Kategorien
Gesellschaft Gesundheit Politik

Unwillige Impflinge

Endlich zeichnet sich am Horizont die ultimative Lösung des Pandemie-Problems ab: eine allgemeine Impfpflicht. 71 % der Deutschen seien dafür und „nur“ 26 % dagegen, behaupten Umfragen. Vermutlich sind die sechsundzwanzig Prozent just jene, die sich nicht impfen lassen wollen. Auch die Parteien, die vor einem Jahr noch vehement gegen eine Impfverpflichtung waren, sind nun schlagartig dafür. Niemand soll sie wegen Tatenlosigkeit schelten. Nun meldet die Zeitung heute, wie man sich das mit der Impfpflicht vorstellt. Wer gegen sie verstößt, zahlt (einmal, mehrfach?) 2.500 €. Allerdings soll es Ausnahmen geben: Kinder und Jugendliche (warum – für die gibt es doch auch einen Impfstoff?), Menschen, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden können (ich sehe schon die Gutachten vor mir, die Ärzte schreiben, die selbst gegen das Impfen sind). Aber auch solche, die aus „religiösen“ oder „Gewissensgründen“ gegen das Impfen sind, sollen von der Pflicht dazu befreit werden. Da fragt sich Häckerling: Wer bleibt dann noch übrig? Werden jene, die den Piks verweigern – ein Gewissen hat schließlich jede und jeder – weniger sein als 15 %? Denn dem Vernehmen nach sollten wir auf eine Impfquote von 85 % kommen, um so etwas wie eine Herdenimmunität zu erreichen. Ich fürchte, die allgemeine Impfpflicht ist ein stumpfes Schwert. Im Frühjahr (bei der 5. Welle) werden wir feststellen, dass sich „leider“ nicht genug haben impfen lassen. Dann aber ist Schluss mit lustig. Werden wir Geimpften dann noch einmal von den anderen in die Unfreiheit des eingeschränkten Alltags gezwungen werden?

Kategorien
Gesellschaft Gesundheit Politik

Verboosterte Gesellschaft

Wenn es nicht so ernst wäre, könnte man einen Lachanfall bekommen. Die Inzidenz steigt und mit ihr die Nervosität der politisch Verantwortlichen. Jeden Tag senden sie uns neue Botschaften. Zuerst hieß es, man wolle mit der gebührenpflichtigen Testung die Bereitschaft der Ungeimpften erhöhen, sich piksen zu lassen. Die Folge: Es wurde weniger getestet; die Testzentren fuhren ihre Kapazitäten zurück. Nun hat der der amtierende Berliner Gesundheitsminister von einem Tag (Freitag, 12.11.21) auf den anderen (Samstag, 13.11.21) verfügt, dass die Tests wieder kostenlos sein sollen. Aber jetzt fehlt es natürlich an Testkapazitäten, denn wer kann von heute auf morgen ein Testzentrum „hochfahren“? Die nächste Idee: die Einführung von 2G+. Was ist das? Es dürfen dann nur noch Geimpfte, Genesene, die auch getestet sind, eine Veranstaltung (Sport, Kultur und?) besuchen. Die zu erwartende Folge: Die Ungeimpften sparen sich das Testen, denn sie dürfen eh nirgends mehr rein. Wenn sie aber nicht getestet werden, erfährt man such nicht, ob sie möglicherweise infiziert sind. Und die anderen 61 Millionen brauchen täglich einen Test. Da bedarf es des gesamten Staatsapparats, der in 24-Stunden-Schichten diese Regelung umsetzt. Und dies neueste Idee: Verkürzung der Halbjahresfrist für Geimpfte. Sie sollen früher (einen Monat, zwei Monate?) geboostert werden. Leider scheitert auch dieser Plan an einem Mangel an Impfstellen. Häckerlings Hausarzt ist schon jetzt für 2021 ausgebucht. Wie soll er sich früher drittimpfen lassen, wenn niemand da ist, der es macht. Oder sollen wir jetzt wieder in die Zeit des Impftourismus zurückfallen? Schon jetzt hört man von Betagten der Risikogruppe über 70, dass sie ins Umland gefahren sind, um nach einem Impfer (oder einer Impferin) zu fahnden. Es wäre einfach schön, wenn unsere Staatslenker erst denken und dann handeln würden.

Kategorien
Gesellschaft Gesundheit Kirche

Religiöse Impfgedanken

Natürlich kann man bei Pandemien an die göttlichen Strafmaßnahmen im Alten Testament denken. Mit der Sintflut wurde die Menschheit und das Getier eliminiert. Nur Noah war weitblickend genug, sich und seine Familie und etliche Tiere mit einem Schiff zu retten. Warum sind die anderen nicht auf diese Idee gekommen? Sie haben die Katastrophe nicht kommen sehen. Ein Impfgegner, denke ich mir, wäre Noah nicht gewesen. Manche Fromme sehen alles Schlimme als von Gott verhängt. Naturkatastrophen wollen sie mit Gebeten überstehen. Gott prüfe oder strafe die Menschen für ihre Sünden, glauben sie. In dieses Schema passt auch das Virus. Weil die Menschheit sich nicht mehr an die göttlichen Gebote hält, reagiert der Herr mit Attacken auf sie. Zum Glück sterben nur die Sündigen an Covid, die guten Menschen überleben es. Und wenn es mal anders kommt, so wird sich Gott schon was dabei gedacht haben. Krankheiten sind der Test unseres Glaubens. Josua Kimmich, der wahrscheinlich nicht zu den Frommen gehört, will sich nicht impfen lassen. Er meint, der Impfstoff sei noch nicht lange genug erprobt. Misst man seine Haltung am Kernstück des christlichen Glaubens (Liebe deinen Nächsten wie dich selbst), dann besteht seine Liebe der Nächsten darin, sie als Versuchskaninchen für die eigene Impfung zu sehen. Wenn diese Kaninchen die Impfung gut überstehen, dann kann ich mich auch irgendwann unbesorgt impfen lassen. Es gibt auch Impfgegner, die einfach warten, dass die anderen sich impfen lassen und so eine „Herdenimmunität“ entsteht, die auch sie schützt. Hier steht die Selbstliebe über allem. Was scheren mich die andern? In den Gottesdiensten muss man Zettel ausfüllen und ständig Maske tragen, auch beim Singen. Ob man Luft genug hat, ob man unter Sauerstoffmangel leidet, das interessiert die Kirchenleitungen nicht. Sie verzichten auf 2G oder 3G, weil sie „offen“ sein wollen für alle, auch für Impfverweigerer. Hier triumphiert die „Nächstenliebe“, auch wenn der ungeimpfte Gottesdienstbesucher dafür sorgt, dass der geimpfte sich unter seiner Maske schwer tut, auf religiöse Gedanken einzulassen.