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Digitalrat

Dass es um die IT-Ausstattung der Schulen mau bestellt ist, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Mit diesem, wie es auf den ersten Blick scheint, völlig unangemessenen Bild reagiere ich auf die heutige Meldung zu diesem Thema in der heimischen Zeitung. In Stuttgart sehe es schlecht aus mit der Digitalisierung, muss ich lesen. Es bedürfte etlicher Millionen Euro, um bei diesem Problem weiterzukommen. Aber diese Millionen hat die arme Stadt Stuttgart natürlich nicht. Und die noch ärmeren Kommunen landauf, landab haben sie erst recht nicht. So wird es also für Deutschland beim Rang im Mittelfeld bleiben, hinter der tschechischen Republik. Aber für Stuttgart wären vielleicht doch die Spatzen eine Lösung oder genauer gesagt: die Tauben. Denn deren gibt es in Stuttgart sehr viele. Man stolpert überall über sie, haben sie doch keinerlei Scheu vor den Menschen. Mein Vorschlag: Wie wäre es, die kommunalen Tauben zu Brieftauben umzuschulen? Mit denen hat man früher als Kommunikationshelfer gute Erfahrungen gemacht. Selbst das Volkslied würdigt sie: „Kommt ein Vogel geflogen“. Gewiss, die Tauben brauchen etwas länger zum Überbringen von Botschaften als die elektronischen Medien, aber es handelt sich immerhin um ein Naturprodukt. Es könnte ja sein, dass die grüne Stadtverwaltung und die grün-schwarze Landesregierung dafür ein paar Euro locker machen. Ein Spitzenplatz in dieser Kommunikationstechnik wäre uns dann sicher.

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Beiratratschläge

Zu den schönen Traditionen der hiesigen Bildungspolitik gehört die Einrichtung von Beiräten. Sie sollen raten, wenn man nicht mehr weiter weiß. Den neuen Beirat des Kultusministeriums von Baden-Württemberg soll Ulrich Trautwein leiten. Was er in der Zeitung zu sagen hatte, klingt vernünftig, aber auch ernüchternd. Eine Wirkung seines Wirkens werde frühestens in zehn Jahren eintreten, denn Änderungen im Bildungssystem greifen langsam. Zumal Baden-Württemberg seit langer Zeit stagniere. Auch gebe es hier eine „erschreckend große Risikogruppe von leistungsschwachen Schülerinnen und Schülern.“ Es fehle an „aussagekräftigen Daten zum Schulsystem“. Die Chancen der Vergleichsarbeiten hat man sinnlos vergeigt. Diese Arbeiten sind bedeutungs- und folgenlos. Der Aufwand dafür, sage ich, ist sinnlos. Man hat in den Schulen „Qualitätsverletzungen“, wo man sie denn feststellte, „nicht wahrgenommen“, also unter den Teppich gekehrt. Dem Land fehle der Wille, „die Qualität von Lernprozessen systematisch zu erfassen und zu verbessern.“ Trautwein vermeidet es, die Schuldigen zu benennen. Aber wahrscheinlich liegt man mit der Einschätzung richtig, dass eine unheilige Allianz von Politik und Lehrerverbänden am Werk war. Ich erinnere mich, dass alle mutigen Ansätze am Beharrungsvermögen der Verantwortlichen gescheitert sind, sei es – um nur ein paar Stichworte zu nennen – eine verpflichtende Fortbildung für alle Lehrkräfte, die Bewertung der Vergleichsarbeiten als „echte Klassenarbeiten“, die Veröffentlichung von Ergebnissen der Fremdevaluation. Trautwein sagt, was wir alle schon wissen: Die Qualität eines Bildungssystems liegt an der Qualität des Unterrichts. Die aber interessiert hierzulande eigentlich kaum jemand.

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Unterrichtsqualität

Das Zentrum für Schulqualität und Lehrerbildung soll die Schulen durch Beratung mit Fokus auf der Unterrichtsqualität sowie durch die Erarbeitung und Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien bei der Schulentwicklung unterstützen. – Ein Satz, der es in sich hat. Formuliert hat ihn das Kultusministerium von Baden-Württemberg. Er ist eine Reaktion auf das schlechte Abschneiden des Landes beim bundesweiten Ranking der Schulleistungen. Was steht drin: Es wird eine neue Institution gegründet, „ein Zentrum“ mit zwei Aufgaben, erstens der (Verbesserung der) Schulqualität und zweitens der (Konzentration und Neustrukturierung der) Lehrerbildung. Gegen Ersteres kann Häckerling nichts einwenden, plädiert er doch schon lange dafür, den Hebel bei der Unterrichtsqualität anzusetzen und nicht bei der Schulstruktur. Auch beim zweiten Ziel kann er nur mit dem Kopf nicken. Die Fortbildung der Lehrkräfte ist zu wenig systematisch und zu wenig verbindlich. Sollte das neue Zentrum beides hinbekommen, wäre Begeisterung angesagt. Seine Instrumente werden im kursiv gedruckten Satz oben genannt: Beratung (der Lehrer, der Schulen) und Entwicklung von Unterrichtsmaterial. Das mit der Beratung geht in Ordnung, wenn sie denn durch Berater erfolgt, die über die nötige Qualität verfügen. Sie zu finden wird daher die erste Aufgabe sein. Die Sache mit dem Unterrichtsmaterial ist mir unklar. Bisher war das eine Aufgabe der Verlage. Die bekamen entsprechende Vorgaben in Gestalt des Bildungsplans. Wenn die Schulverwaltung selbst Material erstellte, wer würde es prüfen? Auch machte sie damit den Verlagen Konkurrenz und zöge ihnen die besten Mitarbeiter ab. Warum nicht die Produkte der Schulbuchverlage strenger kontrollieren und die Schwelle der Zulassung höher setzen?