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Vergnügt oder genügsam

Berlin sei arm, aber sexy, sagt ihr Bürgermeister, auch Sindelfingen ist arm und es soll auch nicht sexy sein. So will es der dortige Bürgermeister und so will es auch die Mehrheit des Gemeinderats. Auf ihrer verzweifelten Suche nach Einnahmequellen sind die Stadtväter und Stadtmütter auf die Quelle der Lust gestoßen. Diesem Vergnügen nachzugehen wird nun teurer, in Sindelfingen, nicht in Böblingen.

Besteuert wird alles, was mit Erotik zu tun hat, zum Beispiel der Besuch von Erotikmessen im Glaspalast, auch wenn ein Ratsmitglied diese Veranstaltung eher als „Kindergeburtstag für Erwachsene“ einschätzt. Die Besucher zahlen künftig 5 Euro zusätzlich an die Stadt. Ein teurer Spaß, den sich wahrscheinlich nur noch „die Reichen“ leisten können. Aber bei denen kann man sowieso nicht genug abkassieren.

Auch der Besuch von „Etablissements“ wird in Sindelfingen zu einem kostspieligen Ereignis, denn die Betreiber müssen künftig für jedes benutzte Bett oder für jede Nutzung desselben oder für jede Person, die ein Bett dort geschäftlich nutzt – so ganz genau ist die Beschlusslage aus den Zeitungen (vom 30.6.10) nicht zu entnehmen – 150 Euro bezahlen.

Da kündigt sich ein neuer Wohlstand der armen Kommune Sindelfingen an. Man holt sich das Geld von den wohlhabenden Lüstlingen, bekämpft damit die „spätrömische Dekadenz“ und kann sich so als Förderer der öffentlichen Moral fühlen. Vielleicht sollte sich Berlin daran ein Beispiel nehmen.

(Blog-Eintrag Nr. 195)

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Dreist oder albern

Seit Jahrzehnten wird die S-Bahn-Verbindung zwischen Böblingen und Renningen, die sog. S 60, geplant und auch ein bisschen gebaut. Seit den 1980er Jahren wartet man auf die Einweihung. Die wurde immer wieder verschoben. Gerüchteweise soll sie Ende 2012 fertig erfolgen, manche rechnen mit 2015. Der Grund ist das Fehlen von Planung, von Grundstücken und von Geld. Um die Peinlichkeit in Grenzen zu halten, wurde am Montag (14.6.10) eine Teilstrecke (Böblingen – Maichingen Bahnhof) in Betrieb genommen. Natürlich mit den üblichen Reden der wichtigen Menschen und volkstümlichen Festlichkeiten. Häckerling findet das eher noch peinlicher. Schließlich handelt es sich um eine Strecke von gerade mal 8 Minuten Länge. Das ist kaum mehr als die Hälfte der Zeit, die ein S-Bahn-Fahrer im Stuttgarter Tunnel zubringt.

An dieser „Großbaumaßnahme“, die – hinsichtlich ihrer zeitlichen Ausdehnung – sowohl den Potsdamer Platz als auch Stuttgart 21 in den Schatten stellen dürfte, kann man das in Deutschland üblich gewordene Arbeiten studieren: Am Anfang steht der großartige Plan, dann kommen die Widerstände, dazu gesellen sich der Dilettantismus der Beteiligten und die Unfähigkeit, sich auf Finanzierungen zu einigen, und schließlich dümpelt das Ganze seinem Ende entgegen oder versandet wie bei der S 60.

Was die neue Teilstrecke des S 60 angeht, so wird daran auch deutlich, dass man es nun zwar geschafft hat, das Daimler-Benz-Werk ans S-Bahn-Netz anzuschließen, aber den vielen Bürgern in Sindelfingen-Nord (Stadtteil Hinterweil) die für sie vorgesehene und seit Jahren fast fertige Haltestelle Maichingen-Nord noch lange Zeit vorenthalten wird.

(Blog-Eintrag Nr. 188)

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Wien oder Stuttgart

Nun wissen wir endlich, wo wir am liebsten wohnen würden – in Wien. Es ist ganz vorne gelandet bei der Hitparade oder dem Ranking oder in der Tabelle der „besten“ Städte. Also, auf nach Wien. Lasst uns Österreicher werden!

Wem das als Stuttgarter, der seine Stadt erst auf Platz 30 findet, zu mühsam oder zu weit ist, der kann auch nach Berlin oder Hamburg oder Berlin ziehen; er würde sich auf jeden Fall verbessern. Denn diese deutschen Großstädte liegen noch vor Stuttgart. Das ärgert den Stuttgarter natürlich. Er wäre gerne besser oder gar am besten. Aber es hat nicht sollen sein.

Nun ist Häckerling zwar ein in Stuttgart geborener, aber kein dort wohnhafter Mensch. Als er auf die Welt kam, da war diese Stadt, Stuttgart, ein einziges Trümmerfeld. Wo wäre sie damals beim Ranking gelandet? Weit hinten wahrscheinlich. Aber damals gab es solche modernen Errungenschaften noch nicht.

Daher und nicht nur daher findet der Schreiber dieser Zeilen solche Bestenlisten nicht nur albern, sondern dumm. Was soll er als Sindelfinger machen, dessen Stadt überhaupt nicht auftaucht in der Parade der Städte? Dazu ist sie einfach zu klein und zu verschuldet. Es gäbe eigentlich nur eine Lösung: nach Stuttgart ziehen, um wenigstens des Platzes Nummer 30 teilhaftig werden. Das wäre immerhin besser als nichts. Und was würde ein Umzug noch einbringen? Stuttgart 21 – als Zielmarke für ein neues Ranking.

(Blog-Eintrag Nr. 185)