Die Zeitungen melden einen beträchtlichen Stellenabbau bei Audi und Daimler. Allerdings soll niemandem gekündigt werden. Man nimmt erfreuliche Rücksicht auf die Mitarbeiter. Die Schrumpfung ist nötig wegen der E-Mobilität, dem Rückgang beim Verkauf von Dieseln und der finanziellen Folgen des Dieselbetrugs. Zugleich braucht man viel Geld fürs Forschen. Was den Dieselbetrug angeht, so hat die Autobauer niemand gezwungen, ihn zu begehen. Daher fehlt es dem Blog-Schreiber am Mitleid für die Konzerne. Daimler musste schon immer zur Umweltrücksicht getrieben werden. Es bedurfte in Sindelfingen vor Jahren einer starken Protestkampagne („Luft und Leben“), bis man sich bequemte, den Ausstoß von Giften abzustellen. Dass man beim Diesel auch erst juristisch angegangen werden musste, bis sich etwas änderte, ist keine Überraschung. Jetzt klagt man über den Mangel an Geld für die Forschung und den Umbau der Produktion. Auch da kann man sich nur wundern. Das Geld wäre dagewesen, wurde aber jahrelang großzügig an die Mitarbeiter verteilt, die eh schon deutlich mehr verdienen als die anderen Sindelfinger Berufstätigen. Mit diesen großzügig verteilten Milliarden hätte man auch forschen können. Warum, fragt sich Häckerling, fehlt es diesen Globalplayern an Weitblick?
Monat: November 2019
Poltische Insolvenz
Diese Charakterisierung des Zustands der CDU durch einen ihrer namhaften Repräsentanten lässt Deutungen zu. Insolvent wird, wer zu viel ausgibt oder zu wenig einnimmt. Aber die Christdemokraten haben nicht ja ihr eigenes Geld, sondern das der Steuerzahler ausgegeben. Gemeint ist mit dieser Art von Insolvenz wohl: Die Christdemokraten haben ihre politischen Ideen allesamt ausgegeben. Neue sind nicht in Sicht. Daher brauchen sie nun ein neues Geschäftsmodell. Worin könnte das bestehen? Es ergibt sich erst nach einer schonungslosen Bestandsaufnahme. Woran fehlt es Deutschland? Welche Fehler wurden gemacht? Was erwarten wir von der Politik? In einem Satz: Wir haben uns zu lange im Erfolg gesuhlt. Das gilt für viele Politikfelder: die Schulen, die Autos, die Lebensgewohnheiten, die soziale Gerechtigkeit, die Erziehung, den Umgang mit den Ressourcen. Die Lust, die Welt zu verbessern, ist uns vergangen. Der Wille, Probleme anzugehen, versandet täglich im Wust der Bedenken und Regeln. Wer eine Energiewende will, muss sie nicht nur ankündigen, sondern umsetzen. Wer Fremde in Bürger verwandeln möchte, muss ihnen Bedingungen vorgeben und Wege ebnen. Wer Arme aus dem Elend führen will, muss diese Armen identifizieren und ihnen Hilfe zur Selbsthilfe bieten. Wer in die Flut des Digitalen eintauchen möchte, kommt um einen mutigen Kopfsprung nicht herum. Wer das Klima zu retten sich anschickt, kann nicht nach der Devise handeln: Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. Nicht nur die CDU braucht einen fähigen Insolvenzverwalter und ein neues politisches Denkmodell.
Unwirksame Empfehlungen
Als vor acht Jahren die damalige grün-rote Koalition in Baden Württemberg Hals über Kopf die Verbindlichkeit der Grundschulempfehlung abgeschafft hat, schwante so manchem Unheil. Es ist inzwischen eingetreten. Zu viele Kinder wurden wider den Rat der Grundschulen auf das Gymnasium oder die Realschule geschickt. Manche der nicht Empfohlenen haben es sogar geschafft – auch Grundschullehrerinnen sind nicht unfehlbar. Aber ein beträchtlicher Teil auch nicht. Sie mussten nach diversen Misserfolgen den schmählichen Weg „nach unten“ antreten. Das hätte nicht sein müssen. Was aber offenbar sein musste, das war die innere Anpassung der aufnehmenden Schulen an ihre veränderte Klientel. Man schraubte die Anforderungen herunter. Was hätte man auch sonst tun sollen? Das Abschieben von schwachen Schülern geht auch zu Lasten des Images der Schulen. Sie werden der pädagogischen Unfähigkeit geziehen. Das wirkt rufschädigend. Also unterlässt man es, überforderten Zöglingen in größerer Zahl das consilium abeundi zu geben. Die Quittung für diese Anpassung schreiben dann die Bildungsforscher. Das Land BW ist schulisch auf untere Ränge gerutscht. Jetzt strampelt sich die Schulverwaltung ab, um den Wiederaufstieg zu schaffen. Der aber ist nicht nur beim Fußball schwierig.