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Verwirrende Regelwerke

Was gilt? Das fragen sich die Bundesbürger in diesen Tagen. Selbst wenn man sich große Mühe gibt, wird nicht klar, was man tun muss, um sich auf der richtigen Seite der Seuchenbekämpfung zu befinden. Die beste Lösung: Man sitzt zu Hause, verbraucht die Vorräte und wartet, bis die Pandemie für beendet erklärt ist. Aber das dauere noch eine Weile. Die Milch ist bis dahin sauer. Also muss man in einen Supermarkt gehen. Dort sind Abstände einzuhalten. Das geht aber nicht, weil das Personal beim Auffüllen der Regale die Wege versperrt. Erlaubt ist es, in einem Haushalt zu leben; es ist auch erlaubt, die Post vom Briefträger in Empfang zu nehmen. Darf man selbst Briefe schreiben? Ja, das ist erlaubt. Nur beim Einwurf in den Briefkasten sollte man sich erkundigen, ob das nur mit Maske erlaubt ist. Wer unbedingt raus will, muss vorher mit dem Zirkel einen Kreis um seinen Wohnort beschreiben. Er soll 15 km nicht überschreiten. Die Frage ist, welchen Radius ich bei einer Karte im Maßstab 1:50000 wählen muss. Aber davor muss ich nachsehen, ob mein Landkreis ein Hotspot ist. Dummerweise sind die Zahlen je nach Medium verschieden. Doch dann fällt mir ein, dass sich der Minischterpräsident gegen diese Regelung ausgesprochen hat. Ich darf also auch 20 km in die Ferne schweifen, aber erst morgens ab 5 und abends bis 8. Man sieht auf den Wegen keine Schüler und auch keine Schülerinnen. Die sind also zu Hause. Wahrscheinlich haben ihrer Lehrerinnen und Lehrer ihnen einige hundert Kopien erstellt und in den häuslichen Briefkasten gesteckt. Vielleicht kam das Material auch digitalisiert. Am 18. Januar gibt es wieder Präsenzunterricht. Oder auch nicht. In der Pfalz schreiben sie heute Abitur, in Baden-Württemberg erst im April. Darf ich mich impfen lassen? Nein, ich bin nicht berechtigt. Erst im zweiten Quartal habe ich eine Chance. Die Hotline 116117 ist überlastet. Ich bin es auch.

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Hektisches Ankündigen

Das Schöne an der Demokratie ist, dass jeder zu allem den Mund aufmachen darf. Wenn wir Normalsterblichen uns äußern, hört kaum jemand hin, wenn Politiker reden, hält man ihnen ein Mikrofon vor den unmaskierten Mund. Vor allem vor Entscheidungen muss jeder schon mal was sagen. Morgen, am 5. Januar, will das Entscheidungsgremium, von dem das Grundgesetz nichts weiß, die Gruppe der Ministerpräsident*innen und die Kanzlerin, den Weg in die nächste Pandemiezeit weisen. Was die Herr- und Frauenschaften morgen über uns beschließen, ist schon heute zu lesen. Der Shutdown geht weiter, aber wie lange? Die Geschäfte bleiben zu – bekommen sie wieder die üblichen 11 Milliarden Euro? Schulen und Kitas bleiben wohl auch zu – oder doch nicht? Mit Milliarden lässt sich der Bildungskahlschlag nicht verhindern. Daher gehen just bei diesen Themen die Aussagen der Verantwortlichen unterschiedliche Wege. Zwei Wochen oder drei Wochen? Alle Klassen oder nur ein Teil davon? Häckerling wundert sich, dass man morgen schon die Grundlagen für solides Entscheiden hat. Denn in den letzten Tagen wurden uns Infektionsdaten genannt, die, wie es hieß, „keine Aussage“ zulassen, weil sie von den Feiertagen geprägt sind. An denen wurde nämlich weniger getestet und weniger gemeldet. Hat nicht Trump mal gesagt, man solle weniger testen, dann gebe es weniger Infizierte? Aber diese Unperson darf nicht zitiert werden. An den Weihnachtstagen und über Neujahr haben wir trotzdem seinen Rat beherzigt. Eines ist klar: Die Politik steht über dieser Unwissenheit. Hat sie vielleicht geheime Zahlen, die man uns anderen vorenthält? Oder wird man morgen ehrlich sagen: Wir haben keine Ahnung, wie sich die Pandemie bei uns in den letzten zwei Wochen entwickelt hat, also können wir auch nicht profund entscheiden? Nie und nimmer! Auch wer nichts weiß, muss handeln.

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Tolerierte Impfunwillige

In Deutschland muss sich niemand impfen lassen. Allenfalls Kinder ohne Masernimpfung haben Nachteile. Man kann Ihnen einen Platz in der Kita verweigern. In der Schule greift dieses Junktim nicht. Die Schulpflicht steht offenbar über der Impfpflicht. Nun wehrt sich die Politik heftig gegen die Gewährung von Vorteilen für Covid-19-Geimpfte. Man fürchtet eine Spaltung der Gesellschaft. Niemand soll zum Piksen gezwungen werden, auch nicht indirekt, indem man ihm z. B. die Teilnahme an Interkontinentalflügen verweigert. So ganz versteht Häckerling diese zarte Rücksichtnahme auf die Impfunwilligen nicht. Beim Testen ist man weniger zimperlich. Der Besuch im Pflegeheim, das Betreten des Landes nach der Rückkehr von einer Reise, das Treten von Bällen in Bundesligaspielen und anderes mehr ist daran gekoppelt, dass man einen Test vorlegt, der negativ ist. Warum ist das Vorlegen eines Impfpasses nicht ebenfalls als Pflicht einzuführen? Allerdings muss man zugeben, dass der Geimpfte möglicherweise immer noch Viren verbreitet. Man kann die Politiker verstehen, dass sie die Bevölkerung nicht ärgern will, sondern deren Impfwilligkeit mit sanften Argumenten steigern. Aber es besteht auch die Gefahr, dass einer sich fragt: Warum soll ich mich impfen lassen, wenn es keine Vorteile mit sich bringt? Darauf kann man entgegnen: Du bekommst höchstwahrscheinlich kein Covid-19. So argumentiert man auch bei der Grippe-Impfung. Mit der Folge, dass sich viel zu wenige gegen Influenza impfen lassen. Ich dachte immer, es bedürfe rund zwei Dritteln Geimpfter, um die Herdenimmunität zu erreichen. Da sind noch viele Fragen offen.