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Über den Landeselternbeirat 3

Ein Rücktritt soll ein Signal sein. Das medienwirksame Ausscheiden der Spitze des Landeselternbeirats Baden-Württemberg ist zwar eines, aber zugleich auch das Eingeständnis ihres eigenen Scheiterns. Wer geht, hat keinen Einfluss mehr. Ob das den Damen Staab und Wiegert bewusst ist? Die Gründe ihres Abschieds sind durchaus der Diskussion wert. Die Politik macht es sich mit bloßen Abwehrreflexen zu leicht.

Nach der Grundschulempfehlung (Blog 139) und der Evaluation (140) soll es in diesem Blog nun um die Vergleichsarbeiten gehen. Dazu schreiben die scheidenden Elternvertreterinnen:

„Bis heute werden die Vergleichsarbeiten … nicht als Diagnoseinstrument zur Lernstandserhebung mit anschließendem Förderplan eingesetzt, sondern sie werden geschrieben und verschwinden dann im Papierkorb. Auch als Evaluationsinstrument für den Unterricht könnten sie bei zentraler Auswertung und einer Rückmeldung an den Lehrer eingesetzt werden.“

Die Geschichte der Vergleichsarbeiten ist in der Tat kein Ruhmesblatt der Kultusverwaltung. Einige Jahre wurden sie als eine verpflichtende Klassenarbeit ins Zeugnis eingerechnet, seit diesem Schuljahr ist das entfallen. Das war die Folge peinlicher „Sicherheitslücken“. Offenbar war es in manchen Schulen üblich, die zentralen Aufgaben sofort nach ihrem elektronischen Eintreffen an die Lehrkräfte weiterzugeben, damit die noch ein bisschen üben konnten. Das aber verletzte den Gleichheitsgrundsatz. Daher wurden einige Vergleichsarbeiten vor ihrem Termin storniert.

Früher waren die Vergleichsarbeiten am Ende des Schuljahrs zu schreiben, jetzt finden sie an dessen Anfang statt – bei einem anderen Lehrer und in einer anderen Klassenzusammensetzung. Die „Ergebnisse“ sollen in der Fachkonferenz diskutiert werden. Mit welchem Ziel? Welche Therapie soll auf die Diagnose folgen?

Ein Problem der Vergleichsarbeiten ist es, dass sie nicht Inhalte („Stoff“) „abfragen“ dürfen, sondern den Erwerb von Kompetenzen („Können“) überprüfen sollen. Die kleben aber notgedrungen an Inhalten. Man muss also Aufgaben finden, die Kompetenzen mit solchen Inhalten koppeln, die den Schülern unbekannt sind. Damit tun sich die Aufgabenkommissionen schwer.

(Blog-Eintrag Nr. 141)

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Über den Landeselternbeirat 2

Der Rücktritt der Damen Staab und Wiegert, ihres Zeichens Vorsitzende des Landeselternbeirats von Baden-Württemberg, könnte dazu beitragen, einige überfällige schulpolitische Entwicklungen voranzubringen. Häckerling diskutiert gerne mit und verweist auf den Blog-Eintrag 139 zur problematischen Grundschulempfehlung. Heute soll es um die Evaluation gehen. Dazu finden sich im „Kündigungsschreiben“ der genannten Elternvertreterinnen zwei Aussagen. Die erste lautet:

(1) „Der politische Wille, endlich systematisch den Bildungsbereich zu evaluieren, alle Maßnahmen der vergangenen Jahre auf den Prüfstand zu stellen(,) und zwar nicht nur durch Lehrer, sondern besonders durch externe Fachleute(,) und die dringend notwendigen Verbesserungsmaßnahmen durchzuführen, ist nicht vorhanden.“

Staab und Wiegert werfen dem Kultusministerium also vor, es weigere sich, die Qualität der derzeitigen Bildungspolitik wissenschaftlich erforschen zu lassen und aus den (von ihnen unterstellten) Fehlern zu lernen. Aber geschieht das nicht bereits? Leistet nicht die PISA-Studie genau das? PISA liefert dem Land reichlich Daten über den kurz- und langfristigen Erfolg seiner Maßnahmen und obendrein noch einen Vergleich mit den anderen Bundesländern und zahlreichen Industriestaaten. Was aber möglich wäre: im Rahmen von PISA noch detaillierter Aspekte des baden-württembergischen Bildungskonzepts untersuchen zu lassen.

Die zweite Aussage:

(2) „Evaluation an Schulen ist wie in allen Lebensbereichen elementar für die Sicherstellung der Qualität und deren Weiterentwicklung. Das beste und einfachste Mittel zur Erhebung, Prüfung und Verbesserung sämtlicher schulischer Angelegenheiten sind schulinterne Schüler- Eltern- und Lehrerfragebögen.“

Mit dem ersten Satz kann man einig sein. Was den Einsatz von Fragebogen angeht, so herrscht daran kein Mangel, vor allem bei den schulinternen Evaluationen. Wie man allerdings einen guten Fragebogen erstellt, wie man ihn auswertet und wie man mit den Ergebnissen sinnvoll umgeht, das ist nicht allen Schulen bekannt. Daher sollten auch die schulinternen Evaluationen von außen, also zum Beispiel von den Mitarbeitern des Landesinstituts für Schulentwicklung, begleitet werden. Die seit Jahren kultivierte Unterscheidung von „Selbstevaluation“ und „Fremdevaluation“ bringt wenig.

(Blog-Eintrag Nr. 140)

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Über den Landeselternbeirat 1

Der Rücktritt der Landeselternbeiratsspitze in Baden-Württemberg wird als ein „Paukenschlag“ gedeutet, der das Ministerium in Schwierigkeiten bringen werde. Aber ein Paukenschlag in einem Musikstück verklingt sehr bald. Wird es mit dem Rücktritt auch so sein, dass er rasch verhallt?

Häckerling findet manches bedenkenswert, was die Damen Staab und Wiegert als Begründung für ihren Ausstieg angeben. Auf einen Aspekt möchte er hier eingehen, auf die Situation der Grundschüler. Nicht so wichtig ist ihm der Wunsch nach dem täglichen Apfel für sie, aber die Empfehlung, die ihren weiteren Schul-Weg steuert, bedarf durchaus einer kritischen Überprüfung. Die Elternvertreterinnen nennen als einen Grund für ihren Rücktritt …

„… die verbindliche Grundschulempfehlung, die ohne einen einzigen Beleg für ihren Sinn als Faustpfand der Grundschulen gegenüber den Eltern aufrecht erhalten wird. Die Grundschüler und ihre Eltern sind auf Gedeih und Verderb einer Willkür ausgesetzt, die sich auf die Benotung von 2 Fächern im ersten Halbjahr der 4. Klasse beschränkt.“

Mit anderen Worten: Die Grundschulempfehlung ist nicht nur sinnlos, sondern auch unseriös und wird von der Schule als Machtinstrument missbraucht. Starke Worte, über die man sich in der Kultusverwaltung aufregen dürfte. Aber so ganz daneben ist diese Aussage nicht. Es fehlt nämlich in der Tat eine gründliche Untersuchung (in Form einer Langzeitstudie) über die Treffsicherheit dieser Prognose, über ihr (oft problematisches) Zustandekommen und über eine Alternative zu diesem mittlerweile doch sehr in die Jahre gekommenen Instrument der Schülersteuerung.

(Blog-Eintrag Nr. 139)