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Unlösbar – die Sindelfinger Mercedes-Abhängigkeit

Jetzt ist der Jammer wieder groß. Die Firma mit dem Stern will eine Produktionsstätte (die für die C-Klasse) verlagern und damit tausende Arbeitsplätze in Sindelfingen abbauen. Das würde die gesamte Infrastruktur der Stadt treffen: den Wohnungsbau, den Einzelhandel, die Zulieferer. Und natürlich auch die Stadtkasse; die aber ist eh schon leer. Die Tragik einer Kommune.

Die Stadt ist seit Jahrzehnten „vom Daimler“ abhängig. In guten Zeiten ermöglichte seine Gewerbesteuer den Bau von teuren Bauten, die man in den nun schlechten Zeiten nicht mehr erhalten kann. Wünsche des größten Arbeitgebers der Region waren der Kommune stets Befehl. So wuchs das Unternehmen und zugleich wuchs die Abhängigkeit von ihm. Zwar nahm auch die Einsicht zu, dass eine solche einseitige Ausrichtung auf die Autofirma gefährlich ist, aber das Erkennen der Gefahr führte nicht zu ihrer Abwendung. Es blieb dabei: auf Gedeih und Verderb ist Sindelfingen dem Mercedes-Werk ausgeliefert.

Wäre es da nicht ein Segen, wenn die Firma selbst etwas dazu beitrüge, die Bindung zwischen Stadt und Werk zu lockern? Nur wenn dieser Mega-Arbeitgeber kleiner wird, kann es vielleicht gelingen, andere Betriebe wachsen zu lassen. Mit diesem Satz begebe ich mich allerdings in eine kommunalpolitische Gefahrenzone…

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Unbeständige Sauberkeit oder Die kurzfristige Sanierung einer Holzeisenbahn

Dass es mit der Sauberkeit der Holzeisenbahn vor dem Sindelfinger Rathaus nicht zum Besten stand, das wissen die Leser dieses Blogs schon länger. Der Oberbürgermeister, der von seinem Fenster im Rathaus aus auf das wunderbare Spielzeug blickt, wusste es auch. Und er handelte. Die städtische Reinigung bekam den Auftrag, sich des Geräts anzunehmen. Auch ein paar Eimer Farbe zum Übermalen der Sauereien wurden in Aussicht gestellt.

Was versprochen wurde, hat man auch gehalten. Mit eifrigem Besen und viel roter und schwarzer Farbe wurde dem unsauberen Zug zu Leibe gerückt. Bald erstrahlte er in neuem Glanze. Die Kinder und ihre Begleiter konnten sich freuen. Der Stadtverwaltung und ihrem Chef gebührt herzlicher Dank.

Doch nun, einige Wochen nach dieser Sanierung, hat der Besucher wieder allerlei Grund, sich zu ärgern. Die Schmierer sind zurückgekommen. Der neue Anstrich hemmt sie nicht, sondern scheint sie eher anzuregen, sich darauf zu verewigen. Das ist bedauerlich.

Der angehängte Zugwagen ist des Abends offenbar ein beliebter Treffpunkt derer, die aus dem Eisenbahnalter längst herausgewachsen sind. Jedenfalls finden sich unter den Sitzen allerlei Papiere, Dosen und Plastikbehälter mit Essensresten. Das ist ärgerlich.

Man wünschte sich und den Jugendlichen, die hier gehaust haben und hausen, dass sie eine bessere Bleibe für ihre abendlichen Treffen fänden. Die Stadtverwaltung sei ermuntert, in ihren Bemühungen um die Erhaltung der Holzeisenbahn nicht nachzulassen.

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Unstimmige Metapher 3: Achterbahnfahrt

Wer eine Acht schreibt, fängt in der Regel rechts oben an, fährt nach dann nach oben und anschließend s-förmig nach unten; dann aber geht es in Kurven wieder aufwärts bis zum Anfang. Die Acht ist eine runde Sache Die Achterbahn hat mit der Acht nur wenig gemeinsam: Am Anfang wird man nach oben gezogen, dann geht es wieder nach unten, allerdings nicht gleichförmig, sondern im Wechsel von Ab und Auf. Am Ende ist man wieder unten, in etwa dort, wo man gestartet ist.

Das finanzielle Wechselbad der Sindelfinger Stadtfinanzen wird derzeit gerne mit einer Achterbahnfahrt verglich. So am 25.07.09 vom Chefredakteur der lokalen Zeitung. Er nimmt es zum Anlass, über eine Abkehr von der Gewerbesteuer als Quelle der kommunalen Finanzen nachzudenken. Das geschieht im Übrigen schon lange. Auch die FDP macht sich für eine Reform stark. Die hat natürlich nur in Krisenzeiten wie diesen eine Chance.

Aber stimmt das Bild von der Achterbahnfahrt? Es wäre zu schön; denn dann wäre man am Ende wieder da, wo man angefangen hat, könnte also gut kalkulieren. Aber welchen Punkt nehmen wir bei den Gewerbesteuereinnahmen der Stadt als Startpunkt? Den unten, als die Sindelfingen eher arm war, oder den oben, als sie vom Steuersegen schier erdrückt wurde?

Was die Kommentatoren sagen wollen: Die Steuereinnahmen sind von Jahr zu Jahr unterschiedlich: mal höher, mal niedriger. Mal geht es aufwärts und es kommt mehr Geld in die Kasse, als man erwartet hatte; mal geht es abwärts mit den Einnahmen, und das geschieht leider oft ziemlich unerwartet. Und damit lässt sich nicht solide kalkulieren. Es fehlt die sichere Planungsgrundlage.

Eine Achterbahnfahrt geht schnell vorüber. Sie ist für solche, die es mögen, ein Vergnügen, für das sie auch gerne zahlen. Für Sindelfingen ist die Finanzlage kein Vergnügen, sondern ein teurer Spaß. Am Ende einer Achterbahnfahrt befindet man sich wieder am Boden. Sindelfingen ist auch am Boden – auch auf dem Boden der Tatsachen?