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Streitende Ampel

Es gibt derzeit nur wenige politische Themen, über die Einigkeit besteht. Daher überrascht es nicht, dass über die Lösung der anstehenden Probleme heftig gestritten wird. Drei Themen beherrschen die heutige Presse: die Einschränkung der Werbung für Süßigkeiten, die E-Fuel-Option für PKW mit Verbrennungsmotoren ab 2035 und das Verbot des Einbaus von Öl- und Gasheizungen ab 2024. Der Hintergrund dieser Initiativen ist klar und unstrittig: Süßigkeiten im Übermaß genossen machen Kinder krank und der Klimawandel verlangt drastische Änderungen unserer Lebensführung, sowohl bei der Mobilität als auch beim Heizen. Ob ein Werbungsverbot in Schulnähe Kinder vom Süßigkeiten-Verzehr abhält? Es gibt schon ein Verbot dieser Art. Es dürfen in der Nähe von Schulen keine Zigaretten-Automaten stehen. Im Jugendschutz-Gesetz steht ein Rauchverbot für Jugendliche. Hilft das? Vielleicht. Aber das Ziel müsste eigentlich sein, dass die Einsicht in den Kinderköpfen wächst, dass nicht nur das Rauchen, sondern auch das übermäßige Naschen der Gesundheit schadet. Wie schafft man diese Einsicht? Über die Vermittlung von Fakten im Unterricht und im Elternhaus. Ein Werbeverbot kann nur dann helfen, wenn es strikt überwacht wird. Da bin ich skeptisch. Wir haben so viele Gesetze, die nicht eingehalten werden. Ob E-Fuels 2035 für Autos eine Option sind? Vielleicht, vielleicht auch nicht. 12 Jahre sind lang. Da kann viel passieren im technischen Fortschritt. Wie man ohne Öl und Gas heizen soll? Nicht mal der Fachhandel hat Lösungen, wenn man nachfragt. Auch unserem Haushalt droht das Ende der Gasheizung. Es gebe keine Ersatzteile mehr, heißt es. Wenn also die Heizung ausfällt, droht die Kälte. Oder der Kauf von fünf Elektroheizungen für die verschiedenen Zimmer. Das wird teuer. Und hilft es gegen den Klimawandel?

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Parteienfilme

Während normalerweise im Regionalfernsehen des SWR auf die Wetteraussichten noch die Werbung für das Abendprogramm folgt – meistens fahren irgendwelche Landfrauen durch die Gegend oder es wird ein Tatort wiederholt – sind in diesen Tagen vor der Landtagswahl zwischen Wetter und Tagesschau noch kleine Filme der Parteien zu sehen. Das gab es auch schon vor früheren Wahlen, aber damals nervten diese Produkte wegen ihrer penetranten Werbung. Diesmal sind sie besser, hübscher gemacht und sowohl medial als auch inhaltlich überzeugender. Natürlich meinen es die Parteien allesamt gut mit uns, ja mehr: sie wollen nur unser Bestes, aber sie tragen das in ihren „Wahlsendungen“ mit beträchtlichem Charme vor, manchmal sogar mit Humor. Wenn z. B. der Minischterpräsident sich zuerst in seiner Werkstatt mit einem Stück Holz abmüht und dann im dunklen Anzug ins Auto steigt, um in seine Residenz nach Stuttgart zu fahren, dann verblassen alle Sorgen, die man sich um ihn machen könnte für den Fall, dass die Wiederwahl nicht gelänge. Er kann sich dann wieder umziehen und in seine häusliche Werkstatt zurückkehren. Das ist politisch belehrende Unterhaltung im besten Sinne. Gelegentlich überkommt mich das Bedauern, bei der Wahl nur eine Stimme zu haben. Ich würde einer ganzen Reihe dieser Filme einen Preis geben. Eines hoffe ich: dass es diese Kurzfilme schaffen, die Wahlbeteiligung am Sonntag zu erhöhen.

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Der letzte Peter-Hahn-Schrei

Was sich die Werber wohl so denken? Da schicken sie der Ehefrau einen Katalog mit der Aufschrift „Herren-Ausstatter“: im Hintergrund Berge in hellem Dunst, davor ein See, leicht gekräuselt, im Vordergrund, am Seeufer ein alter Mercedes, an den sich ein junger Mann anlehnt, angetan mit einem hellen Anzug, schwarzen Schuhen und schwarzem Polo-Hemd. Rechts unten in Schreibschrift: Peter Hahn.

Deren Geschäftsleitung freut sich auf Seite 2, weil sie „Versender des Jahres 2009“ geworden sind, und zwar für ihre „besondere Kundenfreundlichkeit“ und die „herzliche Unternehmenskultur“, vor allem aber für „ein erfolgreiches Multi-Channel-Konzept“. Wie bitte? Welche „Vielkanaligkeit“ ist hier gemeint?

Klar, die Auszeichnung spornt die Firma zu großem Eifer an. Man wolle der eigenen „Qualitätsphilosophie treu bleiben“, wird versichert. Das Philosophische wird im Folgenden erläutert. Man werde auch künftig „renommierte Designer-Marken“ anbieten. Konkret heißt das zum einen „atmungsaktive“ Sakkos – atmen die selbst oder lassen sie den Träger noch atmen? – zum andern „leichte Hosen“, die eine „Tendenz zu Leichtigkeit und Frische“ repräsentieren – was leichte Hosen so alles vermögen – und schließlich wird dem „modernen Mann“ ein „citytauglicher Sports-Style“ angeboten, will sagen: „authentische Rugby- und Polo-Shirts“, und zwar in „karibischen Sommertönen“ und in „einsatzstarker“ Qualität. Da sieht sich Häckerling schon in „winddichter Funktionskleidung“ als Rugbyspieler in der Karibik im Einsatz. Und was soll der Mercedes? Egal. Ein philosophischer Traum wird wahr. Dem „Versender des Jahres 2009“ sei Dank.

(Blog-Eintrag Nr. 164)