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Unspektakulärer August

Er war kein Rekordmonat, der August 2022. Fast mit Bedauern wird das gemeldet. Gewiss, er war immerhin eher warm und zu trocken und konnte so den Klimawandel einigermaßen bestätigen. Aber wir Menschen brauchen ständige Rekorde beim Wetter um daran zu glauben, dass es ernst ist mit der Veränderung des Klimas. Wir sind gut darin, unangenehme Meldungen abzuwehren. Hinweise darauf, dass sich eine Katastrophe anbahnt, nehmen wir sensationslüstern zur Kenntnis, aber dass dies eine Änderung unseres Lebensstils nach sich ziehen müsste, wehren wir energisch ab. Warum sollte ich mein Leben ändern? Sollen sich doch die anderen ändern, die Reichen zum Beispiel! Die, die sowieso an allem schuld sind. Ich soll weniger reisen? Warum denn? Das gehört zu meinem Leben; das steht mir zu; das habe ich mir verdient. Ich soll weniger Fleisch essen? Warum eigentlich? Man will mir auch noch das verwehren. Der Mensch braucht Fleisch, es ist gesund. Ohne Fleisch ist seine Ernährung unvollkommen. Schon immer hat die Menschheit Fleisch gegessen. Warum soll man das ändern? Ich soll die Heizung herunterdrehen? Auch das noch. Soll ich etwa frieren? Das wäre ja noch mal schöner. Ich soll sparen? Dass alles teurer wird, ist ein Skandal. Aber der Staat muss uns ja helfen, damit wir die Inflation nicht spüren. Dafür ist er da. Der August 2022 war ein schöner Ferienmonat, ein bisschen zu trocken vielleicht, aber richtig sommerlich. Er liefert keinen Grund, den Lebensstil zu ändern.

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Wärmende Ideen

Aus dem in der Ferne als abstraktes Phänomen Krieg ist ein sehr konkretes hiesiges Problem geworden. Während hinten weit im Donbass Raketen einschlagen, Menschen sterben und um militärische Vorteile gerungen wird, schlägt man hier die Schlacht um die winterliche Wärme. Ob der Mensch ein Recht auf eine bestimmte Raumtemperatur hat, werden die Gerichte klären müssen. Manche haben schon klug vorgesorgt und Elektrogeräte erworben, die eine angenehme Temperatur in den winterlichen Räumen schaffen sollen. Diese Vorsorglichen gehen offenbar davon aus, dass es an Elektrizität nicht mangeln werde. Da könnten sie recht haben, denn schließlich gibt es funktionierende Kohlekraftwerke und Atommeiler, die in den „Streckbetrieb“ geschickt werden können. Wie gut, dass wir von der Sorge ums Klima für eine Weile hochoffiziell dispensiert worden sind. In der Abwägung der Güter rangiert die warme Stube vor der CO2-Reduktion. Manche trauen dem Strom nicht und setzen aufs Holz. Inzwischen seien alle Vorräte an Brennholz ausverkauft, auch Kamine, in denen es verheizt werden kann, gibt es keine mehr. Wir dürfen uns also auf einen Winter freuen, in der die Luft vom Aroma verbrennenden Holzes erfüllt sein wird. Ich bekenne: Mir stinkt das. Wieder einmal zeigt es sich, dass in der Not der Grundsatz gilt. Rette sich, wer kann. Zuerst komme ich und dann kommt lange nichts. Das Gemeinwohl – ist das Wort eigentlich noch bekannt? – interessiert nur eine kleine masochistische Minderheit. Was für Zeiten!

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Erflehte Einsparungen

Man spürte dem MP mit dem Namen K gestern an, dass er erregt war. Immer wieder appellierte er an uns Bürgerinnen und Bürger, wir sollten sofort damit beginnen, Energie, vor allem Gas einzusparen. Gleichzeitig verwahrte er sich gegen den Erlass von Vorschriften zum Energiesparen. Nun darf sich jeder ausdenken, wie er seinen Sparbeitrag leistet. Dabei gäbe es zwischen Vorschriften und allgemeinen Appellen auch noch die Liste mit Vorschlägen, ein Angebot von Möglichkeiten. Der berühmte Duschkopf ist ein Beispiel. Wenn man einen erwerben will, muss man erkennen, dass er etwa das Dreifache eines Standardduschkopfs kostet. Wir lernen daraus: Wer sparen will, muss mehr Geld ausgeben. In den Baumärkten werden Heizgeräte gekauft. Mit denen kann man, wenn das Gas fehlt mit Strom Wärme erzeugen. Der Energieverbrauch wäre dadurch höher. Sparen sieht anders aus. Die öffentliche Verwaltung im Lande Württemberg wird es im Winter 2 Grad weniger warm in ihren Büroräumen haben. Wohlweislich wird verschwiegen, von welcher Ausgangswärme die zwei Grad abgezogen werden – von 23 oder von 21 Grad? Ungelöst ist das Heizproblem in den Schulen. Dort soll man wegen Corona regelmäßig lüften, das heißt die Wärme ins Freie lassen. Vielleicht hilft die Überlegung weiter, dass man feste Belüftungszeiten einführt und in diesen Minuten die Heizung zentral abschaltet. Das ginge zu Lasten der Hausmeister, denn digital schaffen wir das nicht. Auch würde es die pädagogische Freiheit reglementieren, weil in jedem Raum zur gleichen Zeit gelüftet würde und die Lehrkraft fremdbestimmt wäre. Ich schlage vor, dass wir auf einen warmen Winter hoffen. Dann würden wir mit wenig Heizen auskommen.