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Die USA und meine Geheimnisse

Nachdem der Verfasser dieser Zeilen einen neuen Vertrag mit seiner Bank über die online-Nutzung seiner Konten unterschrieben hat, fragt er den Berater: „Und können Sie ausschließen, dass diese Daten an die USA weitergeleitet werden?“ – „Nein, das kann ich nicht.“ Ich könnte ja, muss ich mir hinzudenken, mit diesen Konten allerlei Geldwäsche betreiben und mit dem gewaschenen Geld terroristische Aktionen unterstützen. Das könnte ich natürlich. Mein Leben würde dadurch eine neue Wendung nehmen.

Der Bundespräsident ist glücklich über die genaue Überwachung aller Menschen. Es erhöhe sein Gefühl für Sicherheit, hat er gesagt. Aber natürlich soll alles nach gesetzlichen Regeln ablaufen. Um wessen Gesetze geht es dabei? Haben unsere Parlamente die rechtlichen Grundlagen dafür geschaffen, dass die Amerikaner (und die Briten und?) unsere elektronische Kommunikation nach Verdächtigem durchstöbern? Wenn ja, dann habe ich nicht aufgepasst.

An dieser Stelle möchte ich deutlich machen, dass auch ich kein Opfer des islamistischen Terrors werden will. Aber mein Gefühl für Sicherheit sinkt eher, wenn ich weiß, dass unsere Freunde in den USA digitale Akten über mich anlegen, dass 800000 Menschen Zutritt zu meinen kleinen Geheimnissen haben, dass sie wissen können, von wem ich Geld erhalte und wofür ich es ausgebe. Noch unsicherer macht es mich, für einen potenziellen Staatsfeind gehalten zu werden. Das, lieber Herr Gauck, sind keine guten Gefühle.

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Die Christen und die Grünroten

Endlich wird sie auch in den Medien zum Thema: die innige Beziehung zwischen einigen (meist protestantischen) Christen und dem grünroten politischen Lager. Namhafte Gestalten der evangelischen Kirche (Göring-Eckardt, Füllkrug-Weitzel) haben sich zu Werbeträgern der Grünen und der SPD erheben lassen. Sie wollen damit ihre christliche Überzeugung in den politischen Alltag einbringen.

Nun ist nichts dagegen zu sagen, dass Christen das tun, was von uns allen erwartet werden kann: sich in die Gestaltung unserer Gesellschaft einzumischen, für den rechten, menschenfreundlichen Weg zu kämpfen und bei den allfälligen demokratischen Kompromissen für die Benachteiligten, ungerecht Behandelten, zu wenig Gehörten etwas mehr herauszuholen. Nur: Was die beiden doppelnamigen Frauen tun, ist nicht in Ordnung: Denn sie benutzen ihre Popularität in der Kirche, ihren mit dem Amt verbundenen Bonus, um damit die Wähler zu beeinflussen. Beide Damen sagen zwar, ihr Amt ruhe derweil, aber sie haben nichts dagegen, als Präses der Synode der EKD oder als Präsidentin der Diakonie vorgestellt zu werden. Klar, das bringt Stimmen, weil das Amt als christlich-solide gilt. Im Übrigen war der Spendenaufruf der Diakonie dieser Tage von Füllkrug-Weitzel unterschrieben. So ganz ruht das Amt wohl noch nicht.

Nur nebenbei sei’s erwähnt: Wer als normaler Beamter mit seinem Amt politisch wirbt, muss sich auf ein Disziplinarverfahren gefasst machen. Das Amt gebietet Zurückhaltung. Ich finde, ein christliches Amt gebietet das auch.

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Überschwemmung und Ratlosigkeit

Wie haben wir uns über die Japaner gewundert und auch erhoben, weil sie nicht in der Lage waren, einen Tsunami und seine Folgen vorauszusehen und entsprechende Vorsorge zu treffen! Wie konnte einer Industrienation so etwas passieren? Jetzt passiert es bei uns.

Es ist uns hierzulande offenbar nicht möglich, mögliche Szenarien des Niederschlags und ihrer Auswirkungen auf die Flüsse rechnerisch zu erfassen und durchzuspielen und dann aus den Ergebnissen die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Wie kann einer Industrienation wie Deutschland so etwas passieren? Eine Frage, auf die noch keiner so richtig geantwortet hat.

Es sei ja einiges geschehen nach der „Jahrhundertflut“ von 2002,heißt es. Aber es war wohl nicht ausreichend. Vielleicht hat man sich zu viel Zeit gelassen. Denn das von den Medien liebevoll gepflegte Wort „Jahrhundertflut“ hat  suggeriert, dass eine Überschwemmung dieses Ausmaßes so schnell nicht wieder geschieht. Ein Jahrhundert ist lang, hat man wohl gedacht. Wir haben Zeit, uns in aller Ruhe einen besseren Schutz unserer Flüsse auszudenken und herzustellen.

Nun zeigt sich, dass es diese Zeit nicht gab. Das einlullende Wort „Jahrhundert“ war das falsche Signal. Hoffentlich wird es so schnell keiner mehr in den Mund nehmen.