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Jamaika

Weil Farben was von sich hermachen und weil es auch so einfach anmutet, benennen deutsche Journalisten, Politiker und Stammtischler politische Konstellationen gerne farbig. Die Sprachwissenschaft nennt das Metonymie: ein Teil steht fürs Ganze; hier ist es die Farbe. Rot-Schwarz hat uns lange im Bund regiert, Grün-Schwarz tut es seit einiger Zeit in Baden-Württemberg. Nun steht uns – so darf man die Zeichen deuten – eine schwarz-gelb-grüne Regierung ins Haus. So könnte sie heißen. Aber da vier Silben offenbar eine zu viel ist, hat sich ein neues Wort eingestellt, ein nur dreisilbiges, „Jamaika“, ein Metonym für ein anderes Metonym. Nun soll der Name dieses Inselstaats in der Karibik mit den Farben Gelb (als Kreuz), Grün und Schwarz (als Dreiecke) in seiner Flagge für die neue Koalition stehen. Wir sind „auf dem Weg nach Jamaika“, heißt es. Das lässt wenig Gutes ahnen. Jamaika ist eine Bananenrepublik, in jeder Hinsicht. Es leidet unter großen sozialen Gegensätzen. Drogenhandel und Drogenkonsum machen dem Staat zu schaffen. Wollen wir tatsächlich da hin? Wollen wir echt eine Regierung für ein Land wie Jamaika? Dieses gedankenlose Gerede spricht nicht gerade für den Bildungsstandort Bundesrepublik. Aber das ist ein anderes Thema.

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Qualitätsmängel

Mit den Leistungen der deutschen Grundschüler steht es nicht zum Besten. Im Rechnen, Lesen, Schreiben und Zuhören haben sie statistisch nachgelassen. Manche meinen zu wissen, dass daran – wer sonst? – die Flüchtlinge die Schuld hätten. Die Macher des IQB bestreiten das. Die Flüchtlingskinder seien in der Studie kaum von Belang. Eher wirkten sich Kinder aus Migrationsfamilien aus. Sie zögen das Gesamtergebnis nach unten. Da könnte man jetzt ein paar populistische Sprüche ablassen. Aber das Problem ist so komplex, dass es mit Sprüchen nicht gelöst werden kann. Nehmen wir al Beispiel das Mädchen aus einer türkischen Familie, die schon viele Jahre hier wohnt. Die beiden älteren Geschwister beherrschen die deutsche Sprache; die Schule haben sie erfolgreich absolviert und im Beruf Fuß gefasst. Die Jüngste, Klasse 2, kann kaum Deutsch. In einem Text für Kinder muss man ihr jedes dritte Wort erklären. Den Substantiven gibt sie beliebige Artikel, Verben konjugiert sie höchst fehlerhaft. Das Schreiben macht ihr ziemliche Mühe. Liegt es an einem Mangel an Begabung? Nein, eher an ihrer mangelnden Bereitschaft, Deutsch zu lernen, und vor allem an der Erziehungsschwäche der Eltern. Sie wird nach Strich und Faden verwöhnt, aber an ihrer Faulheit rüttelt niemand. Bei den nächsten Studien wird sie den Mittelwert nach unten ziehen. Es tut mir Leid, aber es muss gesagt werden: Wenn die Eltern versagen, muss die Schule Druck machen dürfen. Auf Freiwilligkeit und Einsicht zu hoffen ist derzeit bei solchen Kindern Naivität.

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Digitalrat

Dass es um die IT-Ausstattung der Schulen mau bestellt ist, pfeifen die Spatzen von den Dächern. Mit diesem, wie es auf den ersten Blick scheint, völlig unangemessenen Bild reagiere ich auf die heutige Meldung zu diesem Thema in der heimischen Zeitung. In Stuttgart sehe es schlecht aus mit der Digitalisierung, muss ich lesen. Es bedürfte etlicher Millionen Euro, um bei diesem Problem weiterzukommen. Aber diese Millionen hat die arme Stadt Stuttgart natürlich nicht. Und die noch ärmeren Kommunen landauf, landab haben sie erst recht nicht. So wird es also für Deutschland beim Rang im Mittelfeld bleiben, hinter der tschechischen Republik. Aber für Stuttgart wären vielleicht doch die Spatzen eine Lösung oder genauer gesagt: die Tauben. Denn deren gibt es in Stuttgart sehr viele. Man stolpert überall über sie, haben sie doch keinerlei Scheu vor den Menschen. Mein Vorschlag: Wie wäre es, die kommunalen Tauben zu Brieftauben umzuschulen? Mit denen hat man früher als Kommunikationshelfer gute Erfahrungen gemacht. Selbst das Volkslied würdigt sie: „Kommt ein Vogel geflogen“. Gewiss, die Tauben brauchen etwas länger zum Überbringen von Botschaften als die elektronischen Medien, aber es handelt sich immerhin um ein Naturprodukt. Es könnte ja sein, dass die grüne Stadtverwaltung und die grün-schwarze Landesregierung dafür ein paar Euro locker machen. Ein Spitzenplatz in dieser Kommunikationstechnik wäre uns dann sicher.