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Frustrierende Kontinuität

Kaum ist das alte Jahr vorbei und hat das neue begonnen, beschleicht uns das Gefühl, es habe sich nichts geändert. Im Januar 21 war vom Licht die Rede, das sich wegen der Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid am Ende des Tunnels zeige. Dieses Licht hat sich als Sinnestäuschung entpuppt. Auch in diesem Januar werden wieder Lichter in der Ferne ausgemacht: Wenn wir Omikron durchlitten hätten, wären wir mehr oder weniger immun gegen das Corona-Viren-Unwesen. Die Lage werde endemisch. Die Zukunftshoffnung ist der Feind der Realität. Die besteht darin, dass viel getestet, will sagen: Wer sich ansteckt, wird krank, wer immun ist, wird nicht krank. Es wird viel drittgeimpft und wenig erstgeimpft. Die Drohung mit der allgemeinen Impfpflicht scheint nicht zu fruchten. Im Gegenteil: Der Protest auf den Straßen wird lauter. Man will die Schulen in Präsenz halten, aber manche Lehrerverbände unken bereits wieder drohend mit dem Hausunterricht. Es gelte die Lehrenden zu schützen. Warum gibt es für die keine Impfpflicht? Und wer unterrichtet die Kinder und Jugendlichen? Digitales Lernen ist eine Weile ganz nett, aber auf die Dauer ziemlich öde. Was dabei herauskommt, weiß keiner so genau. Über die Rolle der Standesvertretungen für Lehrkräfte in der Pandemie müsste man mal etwas lauter nachdenken. Was die Kultur angeht, so darf sie mit beschränkter Besucherzahl und 2-G-Auflage weiterwursteln. Ein frustrierendes Unterfangen, dass weder gute Einnahmen noch eine normale Atmosphäre in den Veranstaltungen zulässt. Nur in den Betrieben läuft das Geschäft. Wenn wir schon die Kinder vernachlässigen, sollten wenigstens die Maschinen pfleglich behandelt und am Laufen gehalten werden.

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Ministerieller Unfug

Nicht genug, dass der Sozialminister L. uns mit seiner Corona-Politik nervt, nun hat auch die Bildungsministerin ihren Beitrag zur Chaotisierung des Regierungshandelns geleistet. Sie stellt es den Schülerinnen und Schülern frei, ob sie vom 20. bis zum 22. Dezember in die Schule gehen oder zu Hause bleiben wollen. Sie nennt das „freiwillige Quarantäne“. Ein Etikettenschwindel. Tatsächlich erreicht Frau Ministerin Sch. damit, dass die Kinder sich an diesen Tagen außerhalb der Schule ungeniert treffen können, während einige „Streber“, so nannte man sie früher, der Schule die Treue halten. Das Feigenblatt, mit dem die häusliche Vorweihnachtsfreizeit verbrämt wird: besagte Quarantänist*innen sollen vom 20. bis 22. Dezember zu Hause Aufgaben erledigen. Echt? Die Lehrerinnen und Lehrer sollen also die Restgruppe in Präsenz beschulen und dazu noch den Freizeitschüler*innen Aufgaben mitgeben. Ist daran gedacht, dass die Lehrkräfte am 22.12. Hausbesuche machen, um zu prüfen, ob die Aufgaben auch erledigt wurden? Niemand kann ernsthaft fordern, diese Kontrolle erst nach Epiphanias vorzunehmen, denn dann wird Dringlicheres zu tun sein. Dann gilt es, die wegen der vorweihnachten ministeriellen Unterrichtsstörung verschobenen Klassenarbeiten und Klausuren zu schreiben, zu korrigieren und rechtzeitig für die ab Mitte Januar zu erstellende Halbjahresinformation der Klassen 5 bis 10 oder das wichtige Halbjahreszeugnis der Oberstufe zu benoten. Nicht genug, dass die Pandemie das Schulgeschehen beeinträchtigt, auch die Schulverwaltung tut ein Übriges, den Unterricht zu stören.

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Nützliche Ferien

Jenen Schülerinnen und Schülern und Lehrkräften, die im zu Ende gehenden Schuljahr hart gearbeitet haben – wenn man es von allen sagen könnte, wäre das eine lobende Erwähnung wert -, seien die nun folgenden gut sechs Wochen unterrichtsfreie Zeit von Herzen gegönnt. In den Schulen wird es dennoch nicht ruhig sein. Das kommende Schuljahr ist vorzubereiten, Reparaturen sind fällig, die Lehraufträge zu verteilen, provisorische Stundenpläne zu erstellen. Das Adjektiv „provisorisch“ verweist auf die Unklarheit, wie sich der Herbst pandemisch darstellen wird. Wird die Variante delta weiter wüten? Werden die 12- bis 18-Jährigen geimpft sein? Werden Luftfilter eingebaut oder bleibt es beim Stoßlüften? Dürfen die Klassen als Ganzes Unterricht bekommen oder geht es geteilt weiter? Sind wir auf weiteren Digitalunterricht didaktisch vorbereitet oder bleibt es beim „wir unterrichten digital, so gut wir es können“? Sicher ist: In den ersten beiden Wochen sind Masken zu tragen. So hat es der MP beschlossen. Und die Lernlücken, euphemistisch „gaps“ genannt, wie werden sie geschlossen? Das Bild von der Brücke über den Abgründen des Ungewussten und Ungekonnten stimmt nachdenklich. Mit einer Brücke ändert man nichts an den Lücken, den Lernabgründen. Man überdeckelt sie nur. Eigentlich sollte man sie füllen. Aber dieses Bild würde zu sehr den Zahnarzt assoziieren; das könnte Eltern und Schulkinder verschrecken. Im September werden wir sehen, wie gut sich die für die Schulen Verantwortlichen in den Sommerferien 2021 geschlagen haben. Oder wird es wieder ein Schlag ins Kontor?