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Putinscher Kopf

Man sieht nicht, was in den Köpfen von Menschen vor sich geht. Das ist im Normalfall ohne Belang, aber beim russischen Präsidenten ein Nachteil. Was sind seine Ziele? Was wird er als Nächstes tun? Reicht ihm die Ukraine als Eroberung oder steht sein Sinn auch aufs Baltikum? Nun sehen wir zwar nicht in den Kopf des Puten, aber wir hören, was aus seinem Mund herauskommt: allerlei Wirres und Dunkles. Wer sich seiner Armee in den Weg stelle, müsse mit dem Schlimmsten rechnen, mutmaßlich seinen Atomwaffen. Abenteuerlich sind des Puten Geschichtsvorstellungen. Es ist ihm entgangen, dass es in der Ukraine bereits im 19. Jahrhundert nationalstaatliche Bestrebungen gab. Es ist ihm auch entgangen, dass die Bevölkerung des Landes mehrheitlich nicht dem russischen Reich einverleibt werden will. Er aber, der Pate Putin, schert sich weder um das Selbstbestimmungsrecht der Völker noch um die Opfer des Krieges. Er will offenbar ein neues Groß-Russland schaffen und sieht sich in der Nachfolge Peters des Großen und des Schlächters Stalin, die auch solche großspurigen Pläne verfolgt haben. Was ist also drin in Putins Kopf? Ein großes Ego und ein kleines Verantwortungsgefühl. Früher pflegten solche Figuren irgendwann ohne Kopf dazustehen, aber ich fürchte, dass dieser Pute mit seinem Kopf noch einige Zeit damit durch die Wand will. Weil er sich als den Größten dünkt, werden ihn weder anklagende Worte noch Sanktionen zu einer Raison bringen, deren es ihm eh mangelt.

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Chinesische Spiele

Auch wenn man sich wie Häckerling dem endlosen TV-Datenstrom aus China verweigert, auch wer sich nur begrenzt begeistern kann für die Zehntels- und Hundertstelsekunden, die über Gold, Silber und Bronze entscheiden, kommt nicht um diese Spiele herum, die vermessen genug sind, sich „olympisch“ zu nennen. Die alten Griechen-Götter können sich nicht mehr wehren gegen diese skandalöse Ausbeutung. Warum China Milliarden für dieses Event ausgibt, lässt sich denken: Propaganda zahlt sich aus. Auch hält sie das Volk ruhig. Ob durch die massenhafte Produktion das Klima geschädigt wird, geschenkt. Ob die Weltgemeinschaft dem Regime einen Persilschein in Sachen Menschenrechte ausstellt, wen juckt es? Die Show muss weitergehen. Wir gewöhnlichen Sterblichen werden nicht gefragt, ob wir das wollen. Der Sport drückt uns seine Ereignisse auf, sei es der Fußball, das Tennis, die Winterspiele. An Geld dafür ist kein Mangel. Die normalen Chinesen lassen sich alles gefallen. Wer aufmuckt, kommt ins Gefängnis. Auch hierzulande ist der Geldsport wichtig. Für unsere Athletinnen und Athleten ist uns nichts zu teuer. Dabei haben wir andere Probleme. Es gibt Menschen, die kaum mehr die Heizung bezahlen können, es stehen Änderungen an, die dem Klimawandel geschuldet sind und in allen Geldbeuteln zu spüren sein werden. Ich plädiere dafür, erst den CO2-Ausstoß zu halbieren und dann wieder über den Profisport nachzudenken.

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Unbeachteter Kepler

Das Land Baden-Württemberg, das sich seit Kurzem „The Länd“ nennt, rühmt sich gerne seiner Dichter und Denker: Schiller, Hölderlin, Hegel, Uhland und andere Geistesgrößen werden gerne dafür in Anspruch genommen. Sie sind es auch wert, ins Rampenlicht zu rücken. Aber bei einem, dessen Geburtstag sich 2021 zum 450. Mal gejährt hat, hüllen sich die politischen Größen und Institutionen in vornehmes Schweigen, bei Johannes Kepler. Immerhin lernt man im fortgeschrittenen Physik-Unterricht seine drei Gesetze. Aber wer sich dafür überhaupt nicht interessiert, ist das zuständige Ministerium. Dort beschäftigt man sich, so hat es den Anschein, lieber mit der Umorganisation der von Eisenmann hinterlassenen Strukturen. An und für sich ist die Schulverwaltung für MINT, für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Aber wenn dann ein höchst bedeutender Naturwissenschaftler wie Kepler Anlass böte, ihn auf den Scheffel zu stellen, bleibt man außen vor. Die nicht genug zu lobenden Frauen und Männer, die die fantastische Kepler-Ausstellung im Stuttgarter Haus der Wirtschaft vorbereitet haben, können sich nicht erinnern, dass aus dem Kultusministerium auch nur der Hauch eines Interesses gekommen wäre. Häckerling hat den Verdacht, dass sich hier eine Tradition fortsetzt, die vor über vierhundert Jahren in Tübingen ihren Anfang genommen. Weil Kepler sich dem Abendmahlsverständnis der Frommen im Lande nicht anschließen wollte, hat man ihm an der dortigen Universität keine Stelle geboten. Oder liegt es daran, dass Keplers Mutter in Weil der Stadt als Hexe verdächtigt wurde? Oder weiß man schlicht und einfach nicht, wo Kepler, ohne den die heutige Raumfahrt kaum möglich geworden wäre, aus dem Ländle oder aus „The Länd“ stammte?