Kategorien
Gesellschaft Klima Politik

Pandemische Klimasorgen

Der neue Klimaminister muss es zerknirscht offenbaren: Deutschland wird weder in diesem noch im folgenden Jahr seine Klimaziele erreichen. Das ist rechtlich bedenklich, erwartet doch das Bundesverfassungsgericht eine gleichmäßige Belastung der derzeitigen und der kommenden Generationen. Nun könnte man ja argumentieren, dass die Nichterreichung von Klimazielen ein globales Problem ist. Deutschlands Sünden fielen dabei kaum ins Gewicht. Aber wenn ich die Wahlkampfreden von 2021 richtig verstanden habe, will unser Staat sich nicht in die Reihe der weltweiten Sünderschar einreihen, sondern vorangehen und den anderen ein Beispiel geben – und nebenbei auch noch mit klimafreundlicher Technologie Geld verdienen. Da wird es nun Zeit, aktiv zu werden. Minister H. hat das auch vor. Er wird das Tempo anziehen. Es werden Windräder schneller genehmigt und Solardächer bei Neubauten verpflichtend. Aber ob das reicht? Die CO2-Belastungen kommen aus dem Essen, dem Wohnen und der Mobilität. Der Umbau der Landwirtschaft (in ganz Europa) ist überfällig. Die EU macht sich auch auf den Weg, aber ganz langsam, und sie schaut immer wieder nach hinten, dass auch ja keiner unserer landwirtschaftlichen „Musterstaaten“ abgehängt wird. Die Langsamsten bestimmen das Tempo. Können wir unsere Essgewohnheiten ändern? Nicht durch Verbote, denn Verbote mögen wir nicht. Auch nicht durch Appelle, denn Appelle beachten wir nicht. Was bleibt dann außer der Verteuerung der klimaschädlichen Lebensmittel? Beim Wohnen könnte man Anreize setzen. Aber selbst dann, wenn wir alle es wollten, dass unsere Häuser besser isoliert sind, wer macht es? Es fehlen schon jetzt jede Menge Handwerker. Und die Mobilität? Kleinere Autos wären möglich, aber wer will die schon kaufen? Alle lieben den SUV. Andere Treibstoffe gibt es, aber sie sind zu teuer in der Produktion. Und nur noch E-Autos? Da fehlt es uns an regenerativer Energie. Bleibt nur der ÖPNV, aber die Vorbereitung neuer Fahrpläne mit besseren Taktzeiten dauert bei uns Jahre. Und wer hat schon Lust, im Bus oder in der S-Bahn zu fahren, während das Virus noch unterwegs ist? Wer hat die frohe Botschaft, die uns alle optimistischer stimmt?

Kategorien
Gesellschaft Gesundheit Politik Schule

Frustrierende Kontinuität

Kaum ist das alte Jahr vorbei und hat das neue begonnen, beschleicht uns das Gefühl, es habe sich nichts geändert. Im Januar 21 war vom Licht die Rede, das sich wegen der Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid am Ende des Tunnels zeige. Dieses Licht hat sich als Sinnestäuschung entpuppt. Auch in diesem Januar werden wieder Lichter in der Ferne ausgemacht: Wenn wir Omikron durchlitten hätten, wären wir mehr oder weniger immun gegen das Corona-Viren-Unwesen. Die Lage werde endemisch. Die Zukunftshoffnung ist der Feind der Realität. Die besteht darin, dass viel getestet, will sagen: Wer sich ansteckt, wird krank, wer immun ist, wird nicht krank. Es wird viel drittgeimpft und wenig erstgeimpft. Die Drohung mit der allgemeinen Impfpflicht scheint nicht zu fruchten. Im Gegenteil: Der Protest auf den Straßen wird lauter. Man will die Schulen in Präsenz halten, aber manche Lehrerverbände unken bereits wieder drohend mit dem Hausunterricht. Es gelte die Lehrenden zu schützen. Warum gibt es für die keine Impfpflicht? Und wer unterrichtet die Kinder und Jugendlichen? Digitales Lernen ist eine Weile ganz nett, aber auf die Dauer ziemlich öde. Was dabei herauskommt, weiß keiner so genau. Über die Rolle der Standesvertretungen für Lehrkräfte in der Pandemie müsste man mal etwas lauter nachdenken. Was die Kultur angeht, so darf sie mit beschränkter Besucherzahl und 2-G-Auflage weiterwursteln. Ein frustrierendes Unterfangen, dass weder gute Einnahmen noch eine normale Atmosphäre in den Veranstaltungen zulässt. Nur in den Betrieben läuft das Geschäft. Wenn wir schon die Kinder vernachlässigen, sollten wenigstens die Maschinen pfleglich behandelt und am Laufen gehalten werden.