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Urheber und Nutzer

Das Urheberrecht war einst ein großer Fortschritt. Wer (wie Lessing oder Schiller) ständig unter den Raubdruckern gelitten und als Folge davon unter Geldmangel, der kann es nur als einen großen Fortschritt begrüßen, dass die Verbreitung geistiger Güter ohne die Honorierung derer, die es geschaffen haben, unterbunden wurde.

Und heute? Während beim Raubdrucken der Räuber (der kriminelle Verleger bzw. Drucker) verdiente und der Produzent der geistigen Ware leer ausging, verdient heute keiner mehr etwas, weder dieser, der ein geistiges Produkt herausgibt, noch jener, der es geschaffen hat. Aber es gibt Gewinner. Das ist (1.) der, der die Plattform fürs kostenlose Nutzen schafft und dabei noch an der Werbung verdient, und (2.) der kostenlose Nutzer.

Eine Gruppe von Autoren bekennt sich dieser Tage zu ihrer Urheberschaft. Sie wollen von ihren Werken leben und fürchten, leer auszugehen, wenn sie gratis zu kopieren sind. Sie wollen nicht umsonst arbeiten, sondern etwas verdienen, nach dem Jesuswort (Lukas 10,7), dass der Arbeiter seines Lohnes wert sei. Das kann man verstehen. Das Problem ist nur: Wie kann man das organisieren, ohne einen totalen digitalen Überwachungsmechanismus aufzubauen? Den will auch keiner.

Ich bin der Meinung, dass erstens jene den Urhebern zahlungspflichtig sein sollen, die an der digitalen Verbreitung der Werke verdienen, und zweitens jene, die sie nutzen. Mit den ersten muss man verhandeln, den andern zieht man das Geld am besten pauschal beim Kauf ihres Gerätes aus der Tasche oder jeden Monat als Teil der Rundfunkgebühr. Die Urheber werden – wenn es denn machbar ist – nach der Zahl ihrer Aufrufe honoriert.

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G8 und G9

Wenn man ein Fass aufmacht, darf man sich nicht wundern, wenn alle mit ihren Krügen Schlange stehen. Wenn man wie die baden-württembergische Regierung das Angebot einer Schulzeitverlängerung macht, gibt es natürlich viele wohlmeinende Eltern, die es annehmen wollen. Was kann man seinem Kind Besseres bescheren als ein zusätzliches Schuljahr? Früher war das anders, da galt ein weiteres Jahr als Makel. Heute ist eine Versetzung in die 13. Klasse ein Traumziel. Eine merkwürdige Entwicklung.

Vor geraumer Zeit wurde festgestellt, dass die deutschen Abiturienten schon ziemlich alt sind, wenn sie sich als Studierende dem internationalen Wettbewerb stellen. Gleichaltrige aus anderen Ländern hatten bereits einige Semester hinter sich. Das wirkte frustrierend. Und so kam man auf die Idee, es den anderen gleichzutun und die gymnasiale Zeit auf acht Jahre zu begrenzen. Die Umstellung von neun auf acht Jahre, in manchen neuen Bundesländern ein alter Hut, weil man die acht Jahre eh schon hatte, gelang vielen Schulen in BW, manchen aber nicht. Diese Versagerinstitute bringen jetzt G9 wieder in Spiel. Das setzt sie in den Stand, in ihre alten Gewohnheiten zurückzuverfallen und die Schüler ein weiteres Jahr zu langweilen.

Geld kostet das auch, aber für die lange Beschulung unserer Kinder ist uns kein Euro zu schade. Dass bisher noch niemand nachweisen konnte, worin der Nutzen von neun statt acht Jahren Gymnasium liegen soll, schert die G9-Fans nicht. Dass sich der Unterricht durch die Verlängerung nicht verbessern wird, ist auch ziemlich sicher. Aber wir können uns hier im Ländle alles leisten, sogar Sinnloses.

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Wahlen und Wähler

Nicht dass der Schreiber dieser Zeilen heute (6.5.12) wählen müsste, aber er wurde von den Medien eifrig auf diesen Wahlsonntag eingestimmt: Wenn Hollande in Frankreich gewinnt, habe Frau Merkel ein Problem, heißt es. Das dürfte nicht ihr einziges sein. Und wenn die Kanzlerin eins hat, haben wir dann auch eines? Wird dann die wunderbare Rettung des Euro durch den Fiskalpakt zu Grabe getragen?

In Schleswig- Holstein gibt es wahrscheinlich kein Problem, wie auch die Wahl ausgehen mag. Es gibt entweder eine rot-grün-x oder eine schwarz-x-Regierung. Wenn die FDP durchkommt, wird der Hass gegen sie erneut aufflammen, wenn nicht, stehen bereits die medialen Hämekübel bereit. Dann muss Rösler gehen oder auch nicht. Dem Euro wird es egal sein.

Auch Griechenland wählt heute. Irgendwo las ich von einer Frau Papadopolou, die auf dem Weg zum Wahllokal immer noch nicht weiß, was sie wählen soll. Die einen versprechen ihr die Rettung durch Sparen, die anderen das Ende vom Sparen, die einen sagen ihr, wie wichtig die EU und der Euro seien, die anderen, wie nötig es wäre, beides hinter sich zu lassen. Und manche sehen die Rettung in Reparationszahlungen der Deutschen. Arme Frau P. Was immer sie wählt, sie wird nicht wissen, was sie damit anrichtet.

Am Montag werden die Börsenkurse uns sagen, ob der 6. Mai in deren Sicht gut gelaufen ist. Aber ob das Ergebnis dieses Sonntags für den Euro, für Europa, für die Menschen gut sein wird, weiß auch das Börsenbarometer nicht.