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Maskierte Schulkinder

Seite dem gestrigen Montag müssen in Baden-Württemberg die Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse auch im Unterricht einen Mund- und Nasenschutz tragen. Das ist eine Beeinträchtigung für alle, die Lehrenden, denen der Blick auf die Gesichter der Kinder zum Teil genommen wird, und für die Lernenden, deren Äußerungen an Verständlichkeit einbüßen. Nun gibt es Eltern, die sich mit dieser schulischen Maskierungspflicht nicht abfinden wollen. Sie berufen sich auf ihr Elternrecht, wenn sie der Schule untersagen wollen, von ihrem Sohn oder ihrer Tochter das Tragen einer „Alltagsmaske“ zu verlangen. Muss die Schule dieser Forderung entsprechen? Nein. Zwei rechtliche Gründe sprechen dagegen. Der erste ist die Regelungsbefugnis der Landesregierung. Wenn sie der Meinung ist, die Maske sei zur Epidemie-Bekämpfung notwendig, darf sie eine entsprechende Verordnung erlassen. Gegen diese kann allerdings der betroffene Bürger bzw. bei noch nicht volljährigen Kindern die Mutter oder der Vater juristisch angehen. Das könnte sogar Erfolg haben. Der zweite Aspekt hängt mit dem Schulgesetz zusammen. Dort ist vom Erziehungs- und Bildungsauftrag der Schule die Rede. Aus dem Erziehungsauftrag lassen sich Maßnahmen wie das Verhängen von Schulstrafen ableiten. Gegen die haben Eltern nur ein sehr begrenztes Widerspruchsrecht. Wenn also die Schulleitung die Maskenpflicht anordnet, haben die Schüler*innen „Folge zu leisten“, wie es so schön heißt. Wer das nicht tut, muss mit Sanktionen rechnen, die bis zum (zeitweiligen) Ausschluss aus der Schule gehen können. Allerdings sollte die Schule die vorgeschriebenen Verfahrensschritte beachten, sonst könnte die Maßnahme auf dem Rechtsweg zu Fall kommen.

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Heimlich Infizierte

Das mit dem Virus ist ein permanenter Lernprozess. Wir lernen, wie sich Grippe und Corona-Erkrankungen unterscheiden, damit wir wissen, was uns aufs Lager streckt. Wir sind in einer zweiten Corona-Welle, aber es gibt trotzdem keinen Lockdown wie im Frühjahr, weil nun in der goldenen Herbsteszeit so manches anders ist. 6000 Neuinfizierte im April sind – Achtung! – mehr als 6000 Neuinfizierte im Oktober. Weil wir damals weniger getestet haben. Daraus müssen wir schließen, dass die sechstausend Märzerkrankte eigentlich mit drei, vier oder fünf multipliziert werden müssen. Damals waren also viele Menschen angesteckt, die es nicht einmal dazu gebracht haben, dass man sie zählt. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute und haben eine gewisse Resistenz gegen Covid-19. Diese Menschen auszumachen ist unmöglich. Sie müssten auf Antikörper getestet werden, aber das geht wohl nicht. Und die sechs- oder siebentausend jetzigen Infizierten, womit müssen wir die malnehmen, um auf die rechte Zahl zu kommen? Häckerling ist nicht offiziell infiziert, er war es auch im Frühjahr nicht, aber ob er zu den heimlich Infizierten vom Lenz oder den Unbekannten von jetzt zählt, das kann ihm niemand sagen. Wenn ihm die Nase läuft, hat er dann was Schlimmes oder nur das, was in dieser nasskalten Zeit üblich ist? Schön wäre die Vorstellung, dass er wie Tramp heldenhaft die Krankheit bereits überwunden hat. Aber da fehlen ihm die sieben Ärzte, die ihn in den Zustand des Wissenden versetzen könnten. So bin ich also entweder offen uninfiziert oder heimlich infiziert. Sei’s drum.

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Klammheimliche Schadenfreude

Dass die Schadenfreude die schönste Freude sei, diesen Satz des einstigen Volksmunds darf man nicht mehr äußern. Das Adjektiv „klammheimlich“ ist seit den Tagen der RAF (Rote Armee Fraktion) verpönt. Damals hatte es Jürgen Trittin (als Attribut zum Substantiv „Freude“) zu Ehren gebracht, indem er es mit Blick auf einen Terroranschlag gegen einen Bankmanager (Buback) verwendete. Nun arbeitet sich die Weltgemeinschaft an Trumps mutmaßlicher Covid-19-Erkrankung ab. Ob er sie tatsächlich hat oder ob das Ganze ein Wahlkampf-Gag ist – geschenkt. Aber wie soll man denken und reden, wenn es den Corona- und Klima-Leugner tatsächlich erwischt haben sollte? Die Gedanken sind natürlich frei, aber die Worte sind es keineswegs. Alle beeilen sich, dem mutmaßlich Erkrankten Genesungswünsche zu schicken. Das gehört sich so und Häckerling will diese Form des Anstands auch nicht in Frage stellen. Aber dann hat er heute Morgen gelesen, dass der Präsident sich gestern Abend mit dem Dienstwagen unter seine Anhänger gemischt hat, die vor der Klinik für ihn demonstrierten. Wenn der tatsächlich krank ist, wäre das ein Skandal. Aber es ist auch skandalös, wenn er nicht krank ist, sondern nur eine Wahlkampf-Show abzieht. Denn dann spielt er mit der Pandemie und setzt sie für sich ein: Seht her, was ich für ein Kerl bin: Ich bin krank, aber nichts hält mich davon ab, meine Arbeit zu tun. Ich kein Weichei wie Biden. Mich haut nichts um. Ich bin euer starker Präsident – und ich werde es bleiben. Tolle Geschichte schreibt das amerikanische Leben.