Kategorien
Gesellschaft Gesundheit

Tolerierte Impfunwillige

In Deutschland muss sich niemand impfen lassen. Allenfalls Kinder ohne Masernimpfung haben Nachteile. Man kann Ihnen einen Platz in der Kita verweigern. In der Schule greift dieses Junktim nicht. Die Schulpflicht steht offenbar über der Impfpflicht. Nun wehrt sich die Politik heftig gegen die Gewährung von Vorteilen für Covid-19-Geimpfte. Man fürchtet eine Spaltung der Gesellschaft. Niemand soll zum Piksen gezwungen werden, auch nicht indirekt, indem man ihm z. B. die Teilnahme an Interkontinentalflügen verweigert. So ganz versteht Häckerling diese zarte Rücksichtnahme auf die Impfunwilligen nicht. Beim Testen ist man weniger zimperlich. Der Besuch im Pflegeheim, das Betreten des Landes nach der Rückkehr von einer Reise, das Treten von Bällen in Bundesligaspielen und anderes mehr ist daran gekoppelt, dass man einen Test vorlegt, der negativ ist. Warum ist das Vorlegen eines Impfpasses nicht ebenfalls als Pflicht einzuführen? Allerdings muss man zugeben, dass der Geimpfte möglicherweise immer noch Viren verbreitet. Man kann die Politiker verstehen, dass sie die Bevölkerung nicht ärgern will, sondern deren Impfwilligkeit mit sanften Argumenten steigern. Aber es besteht auch die Gefahr, dass einer sich fragt: Warum soll ich mich impfen lassen, wenn es keine Vorteile mit sich bringt? Darauf kann man entgegnen: Du bekommst höchstwahrscheinlich kein Covid-19. So argumentiert man auch bei der Grippe-Impfung. Mit der Folge, dass sich viel zu wenige gegen Influenza impfen lassen. Ich dachte immer, es bedürfe rund zwei Dritteln Geimpfter, um die Herdenimmunität zu erreichen. Da sind noch viele Fragen offen.

Kategorien
Gesundheit Medien

Kurzer Piks

Das Wort des Tages ist ein Rechtschreibproblem. Auf der ersten Seite der Kreiszeitung vom 28. Dezember findet man zwei Schreibungen des gleichen Substantivs: „Piks“ und „Pieks“. Das ist verwirrend, zumal es das Wort bisher laut Wörterbuch gar nicht gegeben hat, es sich also um eine Neubildung handelt. Wenden wir uns also dem Verb zu: Schreibt man „piken“ oder „pieken“ oder gar „pieksen“. Letzteres, ist zu lesen, sei umgangssprachlich. Bleibt also das Problem, ob das Verb mit „i“ oder „ie“ zu schreiben ist. Da das „i“ lang (gedehnt) zu sprechen ist, läge „ie“ nahe. Aber das meistgekaufte Rechtschreibbuch deutscher Sprache ist für „piken“ und hält „pieken“ für falsch. Der Grund: es handle sich um eine Ableitung von „picken“. Aber woher kommt dann der lange Vokal? Die Frage ist, zugegeben, nicht lebenswichtig und nicht einmal für das Rechtschreibsystem relevant. Sie zu klären bleibt noch viel Zeit, denn es wird noch lange dauern, bis alle, die es wollen, geimpft sein werden. Jeder kann am eigenen Leib spüren, ob der Piks oder Pieks lang oder kurz war. Ob er weh tat oder kaum wahrnehmbar war. Wobei eine andere Frage noch wesentlicher ist: ob er etwas genützt hat. Denn die Unke Karl spricht von erwartbaren Mutationen des Virus, gegen die der Impfstoff nichts ausrichten werde, weil es resistent dagegen ist. Man könnte den Wettlauf zwischen dem C-Virus und der Pharmaindustrie sportlich sehen. Aber der Ernst der Lage verbietet jede Heiterkeit. Lassen wir uns also impfen und halten wir das Piken oder Pieken aus.

Kategorien
Gesellschaft Gesundheit

Skeptische Impfanwärter

Eine wichtige Voraussetzung für die Rückkehr zum normalen Leben ist der Sieg über das Virus. Das Impfen kann zu diesem Sieg beitragen. Bald wird es Impfstoffe geben. Trotzdem ist die Begeisterung eher verhalten. Manche Menschen lassen sich grundsätzlich nicht impfen, weil es ihre Religion untersagt. Manche glauben den Geschichten, dass der Impfstoff in unsere Gene eingreife. Vielleicht könnte gediegene Aufklärung über die tatsächlichen Sachverhalte diese Vorbehalte abbauen. Manche haben eine tiefe Skepsis gegenüber der Pharmaindustrie. Die ist nicht ohne Berechtigung. Das Unternehmen Pfizer, einst von deutschen Auswanderern aus Ludwigsburg gegründet, hat seinen Ruf in den 1990er Jahren nachhaltig beschädigt, als es in Nigeria ohne zureichende rechtliche Grundlage einen Impfstoff erprobte und die Opfer dieser Impfung vertuschte. Kann man den Pfizer-Verantwortlichen heute trauen? Haben sie solide gearbeitet? Oder ging alles viel zu schnell, weil man die Milliardengewinne vor Augen hatte? Diese Geschichte bietet Stoff für Verschwörungsideen. Jedenfalls kann man die Skepsis mancher Impfanwärter nachvollziehen. Aber bald wird es auch die Konkurrenz auf den Impfmarkt geschafft haben. Dann können die Impfberechtigten wählen, welche Flüssigkeit sie sich in den Oberarm drücken lassen wollen.