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Rollender Rubel

Was man so alles erfährt in Zeiten des Krieges. Zum Beispiel, dass Deutschland täglich rund 200 Millionen (Euro oder Dollar?) an den russischen Staat zahlt für die Lieferung von Kohle, Erdöl und Erdgas. Mit diesem Geld kann der Kriegsverbrecher im Kreml locker seine Kosten für den Krieg gegen die Ukraine begleichen. Man kann verstehen, dass der ukrainische Präsident darüber erbost ist. Zugespitzt gesagt: Wie 1941 zahlen wir den Krieg gegen dieses Land, aber diesmal kämpft nicht die deutsche Wehrmacht, sondern wir lassen die Russen kämpfen. Natürlich ist das sehr zugespitzt, aber es ist ein Teil der Wahrheit, nämlich unserer Abhängigkeit von Russland. Die fanden wir mal gut, dachten wir doch, dass man den russischen Despoten mit Geschäften auf andere Gedanken bringen kann. Ein Irrtum, wie wir nun wissen. Jetzt droht der Tyrann in Moskau mit der Rubel-Forderung. Ihr müsst unsere Energie in unserer Währung bezahlen. Bis jetzt ist uns dazu nichts anderes eingefallen als der Hinweis, dass in den Verträgen etwas anderes stehe. Wer kennt diese Verträge? Niemand hat sie bisher veröffentlicht – oder hat Häckerling es nur nicht mitbekommen. Was machen wir nun? Wir sind abhängig vom russischen Gas, ergo müssen wir dem Kriegsherrn P. willfahren und durch den Kauf von Rubel seine Währung stützen. Auf dass er auch weiterhin ukrainische Städte bombardieren kann. Ob die Staatengemeinschaft des Westens, der anzugehören wir uns rühmen, diesen Weg gutheißen wird? Ob sie uns zubilligen wird, dass wir „halt“ abhängig sind, dass wir, die Bürger und die Wirtschaft, das Gas brauchen und also erpressbar sind? Wird der Rubel rollen? Auch unser Haus wird mit Gas beheizt. Wenn man uns den Hahn abdreht, wird es kalt im Haus und es gibt kein warmes Wasser mehr. Die Frage, die sich uns stellt: Sind wir dazu bereit? Oder sind wir wenigstens bereit, mehr zu zahlen für die Wärme? So werden die großen politischen Probleme plötzlich ganz hautnahe, („hausnahe“) Probleme.

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Russische Chance

Wir sind derzeit nicht gut zu sprechen auf alles Russische. Aber das pauschale Ablehnen ist natürlich falsch und unangemessen. Es gab sogar im Dritten Reich Menschen in aller Welt, die sich positiv über die deutsche Kultur, die Musiker, Denker, Schriftsteller, Wissenschaftler ausließen. Auch die deutsche Sprache konnte nichts dafür, wenn sie von ungebildeten Nazis missbraucht wurde. Puschkin, Dostojewski, Tolstoi sind nicht daran schuld, dass Männer wie Putin und Lawrow Lügen in russischer Sprache verbreiten. Zumal offenbar nicht alle Russen geschlossen hinter ihren Führern stehen. Dass eine junge Frau es wagte, in einem Staatssender ein Plakat gegen den Krieg in die Höhe zu halten, ist beeindruckend. Die Russen haben eine Chance. Wenn eine entschlossene Gruppe von schwer bewaffneten Militärs es schaffen würde, die Kriegsverbrecher im Kreml in ihre Macht zu bekommen, wäre das ein besonderes Zeichen. Wenn man sie dann an das Tribunal in Den Haag überstellen würde – noch besser. Vielleicht gibt es im Hintergrund einen Politiker, der pragmatisch denkt und das Selbstbestimmungsrecht der Völker respektiert. Auch Gorbatschow tauchte mal wie aus dem Nichts auf. Und wenn es zum Tyrannenmord käme? Es gibt Schlimmeres. Wir Deutschen haben es auch nur geschafft, Politiker aus der zweiten Reihe umzubringen (Erzberger zum Beispiel), sind aber bei AH gescheitert. Hätten die Attentäter Erfolg gehabt, wäre vielen Menschen bis Mai 1945 der Tod erspart geblieben. Und wo bleibt die Ethik? Auch wenn Jesus die Feindesliebe propagiert hat, man sollte nicht vergessen, dass er selbst das Opfer eines Justizmordes wurde.

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Steigende Preise

Die Wirtschaftswelt ist ein bisschen durcheinander. Man klagt über gestörte Lieferketten, knapper und damit teurer werdende Rohstoffe, schwindende Renditen. Als Gründe werden genannt: politische Störungen, klimabedingte Ernteausfälle, Beeinträchtigungen durch die Pandemie und der Krieg in der Ukraine. Das stimmt natürlich. Diese und weitere Faktoren machen der Wirtschaft zu schaffen, die Erträge sinken, die Aktionäre schimpfen, die Verantwortlichen äußern Sorgen und stellen Forderungen. Doch lassen wir die Wirtschaftsleute mal beiseite. Sie werden schon Mittel und Wege finden, dass sich die Gewinne in zureichendem Umfang einstellen. Ihnen bleibt zum Beispiel immer die Option, ihre Waren zu verteuern. Und damit kommen wir zu uns anderen, der ziemlich großen Gruppe der Konsumenten, derer, die auf den Kauf von Waren angewiesen sind. Sie müssen höhere Mietnebenkosten zahlen, weil die Energie teurer geworden ist, sie zahlen an der Tankstelle mehr, beim Bäcker, im Supermarkt oder beim Erwerb von elektronischen Geräten. Sie zahlen mehr und grummeln dabei. Oder sie zahlen nicht, weil ihnen die Ware zu teuer geworden ist. Daher treten jetzt die Sozialpolitiker auf den Plan und verweisen zu Recht darauf, dass manches für die Armen unerschwinglich wird. Deshalb müsse etwas geschehen. Aber was? Wenn das Geld nicht mehr reicht, muss man sich entweder einschränken, also frieren statt heizen, zu Fuß gehen statt mit dem Auto fahren, Nudeln essen statt Schnitzel, ein Kleidungsstück länger tragen als bisher üblich. Die Gefahr bei dieser Entwicklung: Das Volk wird unleidlich, es fängt an zu protestieren, es droht den Regierenden seine Gunst zu entziehen, radikal zu wählen, gelbe Westen anzuziehen oder vor öffentlichen Gebäuden Parolen zu skandieren. Denn das Volk hat die politischen Störungen in anderen Ländern nicht ausgelöst, die Pandemie nicht in die Wege geleitet und auch den russischen Feldzug nicht ausgelöst. Allenfalls beim Klima könnte man es als beteiligt ansehen. Was also tun? Die Politik will den Menschen Geld in die Hand drücken, damit sie sich beruhigen. Das wird nicht gehen, denn es wird immer zu wenig sein. Also: Helft den ganz Armen, aber löst euch von der Idee, man können mit Steuergeldern den durchschnittlichen Steuerzahler vor Unbill bewahren.