen und Jucken zu erinnern.

Den treuen Kommentatorinnen und Kommentatoren, den kritischen und zustimmenden Leserinnen und Lesern in der Ferne und in der Nähe, ihnen allen sei ein herzlicher Gruß entboten.

(Blog-Eintrag Nr. 241)

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Schreibhemmung

Den Mädchen fällt es natürlich leichter als den Jungen, das Schreiben mit der Hand. Vor einigen Tagen durften wir davon in der Zeitung lesen. Offenbar ist das Problem schon im Kultusministerium angekommen und sogar in der einen oder anderen Grundschule. In Kürze gesagt: Viele Buben können nach vier Jahren Grundschule so schreiben, dass es niemand lesen kann, nicht einmal sie selbst. Und dieses Schreibproblem schlägt auf das Leseproblem durch. Wer nicht recht schreiben kann, liest auch ungern. Am Ende zählt man zu den knapp 20% der Fünfzehnjährigen, die nicht den Mindestanforderungen beim Verstehen von Texten gerecht werden.

Nebenbei muss hier der polemische Satz fallen: Was ist los in den Grundschulen, wenn sie es nicht einmal schaffen, allen Kindern das Schreiben beizubringen? Dazu haben sie  immerhin vier Jahre Zeit. Das reicht wohl nicht. Doch vielleicht bekommen sie ja bald sechs Jahre oder noch mehr zur Verfügung, sofern es nach den grünen und roten Parteien geht.

Kultusministerin Schick (CDU) hat Erbarmen mit den armen Jungen und will ihnen das Schreiben erleichtern. Mit dem Satz, sie sollen „ihren Hirnschmalz“ für Dringlicheres als das Erlernen der Schreibschrift nutzen, wurde sie in der Presse zitiert. Häckerling möchte sie dafür loben, aber an dieser Stelle auch den ehemaligen Schulleiter Ulrich Warnke lobend erwähnen und aus dessen ihm, dem Blogschreiber, vorab vorliegenden Leserbrief zitieren: „dass die Schüler, so ihr, der Ministerin, Wunsch, ‚ihren Hirnschmalz’ verwenden sollen, geht dann doch zu weit. Ist es bloß ihr bayerischer Migrationshintergrund oder weiß sie tatsächlich nicht, dass ‚Schmalz’, also auch ‚Hirnschmalz’, nicht männlich, sondern sächlich ist, die Schüler also ‚ihr Hirnschmalz’ verwenden müssten?“

Es ist tatsächlich der bayerische Hintergrund, der das Schmalz vermännlicht hat, aber das passt, denn auch das unansehnliche Schreiben ist ein männliches Problem. Hoffen wir auf ministerielles Hirnschmalz bei seiner Lösung.

(Blog-Eintrag Nr. 240)

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Nadelöhr ökologischer Himmel

Dass eher ein Kamel durch Nadelöhr komme als ein Reicher in den Himmel, können wir – in der dort üblichen Zuspitzung bereits in der Bibel lesen. Der Satz ist wohl so zu verstehen, dass sich den Reichen derart viele verführerische Hindernisse auftun, dass sie es sehr schwer haben, den christlichen Geboten gemäß zu leben.

Nun lesen wir in der heutigen Zeitung (17.12.10), dass es den Reichen auch nicht gelingt, den ökologischen Geboten zu entsprechen. An Verführungen zur übermäßigen Emission von Schadstoffen gibt es gar zu viele: das Einfamilienhaus, die Autos, die Fernreisen, das delikate Essen in Feinschmeckerlokalen. All diesen Versuchungen erliegen Wohlhabende immer wieder und das verhagelt ihnen die Öko-Bilanz. Dagegen schneiden arme Alte, die zur Miete wohnen, die Straßenbahn oder das Fahrrad benutzen, im Stadtpark Urlaub machen und selber kochen, wesentlich besser ab. Dabei wollen sie gar nicht ökologisch wertvoll sein, sondern einfach nur leben oder überleben. Die anderen, die Wohlhabenden, wollen dagegen umweltbewusst sein, aber offenbar scheitern sie mit ihren guten Vorsätzen gar zu oft.

Das ist ein Problem: Die einen handeln dem göttlichen Willen gemäß, ohne es groß anzukündigen, die anderen kündigen es groß an, tun es aber nicht. In der Bibel ist dieses Problem so gelöst: Es kommt nicht auf die großen Worte, sondern auf die Taten an. Können oder dürfen wir diese biblische Lösung auch aufs Ökologische anwenden? Häckerling ist skeptisch.

(Blog-Eintrag Nr. 239)