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Steigende Preise

Die Wirtschaftswelt ist ein bisschen durcheinander. Man klagt über gestörte Lieferketten, knapper und damit teurer werdende Rohstoffe, schwindende Renditen. Als Gründe werden genannt: politische Störungen, klimabedingte Ernteausfälle, Beeinträchtigungen durch die Pandemie und der Krieg in der Ukraine. Das stimmt natürlich. Diese und weitere Faktoren machen der Wirtschaft zu schaffen, die Erträge sinken, die Aktionäre schimpfen, die Verantwortlichen äußern Sorgen und stellen Forderungen. Doch lassen wir die Wirtschaftsleute mal beiseite. Sie werden schon Mittel und Wege finden, dass sich die Gewinne in zureichendem Umfang einstellen. Ihnen bleibt zum Beispiel immer die Option, ihre Waren zu verteuern. Und damit kommen wir zu uns anderen, der ziemlich großen Gruppe der Konsumenten, derer, die auf den Kauf von Waren angewiesen sind. Sie müssen höhere Mietnebenkosten zahlen, weil die Energie teurer geworden ist, sie zahlen an der Tankstelle mehr, beim Bäcker, im Supermarkt oder beim Erwerb von elektronischen Geräten. Sie zahlen mehr und grummeln dabei. Oder sie zahlen nicht, weil ihnen die Ware zu teuer geworden ist. Daher treten jetzt die Sozialpolitiker auf den Plan und verweisen zu Recht darauf, dass manches für die Armen unerschwinglich wird. Deshalb müsse etwas geschehen. Aber was? Wenn das Geld nicht mehr reicht, muss man sich entweder einschränken, also frieren statt heizen, zu Fuß gehen statt mit dem Auto fahren, Nudeln essen statt Schnitzel, ein Kleidungsstück länger tragen als bisher üblich. Die Gefahr bei dieser Entwicklung: Das Volk wird unleidlich, es fängt an zu protestieren, es droht den Regierenden seine Gunst zu entziehen, radikal zu wählen, gelbe Westen anzuziehen oder vor öffentlichen Gebäuden Parolen zu skandieren. Denn das Volk hat die politischen Störungen in anderen Ländern nicht ausgelöst, die Pandemie nicht in die Wege geleitet und auch den russischen Feldzug nicht ausgelöst. Allenfalls beim Klima könnte man es als beteiligt ansehen. Was also tun? Die Politik will den Menschen Geld in die Hand drücken, damit sie sich beruhigen. Das wird nicht gehen, denn es wird immer zu wenig sein. Also: Helft den ganz Armen, aber löst euch von der Idee, man können mit Steuergeldern den durchschnittlichen Steuerzahler vor Unbill bewahren.

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Der deutsche Autofahrer und die E10-Angst

Der deutsche Autofahrer ist ein merkwürdiges Wesen. Er fährt und fährt und er jammert ständig. Worüber? Natürlich über die Spritpreise. Die sind ihm zu hoch. Das kann man verstehen. Auch dass viele die Kilometerpauschale zu niedrig finden, lässt sich nachvollziehen. Schließlich führt beides zusammen zu einer deftigen Belastung des Geldbeutels. Alle Versuche, den hungrigen Spritkonzernen den Magen zu verderben, sind daher höchst willkommen.

Dabei gibt es eine Nische in der Preisgalerie der Mineralölkonzerne. Aber sie wird verschmäht. E10 ist ein paar Cent billiger als das gleichoktanige Super-Benzin. Doch das kann den deutschen Autofahrer nicht von seiner E10-Verweigerung abbringen. Kein Argument ist ihm zu schnöde, um den Nichtkauf dieses Kraftstoffs zu begründen: Die Wälder des Amazonas werden gerodet und das Getreide Afrikas wird zweckentfremdet. Diese Argumente sind zwar auf einem hohen ethischen Niveau, aber, leider muss man das sagen, nur vorgeschoben. In Wirklichkeit ist es die Angst, dass der eigene Wagen mitten auf der Autobahn den Geist aufgibt, nachdem er mit dieser Benzinplörre betankt wurde.

Mir wurde noch von keinem Auto berichtet, dass dieses Schicksal erlitten hätte. Aber das Schöne an der Angst ist bekanntlich, dass man sie haben kann, auch wenn ihr die Gründe fehlen.