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Kriechenland

Eine schwierige Scharade war das damals auf der Jugendfreizeit: Zwei Personen schreiten durch den Raum, dahinter rutschen zwei andere auf den Knien. Die Lösung lautete : die letzten Griechen. Rückblickend sehe ich darin ein makabres Rätsel, aber mit der politischen Korrektheit nahm man es Ende der 1950er Jahre nicht so genau. Dass derzeit nicht nur die letzten, sondern ein beträchtlicher Anteil von Griechen auf Knien rutschen, auf dem Zahnfleisch daherkommen oder – um ein weiteres Bild zu bemühen – aus dem letzten Loch pfeifen, wissen wir alle, aus den Berichten der Medien oder aus den Romanen von Petros Markaris. Es gibt auch Griechen, denen es gut geht; einem Bericht der ZEIT über einen Händler mit Schweizer Steuerdaten ist zu entnehmen, dass dort immense Summen aus Hellas lagern. Was wir auch alle wissen: Griechenland hat weder beim Beitritt zur EU noch bei der Einführung des Euro die verlangten Kriterien erfüllt. Trotzdem gehört es beiden Klubs an. Und noch etwas wissen wir: Auch einem insolventen Griechenland wird Europa helfen müssen. Das Schlimmste an den Abendnachrichten vom 27. Juni war, dass man die Ratlosigkeit der politisch Verantwortlichen überdeutlich spüren konnte: Enttäuschung, Übermüdung, Frustration wurden nicht mehr überspielt. Aber wenn unsere wichtigsten Akteure auf der europäischen Bühne ihr Scheitern eingestehen müssen, stellt man sich schon die Frage: Wer soll uns aus dem Schlamassel herausführen? Gewiss: Die griechische Regierung hat sich verzockt, aber die anderen, sie haben es auch verbockt. Wenn etwas schiefgeht, tragen immer alle daran Beteiligten die Verantwortung.

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Tatortreiniger

In dieser Woche wurden uns Einblicke in das Fernsehverhalten bedeutender Grüner zuteil. Herr K., „unser“ Minischterpräsident, schaut sich den sonntäglichen „Tatort“ nicht an, sondern räumt lieber auf. Das Sehen von Krimis überlässt er seiner Frau. Er mag aber nicht mit ihr darüber reden, weil er, was ich sehr vernünftig finde, nicht über etwas reden möchte, was er nicht kennt. Dieser Herr K. hat schon immer mit seinen ehrlichen Antworten verblüfft. Auch der andere große Grüne, das Stuttgarter Stadtoberhaupt Kuhn, hat nach dem letzten SWR-Tatort ein ehrliches Schtatement abgegeben. Er war entsetzt. Der im Allgäu Geborene hat auf dem Bildschirm „seine“ Stadt nicht wiedererkannt. Schlimm, wie die dargestellt wurde! Alle Erfolge der Imagepflege in den letzten Jahren wurden in 90 Minuten zunichte gemacht. Das ist ihm böse aufgestoßen. Aber da Grüne zwar Vorgaben fürs Essen machen können, nicht aber für die Drehbücher von ARD-Filmen, blieb ihm nur ein mutiger Akt der Schadensbegrenzung in Gestalt des Hinweises: Liebe Bürgerinnen und Bürger, das in dem Film gezeigte war gar nicht das echte Stuttgart, das waren böse, ja böswillige Erfindungen von irgendwelchen Schreiberlingen. Was Kinder im Deutschunterricht lernen (sollten), dass nämlich Fiktion und Realität selten identisch sind, das hat der Herr K., ich meine diesmal den OB, nunmehr bestätigt. Wie gut, dass der Geschundene nun 60 Jahre alt wird und dieses bedeutende Ereignis mit über 400 Gästen auf Kosten der Stadt Stuttgart feiern kann. Wie gut auch, dass ich dort keine Steuern mehr zahle.

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Unvergleichbarkeit

Nachdem die Kultusminister der Länder wieder einmal etwas festgestellt haben, was seit Jahrzehnten bekannt ist – die Durchschnittsergebnisse beim Abitur klaffen weit auseinander – verfallen sie wieder einmal in Aktionismus. Sie wollen das Abitur vergleichbar machen. Dabei scheiden sie ein bundesweites Zentralabitur von vornherein aus. Das hätte die Vergleichbarkeit gewiss erhöht, wäre aber noch fehler- und betrugsanfälliger als ein nur landesbezogenes Zentralabitur. Nun suchen sie das Heil in einer bundesweiten Aufgabensammlung, aus der sich die Länder bedienen könnten, wenn sie das wollten. Aber so einfach ist das nicht. Hinter den differierenden Abitur-Ergebnissen stecken unterschiedliche Schulsysteme, ungleiche Bildungspläne und verschiedenartige Unterrichtsweisen. Die Zahl, die am Ende eines 12- oder 13-jährigen Schülerlebens die Leistung markiert, ist die Summe einer 19- oder 20-jährigen Bildungsgeschichte. Unterschiedliche Gesamtdurchschnitte bilden statistisch tausendfache Einzelfälle ab. Eine Verschiedenheit der Abiturergebnisse gibt es auch an den Schulen eines Landes wie Baden-Württemberg und es gibt sie zwischen den Kursen einer Schule. Schon die Ergebnisse von Klassenarbeiten an einer Schule können deutlich auseinander liegen: Die 7a schafft ein 2,6, während die 7b bei der gleichen Arbeit nur ein 3,4 erzielt. Das hat natürlich einen Grund und die Schulleiter sind gehalten, ihn zu finden, aber selbst wenn sie ihn kennen, ist Abhilfe schwer zu schaffen. Ich fürchte, die Differenz in den Ergebnissen des Abiturs der deutschen Länder wird uns noch ein Weile erhalten bleiben.