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Schule

Präsidiale Rechtschreibkritik

Der MP (meint hier nicht Maschinenpistole, sondern Ministerpräsident) des Landes BW (Baden-Württemberg) hat verlauten lassen, dass die Rechtschreibung nicht so wichtig sei. Näheres teilen die Zeitungen nicht mit. Wahrscheinlich denkt er an die armen Schüler, die sich an die vom Land einst (Anfang des 21. Jahrhunderts) verordneten Rechtschreibregeln halten sollen. Da es damit nicht zum Besten steht, hat die KM (Kultusministerin) von BW vor Jahresfrist den Lehrkräften ein hübsches Heft in die Hand gedrückt, dem sie die wichtigsten Vorschriften der Orthografie entnehmen können. Wahrscheinlich ist das Herrn Krätschmann entgangen. Er kann sich ja nicht um alles kümmern. Nun muss man darüber nachdenken, was er mit „nicht so wichtig“ ausdrücken will. Dass die Klimafrage wichtiger ist? Dem könnte man zustimmen. Dass schlechte Ausdrucksweise und Schreibfehler in einer Schülerarbeit ohne Belang sind? Das würde dem widersprechen, was die KM fordert. Creitschmann ist also gegen eine Anordnung der Frau Eisenmann? Ist das schon ein Teil des Wahlkampfs für 2021? Oder erinnert sich der MP nur an seine Jugend, als man schon einmal die pädagogisch eigenartige Ansicht vertrat, es sei egal, wie die Kinder schreiben, Hauptsache, sie schreiben überhaupt. Die Lehrerinnen und Lehrer sollen einfach raten, was das Kind mit seinen Wörtern und Sätzen mitteilen will. Man dürfe es nicht mit Orthografie-Regeln quälen, ein lebenslanges Rechtschreib-Trauma solle tunlichst vermieden werden. Chrätschman ist mal wieder seiner Zeit voraus. Er stellt sich schützend vor die Schulkinder. Schlieslich sint sieh unnsere Zuhkunnft.

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Klima Schule

Dürftiges Klimagerede

Für den amerikanischen Präsidenten gibt es kein Klimaproblem. Daher kann er auch guten Gewissens alle Umweltgesetze der Obama-Regierung außer Kraft setzen. Sein Credo: Das amerikanische Jobwunder darf nicht durch Auflagen zum Schutz vor dem Klimawandel behindert werden. Man muss Tramp bewundern für seine Geradlinigkeit, für die Gabe, alles ausblenden zu können, was seinen engen Horizont stören könnte. Und seine Partei macht mit. Hierzulande hätte man das einst, als es noch anders zuging im Deutschen Reich, „Nibelungentreue“ genannt. Eine bekannte Kolumnistin der Stuttgarter Zeitung hat einen anderen Weg gefunden, sich die Klimafrage vom Hals zu schaffen. Sie gießt Kübel von Häme über Greta aus. Es gibt wohl kein Klischee, das ihr nicht einfiele, um der jungen Frau jede Glaubwürdigkeit abzusprechen, auch das gängige von der „Heiligen“ ist aus ihrem PC gerutscht. Die Logik: Wenn ein solch unbedarftes Wesen sich („frech“) über die Klimaprobleme auslässt, dann kann nichts dahinter stecken außer dem Sich-Aufspielen einer Schülerin. Sie empfindet es geradezu als skandalös, dieses Fräulein nach Davos einzuladen, wo schließlich nur bedeutende Menschen was zu suchen haben und keine Schulschwänzer. In einem Leserbrief der örtlichen Zeitung stand gestern das ultimative Argument gegen den verrückten Klima-Hype: CO2 gibt es schon immer und offenbar wüssten nicht alle, wie wichtig CO2 für unser Leben sei. Wie kann man da auf die Idee kommen, die Emission von Kohlendioxid für schädlich zu halten? Als einstiger Lehrer fasse ich mir an die Nase: Was haben wir Pauker in den Köpfen der Menschen bloß angerichtet?

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Medien Schule

Orthografische Satire

Die Stuttgarter Zeitung pflegt auf Seite 3 die Satire. „Unten rechts“ macht sie sich täglich über etwas lustig. Am 23. Januar war es die „Sprachrichtigkeit“. Ein Achtklässler, des Satirikers Sohn vielleicht, wurde bei einer Klassenarbeit gewarnt, dass „Verstöße“ gegen sie, die Sprachrichtigkeit, also gegen die Regeln der Rechtschreibung, der Grammatik, des Satzbaus und der klaren Ausdrucksweise, „zu einer Verschlechterung der Note“ führen könne. Der Satiriker regt sich zunächst über den Ausdruck „Sprachrichtigkeit“ auf, den er offenbar bisher nicht gekannt hat. Dann muss er allerdings zugeben, dass man ihn bei Google findet. Was er an diesem Wort nicht versteht, versteht Häckerling nicht. Zugegeben, es ist kein schöner Ausdruck, nur die kompakte Version von „richtige Verwendung der Sprache“, aber immerhin: er ist kurz. Dann steigert sich die Satire: Dieses Substantiv finde sich gewiss nicht in „Marvel-Heftchen, Deutschrap-Texten und Whatsapp-Gruppen“. Das mag sein. Nicht in diesen Texten, zugegeben, aber in der Schule geht es um „Sprachrichtigkeit“. Man soll dort Richtiges und nicht Falsches lernen und es üben. Marvel-Heftchen dürften mit dieser Aufgabe überfordert sein. Wie auch der Satiriker auf Seite 3 rechts unten. Der hängt am Schluss seine Bildung heraus und behauptet, „der Dichter“ Hölderlin habe den Satz geprägt „Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir.“ Hat er aber nicht. Der steht bei Seneca, und zwar in der Version, dass wir nicht fürs Leben, sondern für die Schule lernen. Lassen wir mal offen, ob Seneca heute es auch so sagen würde und die Schule tatsächlich das Falsche vermittelt. Aber Sprachrichtigkeit dort zu lernen ist nicht falsch. Es geschieht nämlich nicht, um im „germanistischen Proseminar“ zu bestehen, wie der Satiriker meint, sondern damit die jungen Leute nicht sprachlich hilflos durch den späteren beruflichen Alltag taumeln.