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Verwurstelte Sprache

Statt dass es sich um die wesentlichen Fragen der Zeit kümmert, ergeht sich das Europa-Parlament in semantischen Verrenkungen, offenbar angetrieben von der Lobby der Landwirte und des Fleischerhandwerks. Darf eine Wurst diesen Namen tragen, auch wenn nichts Geschlachtetes in ihr ist? Darf ein Schnitzel so heißen, wenn es mit anderen Rohstoffen geformt wurde als den Resten eines tierischen Leichnams? Oder ist ein Burger nur dann einer, wenn er Fleisch enthält? Bisher konnte man im Supermarkt an der sprachlichen Zugabe „vegetarisch“ erkennen, dass ein Produkt frei von tierischen Beimengungen ist. Wer nicht völlig blind durch die Regalreihen schritt, war in der Lage, die Fleischtheke von der Nicht-Fleischtheke zu unterscheiden. Aber offenbar halten die Abgeordneten in Brüssel die Menschen für blöd. Das Wort „Wurst“ ist sehr alt und drückt aus, dass man etwas in etwas hineindreht. Es gibt Menschen, die wursteln sich durchs Leben, ohne eine Wurst zu essen. Es gibt Hanswurste, vielleicht sogar im Europaparlament, die kaspern herum. Wenn mir etwas wurst ist, dann habe ich keine Wurst in der Hand, sondern verhalte mich gegenüber etwas gleichgültig. Die Benennung von Würsten ist mir nicht wurst. Ich will mir nicht vorschreiben lassen, dass ich nur als Fleischesser Würste konsumieren darf. Ich beharre auf der fleischlosen Wurst, denn das Wort verrät mir, welche Form das Nahrungsmittel hat, dass es nämlich irgendwie „verwurstet“ wurde. Dass ein Schnitzel nicht aus Holzschnitzeln, zum Beispiel Sägemehl, besteht, sondern entweder aus einem Tier herausgeschnitten wurde oder aus einem Tofustück, das weiß vermutlich jeder mündige Einkaufende. Und die unmündigen? Die sollen sich erkundigen.

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Geschichte Gesellschaft Krieg

Schwierige Solidarität

Unsereins ist aufgewachsen mit den Berichten über die Gräuel des deutschen Staates. Er hat Krieg gegen die halbe Menschheit geführt, sich brutal in den besetzten Ländern aufgeführt und an sich gerissen, was ihm nicht gehörte. Im Namen des deutschen Volkes wurden Millionen Menschen in Vernichtungslagern umgebracht, weil sie jüdischer Herkunft oder Sinti und Roma oder behindert waren. Aus der martialischen Geschichte von 1933 bis 1945 erwuchs ein Pazifismus, der bei vielen unser Generation in die Kriegsdienstverweigerung mündete. Und die antisemitische Gewaltorgie schlug sich als Solidarität mit den Menschen jüdischer Provenienz und mit dem Staat Israel nieder. Der war zunächst der David, der sich gegen die arabischen Goliaths erfolgreich wehrte. Es gab Zeiten, da freute man sich über Siege Israels und war einverstanden mit der Ausweitung des Staatsgebiets in Jordanien, Syrien und auf der arabischen Halbinsel. Nun ist das Land kein David mehr, sondern ein Goliath. Es führt Krieg gegen die ganze Region, um sein Existenzrecht zu untermauern. Bei diesem Vorgehen gibt es offenbar Verstöße gegen das Völkerrecht. Manche haben kein Problem damit, dies zu geißeln und sich unverhohlen auf die Seite der Palästinenser zu schlagen. Das fällt mir schwer. Der Spagat, sich gegen die Politik der israelischen Regierung zu stellen und gleichzeitig alles Judenfeindliche zu geißeln, fällt schwer. Aber er ist wohl unausweichlich. Die Menschenrechte sind unteilbar. Sie gelten dem bedrängten jüdischen Volk und den von Israel brutal attackierten Menschen in Gaza. Es wird Zeit, dass sich die Vernünftigen auf beiden Seiten durchsetzen und sowohl den arabischen Terroristen als auch den Nationalisten in Israel die Macht aus der Hand genommen wird.

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Finanzen Politik

Knappes Geld

Geld hat man nie genug. Diese Erfahrung macht nun auch die schwarz-rote Bundesregierung. Obwohl ihr noch die Reste der Ampelkoalition zur Lockerung der Schuldenbremse und zum unbegrenzten Geldausgeben fürs Militärische verholfen haben – wer es vergessen hat: Es ging um eine Billion Euro –, reicht ihr das Geld immer noch nicht. Schon 2027 werden 30 Milliarden fehlen. Woran liegt es? Wenn das Geld knapp wird, dann hat man zu viel davon ausgegeben: aktuell für die Erweiterung der Mütterrente, die Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie, die Erhöhung der Pendlerpauschale, die Aufrüstung. Aber wo holt man das nun fehlende Geld? Bei den Bürgern. Man kürzt das Bürgergeld. Aber das wird nicht reichen. Daher geht es jetzt den Klimakosten an den Kragen. Warum sollen jene, die sich für einen fünfstelligen Betrag Solarmodule aufs Dach haben bauen lassen, auch noch Geld für den erzeugten Strom bekommen? Weitere Vorschläge: Man erhöht den Preis für das Deutschland-Ticket (das läuft schon), man verstaatlicht das Eisenbahnschienennetz und führt Gebühren für dessen Nutzung ein. Man könnte die Wälder abholzen die frei werdenden Flächen der Industrie verkaufen, man verzichtet auf die Kontrolle von Umweltauflagen in der Landwirtschaft, beim Bauen, in der Industrie. Man streicht das Ziel der Klimaneutralität und schafft die Umweltministerien ab. Auch könnte man die Rentenzahlungen an Menschen über 80 kürzen, weil die lang genug gelebt haben. Natürlich könnte man auch die Zuschüsse an die Pflegeversicherung streichen. Wer sich pflegen lassen will, soll es selbst bezahlen. Mit diesen und anderen Maßnahmen könnte man die Staatskasse entlasten.