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Die SPD und das Versetzen

Nicht versetzt wird in den Schulen des Landes, wer das Klassenziel nicht erreicht hat oder mit anderen Worten: wer den Anforderungen des folgenden Schuljahrs voraussichtlich nicht gewachsen sein wird. Diese prophetische Feststellung liegt in der Verantwortung der Lehrenden, die jetzt gerne Lernbegleiter genannt werden. Ihre Entscheidung treffen sie in der Regel auf der Grundlage von Noten für Klassenarbeiten, schriftlichen Wiederholungsarbeiten und den weiteren schriftlichen und mündlichen Leistungen im zu Ende gehenden Schuljahr. Im Zeugniskonvent wird dieser Verwaltungsakt üblicherweise durch eine Abstimmung juristisch dingfest gemacht.

Bei den Schülern (die Schülerinnen trifft dieses Los seltener) mag diese Entscheidung mit einer gewissen Solidität getroffen werden. Aber wie ist das bei Politikern? In der heißen Diskussion über die Nichtversetzung, euphemistisch gerne „Ehrenrunde“ genannt, geht es drunter und drüber. Die Liberalen sehen durch des neuen Kultusministers Stoch Vision von der nichtversetzungsfreien Schule das Leistungsprinzip in Gefahr – ein Irrtum, wie ich meine –, des Ministers Hilfstruppen dagegen greifen zu einer ganz besonderen Beruhigungspille: „Wir wollen das Schulgesetz nicht ändern!“

Das müssen sie auch nicht. Die Versetzung der Schülerinnen und Schüler ist in den Versetzungsordnungen geregelt, also in Verwaltungsvorschriften. Die kann ein Ministerium ändern oder abschaffen, wie es ihm beliebt. Das Dementi der SPD-Chargen hätte also heißen müssen: „Wir wollen die Versetzungsordnungen nicht ändern!“ Aber das müssen sie, wenn sie des Ministers Wunsch, die „Ehrenrunde“ entbehrlich zu machen, erfüllen wollen.

 

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Das Pferd und der Mensch

Da hat es die Lebensmittelindustrie ausnahmsweise mal gut gemeint und ihren Kunden einen Leckerbissen kredenzen wollen, Fertiggerichte mit Pferdefleisch-Beigabe, aber nun fällt man über sie her. Nur weil sie die Beilage nicht auf die Verpackung geschrieben hat. Das konnte sie ja nicht, weil sie es nicht durfte. Denn wir dürfen keine Pferde essen.

Bei uns macht man einen Kult ums Pferd und will es nicht einmal in der Nahrung haben. Dabei gibt es Menschen in aller Welt, die das mögen. Bei uns ist es verboten. Und warum? Halten wir diese Form der Nahrungsaufnahme für Kannibalismus? Offenbar ist bei uns ein Pferd fast wie ein Mensch. Man reitet auf ihm, flüstert ihm Liebes zu und lobt seine Intelligenz. Als ob Schweine nicht auch klug wären oder Kühe oder Rinder. Aber die essen wir  ohne Bedenken. Was für ein Widerspruch!

Geradezu prickelnd wird es, wenn wir die Grünen bei diesem Thema betrachten. Die spielen wieder das Erregungstheater. Alle außer ihnen haben alle versagt und versagen immer noch. In die Luft gegangen ist das grüne Führungspersonal bei der Idee, den Armen das „verseuchte“ Essen zu schenken. Die Hartz-IV-Menschen seien doch keine Mülleimer, heißt es. Doch ist dieses Essen Müll? Es sei gesundheitlich unbedenklich, wird beteuert, nur falsch ausgezeichnet. Was ist bloß mit den Grünen los? Sind sie neidisch, weil hier welche etwas essen dürfen, was sonst verboten ist?

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Der Papst und sein Dienstende

Eigentlich kommt es einem Mitglied der evangelischen Kirche nicht zu, sich über den Rücktritt des Oberhaupts der Katholiken zu verbreiten, weil es sich dabei um innere Angelegenheiten der „allumfassenden“ (so kann man „katholisch“ übersetzen) Kirche handelt. Aber ein wenig wundern darf man sich schon, finde ich.

Da gilt bei der Ausübung weltlicher Berufe bekanntlich ein „gesetzlicher“ Ruhestand von 65 Jahren. Danach wird einem Lehrer nicht mehr das Unterrichten zugetraut, einem Steuerbeamten nicht mehr die Anwendung der Gesetze und einem Mechaniker der Einblick in die Getriebswissenschaft. Man versetzt diese Alten zwangsweise in den Ruhestand, wo sie dann, wie unlängst wieder zu lesen war, rasch dicker und dümmer werden.

Die Katholischen aber pflegen den Brauch, einen Ruhestandsgeistlichen zum Oberhaupt eines Milliardenvolks zu machen, seinen gesundheitlichen Verfall billigend in Kauf zu nehmen und ihn sogar in diesem Zustand medial zu vermarkten, wie man das beim Vorgänger des derzeitigen Stellvertreter Christi auf Erden weidlich getan hat.

Der jetzige aber will das Spiel nicht mehr mitspielen und den Tanz auf seiner Nase nicht dem allgemeinen Gespött ausliefern. Er hat „hingeschmissen“, wie man dazu gerne sagt (allerdings nicht bei Päpsten). Das ist ehrenwert und verdient (um das neue Lieblingswort zu verwenden) Respekt, also Achtung. Dem Unsinn, einen Greis zum Staatsoberhaupt zu ernennen, ist damit zwar noch nicht auf Dauer gewehrt, aber vielleicht nähert sich das altersdominierte Wahlmännergremium in Rom einer vernünftigeren Regelung allmählich an.