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Behinderte Autos

Die KFZ-Reparaturbranche schlägt Alarm, weil manche Werkstätten nicht mehr angefahren werden dürfen, wenn die angekündigten Dieselfahrverbote tatsächlich in Kraft treten. Es soll sich um tausende Autos handeln, die dann nicht mehr gewartet oder repariert werden können, weil ihnen der Weg zur Werkstatt verboten ist. Eine listige Maßnahme. Wenn Autos nicht mehr fahrtüchtig sind, müssen sie notgedrungen stillgelegt werden. So lässt sich auf einem Umweg erreichen, was zuzugeben man sich bisher nicht getraut hat: die Diesel müssen weg! Dass sich die Besitzer dieser Fahrzeuge darüber nicht freuen werden, ist klar, müssen sie doch künftig Straßenbahnen, Busse und S-Bahnen oder gar das Fahrrad benutzen, müssen für größere Transporte einen PKW mieten oder ihren Einkauf im Supermarkt mit dem Rucksack durch die Straßen tragen. Es sei denn, sie entschließen sich zum Kauf eines neuen Fahrzeugs, zum Nachteil ihres Geldbeutels, aber zum Vorteil der Autobranche. Was für schöne Geschichten da auf die Medien warten! Nun hätte man das Ganze allerdings auch einfacher haben können. Wenn die mit Fahrverbot belegten Autos erst gar nicht zugelassen worden wären, hätte sie niemand gekauft. Oder wenn die Autoindustrie ihre skandalösen Milliardengewinne in den Umbau der inkriminierten Fahrzeuge gesteckt hätten, anstatt das Geld den Shareholdern in die Tasche zu stecken. Es führt kein Weg an der Feststellung vorbei, dass es den politisch Verantwortlichen nicht gelungen ist, den Druck auf die Autobauer so zu verstärken, dass die ihre „Hausaufgaben“ hätten machen müssen. Jetzt haben die Besitzer dieselbetriebener Kraftfahrzeuge den Schaden und die Autohersteller lachen sich ins Fäustchen.

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Fehlende Lehrkräfte

Es bereitet große Mühe, die vakanten Stellen im Grundschulbereich zu besetzen. Das ist keine neue Entwicklung, das ist schon seit Jahren so. Aber jedes Mal, wenn ein neues Schuljahr beginnt, tut die Schulverwaltung überrascht. Sie versagt seit je bei der langfristigen Planung des Lehrerbedarfs. Im gymnasialen Bereich übertreffe die Zahl der Bewerber die Zahl der zu besetzenden Stellen deutlich. Das mag sein, heißt aber nur, dass es zu wenig Stellen gibt. Und das ist merkwürdig, wenn die andere Zahl stimmt, dass nämlich rund zehn Prozent des Unterrichts im Gymnasium ausfällt oder nicht stattfindet. Manche sprechen deshalb schon von G 7, dem siebenjährigen Gymnasium. Wahrscheinlich brauchen wir, um G 8 erfolgreich umsetzen, das neunjährige Gymnasium. Dann könnten besagte zehn Prozent der Unterrichtszeit relativ problemlos entfallen. Nun betont Häckerling immer wieder, dass die Qualität der schulischen Ausbildung nicht synchron verläuft mit der Quantität des Unterrichts. Nicht jede Stunde ist gut und bringt die Lernenden weiter, aber eine Stunde, die nicht stattfindet, kann auch nichts zur geistigen Förderung beitragen. Das Traurige an der Sache ist: Die Schulbürokratie weiß weder Genaues über die Quantität, weil alle Stunden zwar in den Klassentagebüchern notiert, aber in keiner Datenbank als gehalten registriert werden, sie weiß aber auch kaum etwas über die Qualität des Unterrichts. Lehrer werden zwar alle paar Jahre von der Schulleitung besucht, aber eine detaillierte und systematische Erfassung der Stärken und Schwächen, der Erfolge und Defizite des Unterrichtsgeschehens findet nicht statt. Daher weiß niemand – weder die Schulleitung noch die Schulverwaltung –, welchem Lehrer und welcher Lehrerin man wie unter die Arme greifen müsste, damit sein bzw. ihr Unterricht so gut wird, wie die Gesellschaft es erwarten kann.

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Vermülltes Land

Heute ist es sogar den Zeitungen einen Bericht Wert, das Thema Müll in der Landschaft. Aber wenn es den Stuttgarter Schlossplatz trifft, dann ist die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit sicher. Hingegen ist der alltägliche Anblick von Weggeworfenem auf Straßen, Gehwegen, Parkanlagen, Park- und Spielplätzen, an Waldrändern, Seen, in Straßenbahnen und S-Bahnen zumeist weit unterhalb der medialen Wahrnehmungsschwelle. Die Stuttgarter Zeitung fordert „Einsicht“ – die Wegwerfer sollen erkennen, dass ihr Tun nicht in Ordnung ist. Diese Forderung ist sinnlos. Den Müllabladenden fehlen ganz andere personale Eigenschaften. Es mangelt ihnen nicht an Einsicht, sondern an Kinderstube, will sagen: einer Erziehung zur Sauberkeit. Sie leiden unter einem ästhetischen Defizit, denn sie sehen das Störende am herumliegenden Müll gar nicht. Fast möchte man meinen, sie erfreuten sich an ihm. Eine Landschaft ohne Müll kennen sie gar nicht. Unsereins wurde als Kind heftig getadelt und nicht selten bestraft, wenn man etwas fallen oder liegen ließ. Es galt als asozial, wer das Wegräumen des eigenen Mülls anderen überließ. In der Schule gab es Sanktionen für Einzelne oder die ganze Klasse, wenn das Klassenzimmer am Ende des Schultags unordentlich verlassen wurde. „Narrenhände beschmieren Tisch und Wände“, dieser Satz meiner Klassenlehrerin am Wirtemberg-Gymnasium in Stuttgart-Untertürkheim hat sich mir tief eingeprägt. Einen Müllsünder als Narren zu bezeichnen traut sich heute niemand mehr. Es wäre ein Verstoß gegen das Diskriminierungsverbot, denn auch Müllwegwerfer sind Menschen mit Würde. Von mir aus. Aber was tun? Vermutlich geht es nicht über das Anmahnen von Einsicht, sondern nur über den Griff in den Geldbeutel. Man müsste diese „Dreckspatzen“ (wer weiß eigentlich noch, was damit gemeint ist?) auf frischer Tat ertappen. Aber das scheitert am Fehlen von Müllsheriffs. Ergo: Lernen wir mit dem Anblick von Müll zu leben!