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Klammheimliche Schadenfreude

Dass die Schadenfreude die schönste Freude sei, diesen Satz des einstigen Volksmunds darf man nicht mehr äußern. Das Adjektiv „klammheimlich“ ist seit den Tagen der RAF (Rote Armee Fraktion) verpönt. Damals hatte es Jürgen Trittin (als Attribut zum Substantiv „Freude“) zu Ehren gebracht, indem er es mit Blick auf einen Terroranschlag gegen einen Bankmanager (Buback) verwendete. Nun arbeitet sich die Weltgemeinschaft an Trumps mutmaßlicher Covid-19-Erkrankung ab. Ob er sie tatsächlich hat oder ob das Ganze ein Wahlkampf-Gag ist – geschenkt. Aber wie soll man denken und reden, wenn es den Corona- und Klima-Leugner tatsächlich erwischt haben sollte? Die Gedanken sind natürlich frei, aber die Worte sind es keineswegs. Alle beeilen sich, dem mutmaßlich Erkrankten Genesungswünsche zu schicken. Das gehört sich so und Häckerling will diese Form des Anstands auch nicht in Frage stellen. Aber dann hat er heute Morgen gelesen, dass der Präsident sich gestern Abend mit dem Dienstwagen unter seine Anhänger gemischt hat, die vor der Klinik für ihn demonstrierten. Wenn der tatsächlich krank ist, wäre das ein Skandal. Aber es ist auch skandalös, wenn er nicht krank ist, sondern nur eine Wahlkampf-Show abzieht. Denn dann spielt er mit der Pandemie und setzt sie für sich ein: Seht her, was ich für ein Kerl bin: Ich bin krank, aber nichts hält mich davon ab, meine Arbeit zu tun. Ich kein Weichei wie Biden. Mich haut nichts um. Ich bin euer starker Präsident – und ich werde es bleiben. Tolle Geschichte schreibt das amerikanische Leben.

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Demaskierte Leugner

Leugnen ist Alltag. Leugnen hilft, beruhigt, rettet. Schon Petrus hat sich mit seiner geleugneten Jüngerschaft vor Verfolgung gerettet. Kaum jemand, der gefragt wird, wie es ihm geht, sagt nicht „gut“, obwohl oft das Gegenteil der Fall ist. Leugnen erlaubt es, den Blick vor der Wirklichkeit zu verschließen. Nun ist es nicht immer so, dass Geleugnetes tatsächlich existiert. Wer eine Tat leugnet, kann sie begangen haben oder auch nicht. Zurzeit finden Leugner viel Aufmerksamkeit. Es gibt prominente Leugner der Mondlandung, des Klimawandels und der Covid-19-Pandemie. Man findet sie sogar unter Präsidenten. Das Leugnen ermöglicht es ihnen, auf Konsequenzen zu verzichten. Wenn sich das Klima nicht durch menschlichen Einfluss verändert, braucht der Mensch auch nicht sein Verhalten zu ändern. Wenn das C-Virus harmlos ist, sind Maßnahmen zum Schutz unnötig. Bei den Anti-Covid-19-Demonstranten kommen zum Leugnen der Gefahr noch der Ruf nach Freiheit und die Attacke auf die bösen Regierenden. Die haben nämlich die Absicht, die Bevölkerung zu unterdrücken, um ihre eigenen Interessen zu verfolgen. Dabei handeln sie als Marionetten der Kapitalisten. Die wollen nur eines, uns ausbeuten. Dazu haben sie das Virus erfunden. In der Regierung finden sie willfährige Knechte, die uns die Freiheit nehmen. Aber wackere Bürger lassen sich das nicht gefallen. Häckerling fragt sich allerdings, was die Kapitalisten und der Regierenden für Vorteile haben, wenn sie die Wirtschaft mit zum Erlahmen bringen. Das schadet doch den Geschäften und lässt Gewinne einbrechen. Doch dann höre ich, es gehe um die enormen Gewinne, die man mit einem Impfstoff gegen das Virus machen kann. Die Logik ist also: Man erfindet ein Virus und verdient dann Milliarden mit dem Impfen. Wenn es aber das Virus tatsächlich gibt und ich durch mein Leugnen seine Verbreitung erleichtere, dann betreibe ich erst recht das Geschäft der Pharmaindustrie. Vielleicht sind die Virus-Leugner ja in Wirklichkeit von ihr gekauft.

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Vernachlässigte Kinder

Endlich sagt man es deutlicher: Auf Seite1 der neuen Ausgabe der ZEIT ist zu lesen, dass nicht nur alte Menschen mit Vorerkrankungen, sondern auch die Kinder bei einer Pandemie das Recht auf Leben haben: auf freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit, (Spielen, mit Freunden reden), das Recht auf Bildung, auf Erziehung. Sie seien nicht nur potenzielle Virus-Schleudern, sondern die wahren „Systemrelevanten“. Häckerling kann jenen Satz mitsprechen, dass es absurd sei, den Erwachsenen wieder das Shoppen (mit Abstandhalten) zu erlauben, den Kindern aber die Spielplätze mit rotweißen Bändern zu versperren. Auch Spielen ist beim Einhalten von Abstandsregeln möglich. Dass sie darauf achten müssen, haben die Kinder in den letzten Wochen nachhaltig gelernt. Es gibt sicher auch genügend Mütter oder Väter, die aufpassen können. Hunde bekommen ihren Auslauf, Kinder nicht. Dabei seien auch Hunde in der Lage, das Virus transportieren, heißt es. Ein Plan zur schrittweisen Öffnung der Kitas und Schulen ist dringend geboten. Kinder, die bestimmte Bedingungen brauchen, um an Leib und Seele reifen zu können, dürfen nicht das Opfer einseitiger deutscher Gründlichkeit werden. PC und Smartphone ersetzen die Freiheit nicht. Die Folgeschäden mangelnder Entwicklungsmöglichkeiten sind durchaus mit den Folgen der Corona-Belastung gegenzurechnen.